Spion auf der Flucht
Jetzt ist er weg.
Andy, wie kennen den Wagen. Entsinnst du dich nicht? Das Nummernschild.“
„Ich weiß nicht, was du meinst.“
„O Mann! Es endet auf 2110. Das fiel
mir auf. Ich mußte lachen. Weil ich doch am 21.10. Geburtstag habe, einerseits
— und schon lange auf einen Audi scharf bin, andererseits. Weißt du nicht mehr,
wo wir den Wagen gesehen haben?“
„Ich weiß überhaupt nichts. Du hast
keinen Ton gesagt.“
„Wir haben den Wagen beim Campingplatz
gesehen.“
Andy überlegte. „Jetzt entsinne ich
mich. Das war letzten Sonntag, als wir am Campingplatz Ruhleben vorbeikamen.“
„Nein. Es war vor etwa sechs Wochen.
Beim Campingplatz Lerchenwald. Der Audi parkte dort, wo die Wagen der
Dauer-Camper stehen.“
Andy pfiff durch die Zähne. „Das ist
ein Gesichtspunkt. Vielleicht campt er, der Mistkerl. Wir können ja mal
nachsehen. Aber nicht sofort und nicht heute. Erst lassen wir die Sache ein
bißchen abkühlen. Jetzt ist er noch vollalarmiert, der Kotzbrocken.“
20. Von makelloser Schönheit
Den Samstagnachmittag verbrachte die
TKKG-Bande bei Gaby.
Der Kommissar war zwar noch im
Präsidium, aber Margot Glockner hatte eine Erdbeertorte gebacken; und da sagte
selbst Tim nicht nein.
Sie aßen zu fünft am Tisch. In den
Tassen schimmerte rotbraun der Ceylon-Tee.
Klößchen hätte zwar lieber Kakao
getrunken. Aber Tims warnender Blick hielt ihn davon ab, das zu äußern.
Oskar trottete herein, setzte sich auf
den Teppich, bemühte den linken Hinterlauf, um sich ächzend hinter dem Ohr zu
kratzen, und rollte sich dann vor einem Sessel zusammen.
„...und so wäre zum Ende der Woche
berichtsmäßig festzuhalten“, erklärte Tim Gabys aparter Mutter, „daß mit Paul
Rohde der rücksichtslos Typ gefaßt wurde, der den armen Picasso — ich meine Dr.
Lattmann — über den Haufen gefahren hat, daß die Bankraubbeute wieder
beigebracht wurde, und daß Krawutschke für längere Zeit in den Knast wandert.“
„Fehlt nur noch Dicknase, der
Bankräuber“, sagte Karl.
„Den kriegen wir auch“, meinte Klößchen
— und blickte Frau Glockner fragend an, bevor er sich das dritte Stück
Erdbeertorte nahm.
„Nicht zu vergessen Bert und Andy“,
sagte Gaby. „Aber Papi meint, die hätten nur kleines Format. Sowas wie die
bedroht die Sicherheit unseres Rechtsstaates nicht.“
„Den bedrohen ganz andere“, meinte Tim.
„Die Namen liest man jeden Tag auf der Titelseite der Zeitungen.“
Margot Glockner hob die
feingeschwungenen Brauen. Tims Einstellung zum politischen Alltag erschien ihr
manchmal ein bißchen zu schwarzseherisch.
Das Telefon klingelte.
„Ist bestimmt Papi“, sagte Gaby, „und
er bittet darum, ihm ein Stück Torte aufzuheben.“
„Au Backe!“ seufzte Klößchen. „Und
ausgerechnet ich habe wieder das letzte.“
„Du hattest das erste, das letzte und
auch zwischendurch die meisten“, sagte Tim. „Es ist unglaublich, wie schnell du
ißt. Alles andere geht bei dir verdammt langsam.“
„Nicht nur“, widersprach Klößchen. „Ich
kann auch schnell.“
„Was denn zum Beispiel?“ forschte Gaby.
„Du gehst langsam, radelst langsam, turnst langsam, schreibst langsam, rechnest
langsam. Was geht schnell?“
„Ich werde schnell müde“, grinste
Klößchen.
Frau Glockner war am Telefon und
redete.
Aber nicht mit ihrem Mann.
„Davon weiß ich ja gar nichts“, sagte sie.
„Ein Gemälde von meiner Tochter? Wer hat das veranlaßt? Tim? Und sein Freund
Willi? Die sind gerade bei mir. Ja, ich rufe Sie wieder an, Herr... Verzeihung,
wie war der Name? Blassmüller? Ja, Herr Blassmüller. Auf Wiederhören.“
Sie kam aus dem Flur zurück.
Gaby saß kerzengerade. Ihre
Kornblumenaugen waren weit vor Erstaunen.
Tim und Willi grinsten.
„Es sollte eine Überraschung sein“,
erklärte Tim. „Weil wir doch dem berühmten Kunstmaler Blassmüller aus seiner
Bredouille (Schwierigkeit) geholfen haben, wird er sich erkenntlich
zeigen. Er wollte uns malen — Willi und mich. Aber wir hatten einen anderen
Vorschlag. Nur jemand von makelloser Schönheit, sagten wir uns, verdient es,
durch seine geniale Malkunst verewigt zu werden. Deshalb wird er Gaby pinselmäßig
auf die Leinwand bannen. Wir kriegen das Gemälde und hängen es im Adlernest
auf. Über meinem Bett.“
Ein zartes Rot überhauchte Gabys
Wangen.
Margot Glockner lächelte. „Sowas
passiert nicht jedem Mädchen“, sagte sie zu ihrer Tochter. „Blassmüller will wissen,
wann du ihm Modell sitzen
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