Spion der Liebe
Leidenschaft.
»Möchten Sie ein Bad nehmen, Signore?« fragte das Mädchen mit einem Lächeln, das noch andere Genüsse versprach.
Aber Beau ging nicht darauf ein. Vorerst nicht. »Ja. Und bring mir noch eine Flasche Grappa.« Soll Serena Blythe in der Hölle schmoren, dachte er.
Am Nachmittag des zweiten Tages hatte er eine Kiste Grappa geleert, und er konnte die Nähe des Mädchens nicht mehr ertragen. Ein Blick in den Spiegel schockierte ihn.
Entschlossen öffnete er die Tür des Schlafzimmers und erteilte mit durchdringender Stimme seine Befehle – heißes Wasser, ein Barbier, eine Mahlzeit. Außerdem mußte man seine Sachen packen und ein schnelles Pferd satteln.
Während Beau seine Reise nach Florenz vorbereitete, kniete Serena vor einem Nachttopf und erbrach. Hatte sie sich unterwegs irgendeine Krankheit geholt?
Bei der Ankunft war ihr von den Essensgerüchen in der Küche ihrer Vermieterin übel geworden. Früher hatte sie diese intensiven Düfte kaum wahrgenommen. Erschöpft von der Reise schlief sie bis zum nächsten Vormittag, dann schickte sie den Castellis eine Nachricht.
Julia eilte sofort zu ihr, und Serena beruhigte ihre aufgeregte Freundin. Nein, in Mailand sei ihr nichts zugestoßen. Ja, sie habe Lord Rochefort getroffen. Jetzt würde er sich vermutlich in Piacenza aufhalten. Nein, Massena sei kein Ungeheuer mit drei Köpfen und Pferdefüßen. Allerdings könne man’s Solignac durchaus Zutrauen, einen Pakt mit dem Teufel zu schließen. Für Geld würde der alles tun. Ja, sie sei froh über ihre Rückkehr nach Florenz. Natürlich würde sie am Donnerstag die Soiree der Castellis besuchen, so wie üblich. »Aber ich flehe dich an, sag Vater Danetti nicht, daß ich wieder da bin! Ich will weder seine Gebete hören noch seine schmachtenden Augen sehen. Zumindest nicht bis Donnerstag.«
»Irgendwann mußt du einem deiner Verehrer das Jawort geben«, meinte Julia lächelnd. »Es ist grausam, so viele Männer wochen-und monatelang hinzuhalten.«
»Tut mir leid, ich will nicht heiraten. Und ich wäre dir sehr dankbar, wenn du’s überall herumerzählen würdest.«
»Das werden deine Bewunderer gewiß nicht akzeptieren, Liebes. Du mußt es ihnen schon selber sagen.«
»Als ob ich’s nicht tausendmal versucht hätte!« seufzte Serena.
»Lord Rochefort schien sehr besorgt um deine Sicherheit. Eigentlich dachte ich, er würde mit dir nach Florenz zurückkommen.«
»Nun, ich glaube, er ist sehr beschäftigt«, erwiderte Serena und bemühte sich, möglichst unbefangen zu sprechen. »Soviel ich weiß, erledigt er geheime Aufträge für den Premierminister.«
»Jedenfalls bin ich froh, daß er sich um dich gekümmert hat.«
»Ja, das war sehr nett von ihm.«
»Am Donnerstagabend wirst du alle unsere Freunde Wiedersehen, ich will sie bitten, dich nicht mit endlosen Fragen nach deiner Entführung zu bestürmen. Wie wundervoll, daß du wieder da bist!« Liebevoll griff Julia nach Serenas Händen. »Wir hatten solche Angst um dich.«
Nun schilderte Julia die neuesten Ereignisse in Florenz und versicherte, die junge Mutter mit ihren beiden Kindern sei wohlbehalten aus Parma eingetroffen und habe bereits ein Quartier gefunden.
Nachdem sich die Freundin verabschiedet hatte, schlief Serena wieder ein. Den Großteil der nächsten Tage verbrachte sie im Bett, seltsam geschwächt und meistens den Tränen nah. Wenn sie wach war, betrachtete sie die Porträts von Beau – mehrere Gemälde, an die Wände gelehnt, die kleineren, die sie aufgehängt hatte, und ein unvollendetes Bild auf der Staffelei. Obwohl sie wußte, daß sie an seiner Seite kein Glück finden würde, sehnte sie sich immer noch nach ihm.
Niemals würde er sie lieben – und auch keine andere Frau. Männer von Beaus Kaliber kannten keine romantischen Gefühle. Sie beschloß, die Porträts wegzuräumen und in Zukunft Landschaften auf ihre Leinwände zu bannen. Statt dessen begann sie einen neuen Beau St. Jules zu malen.
Am nächsten Morgen übergab sie sich wieder, ebenso am übernächsten. Die Vermieterin brachte ihr gerade die Wäsche, als Serena eine Entschuldigung hervorwürgte und zur Toilette stürmte. Danach half ihr Signora Calvacanti ins Bett. »Als ich meine Söhne erwartete, war mir morgens auch immer übel«, erklärte sie in beiläufigem Ton und legte ihr einen feuchten, kalten Lappen auf die Stirn. »Die Mädchen haben mir weniger Mühe bereitet.«
Bei diesen Worten drehte sich Serenas Magen erneut um. »Oh – ein
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