Spion der Liebe
hochgewachsene Gestalt und das gewinnende Lächeln wiesen auf die Verwandtschaft zwischen dem blonden Mann und dem Earl hin.
Seufzend stellte Beau sein Glas ab. »Ich hätte dir eine Nachricht schicken sollen. Darf ich dich mit Miss Blythe bekannt machen? Serena, das ist mein Onkel, Damien St. John.«
»Es ist mir ein Vergnügen, Miss Blythe.« Höflich verneigte sich der Botschafter. »Beau, wenn ich dich unter vier Augen sprechen könnte … Es dauert nicht lange.«
»Natürlich. Du entschuldigst uns doch, Serena?«
Beau lächelte ihr zu, dann folgte er seinem Onkel in den Salon.
»Tut mir leid, daß ich einfach hier hereinplatze«, begann Damien mit gedämpfter Stimme. »Kurz nachdem Soares mich über den Zwischenfall informiert hatte, kam McDougal zu mir. Da du mich nicht in der Botschaft besucht hast, wuchs meine Sorge, und ich wollte mich mit eigenen Augen vergewissern, daß du unverletzt bist. Ramos versuchte, mich zurückzuhalten. Also zieh ihn bitte nicht zur Rechenschaft. Ich weiß, du wolltest einen ungestörten Abend mit deiner Begleiterin verbringen. Das verstehe ich. Sei deinem alten Onkel nicht böse. Hätte ich bloß auf Emma gehört! Sie meinte, ich würde mich zum Narren machen.«
»Unsinn, es ist meine Schuld. Ich hätte mich sofort nach meiner Ankunft bei dir melden müssen. Nun, wie du siehst, erfreue ich mich bester Gesundheit. Ist Vivian wieder in England?«
»Ja, vor ein paar Monaten fuhr sie nach London, und sie wird noch ziemlich lange dort bleiben.«
Da sie alle St. Johns und St. Jules verabscheute, hatte sie Beaus Familie natürlich nicht besucht, und deshalb erfuhr er erst jetzt von ihrer Heimkehr. »Dann will ich dir herzlich gratulieren.«
»Das ist vielleicht verfrüht. Trotzdem – vielen Dank.«
»Weiß Papa schon Bescheid?«
»Bis jetzt habe ich noch niemanden informiert. Du bist viel zu scharfsinnig. Aber genug davon«, fügte Damien hastig hinzu. Vorerst mochte er seine Hoffnung, bald in aller Offenheit mit Emma zusammenzuleben, nicht erörtern. »Da ich mich von deinem Wohlbefinden überzeugt habe, werde ich dich nicht länger von der schönen jungen Dame fernhalten.«
»Deine Sorge hättest du dir sparen können. Nicht ich war in Gefahr, sondern Serena.«
»Irgendwie erinnert mich ihr Name an jemanden. Sollte ich sie kennen?«
Beau zögerte, weil er nicht wußte, ob Serena ihre Identität geheimhalten wollte. »Das bezweifle ich.«
»Blythe – kein häufiger Name … War da nicht …« Plötzlich leuchteten Damiens Augen auf. »In Cambridge hat ein Robbie Blythe mit mir studiert. Später baute er sich eine palladianische Prachtvilla in Gloucestershire.
Ich sah die Skizzen seines Architekten in der Royal Society, und ich war restlos begeistert von diesem Haus.«
»Vor vier Jahren hättest du’s ersteigern können. Nachdem Blythe in bitterer Armut gestorben war, mußte sein gesamter Besitz verkauft werden.«
»Ist Serena seine Tochter?«
»Ja. Sie schlich sich in Dover an Bord der Siren, als blinder Passagier.«
»Großer Gott!« murmelte Damien erschrocken. »Bring sie in die Botschaft. Emma wird das Mädchen unter ihre Fittiche nehmen.«
»Da muß ich Serena erst mal fragen«, erwiderte Beau, und sein Onkel starrte ihn entgeistert an. »Wahrscheinlich will sie gar nicht unter irgendwelche Fittiche genommen werden. Sie fährt nach Florenz, um Kunst zu studieren.«
»Ohne Geld?« fragte Damien skeptisch.
»Oh, sie ist keineswegs mittellos.«
»Aber – ganz allein in einer fremden Stadt …«
»Dort hat sie Freunde.«
»Ich verstehe«, erwiderte der Botschafter leise. »Und du möchtest ihre Gesellschaft nicht entbehren.«
»Offen gestanden, nein. Aber du kannst sie natürlich fragen, ob sie bereit ist, dich zu begleiten.«
»Jetzt?« Damien fühlte sich verpflichtet, die Tochter eines alten Bekannten zu schützen.
»Wenn du willst…« Einladend zeigte Beau zur Terrasse.
Die Rückkehr der beiden Männer verblüffte Serena. Und dann konnte sie ihre Überraschung nicht mehr verbergen, als Damien ihr vorschlug, die britische Botschaft aufzusuchen und sich in die Obhut seiner Kusine Emma Pares zu begeben, die ihm in Abwesenheit seiner Frau den Haushalt führen würde. »Ich kannte Ihren Vater, meine Liebe.«
Verwundert wandte sie sich zu Beau, der ihr mitteilte: »Mein Onkel und dein Vater haben zusammen in Cambridge studiert. Soeben erinnerte sich Damien an den Namen Blythe.« »Sein Tod betrübt mich zutiefst«, beteuerte Damien. »Bitte, nehmen Sie
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