Spion der Liebe
»Jetzt kümmere ich mich um dich.«
»Für einen Wüstling bist du viel zu nett«, meinte sie und lächelte schwach.
»Was weißt du denn über Wüstlinge?« Beau setzte sich zu Serena und strich ihr das Haar aus der Stirn.
»Angeblich sind sie furchtbar selbstsüchtig.«
»Nun, vielleicht bin ich auch so.«
»Mag sein. Aber im Augenblick will ich darüber hinwegsehen und mich von deinem Charme betören lassen.«
»Ruh dich erst mal aus, bis der Arzt kommt.«
»Ich brauche keinen Arzt. Wirklich, Beau, mir geht’s großartig.«
»Das soll der Doktor beurteilen. Muß ich dich ans Bett fesseln?«
»Je nachdem …« Herausfordernd schaute sie ihn an, und sein Herz begann sofort schneller zu pochen.
»Darüber werde ich nachdenken, wenn der Arzt gegangen ist«, erwiderte er und nahm ihr Gesicht in beide Hände. »Falls du jetzt brav bist.«
»Küß mich«, flüsterte sie voller Sehnsucht nach seiner Leidenschaft, von dem Wunsch beseelt, die schrecklichen Erinnerungen an diesen Nachmittag zu verdrängen. Ihre bebenden Hände umfaßten die Revers seiner Redingote. »Jetzt brauche ich einen Kuß. Bitte!«
Bestürzt las er das Grauen in ihren Augen und hauchte einen Kuß auf ihre Lippen. »Beruhige dich, ich bin ja bei dir.«
»Liebe mich …«
»Sobald der Doktor dich untersucht hat. Wenn er mir versichert, daß du unverletzt bist.«
»Ich bin nicht verletzt«, beteuerte sie fast hysterisch, getrieben von dem übermächtigen Bedürfnis, in die schöne Welt der Sinnenlust zu fliehen. »Und ich will keinen Arzt sehen.« Da küßte er sie, bis ihr der Atem ausging, bis sie zu zittern aufhörte. Sein Mund glitt an ihrem Hals hinab, zum Busenansatz über dem Spitzenrand ihres Hemds.
Stöhnend schlang sie die Finger in sein Haar, als er den zarten Stoff nach unten schob, um eine ihrer rosigen Brustwarzen zu berühren. »Fühlst du dich jetzt besser?«
»O ja«, wisperte sie und hob ihm ihre Brüste entgegen.
»Wir sollten warten …«
Entschieden schüttelte sie den Kopf.
»Bis der Arzt hier war«, flüsterte er und nahm die harte Knospe in den Mund.
Serenas Protest verstummte mit einem wohligen Seufzer. Ohne die Kontrolle zu verlieren, liebkoste er sie, bis der Hotelier an die Tür klopfte und die Ankunft des Doktors meldete.
»Sag ihnen, sie sollen verschwinden!« drängte Serena.
»Willst du ans Bett gefesselt werden oder nicht?«
Sie zögerte nur kurz. »Also bestehst du darauf, den Doktor zu empfangen?«
»Allzulang wird er dich nicht belästigen.«
»Ich werde ihm erklären, ich sei kerngesund.«
»Dann wird er sicher bald wieder gehen.«
»Vielleicht bin ich dir einen gewissen Gehorsam schuldig.«
»Ist es nicht höflich von mir, dich nicht darauf hinzuweisen?« erwiderte er grinsend, sprang auf und öffnete die Tür.
Nur mühsam verbarg er seine Überraschung. Der Mann, der vor ihm stand, war ein häufiger Gast im Haus seines Onkels.
»Freut mich, Sie wiederzusehen, Beau!« rief Dr. McDougal freundlich. »Wie ich von Ramos erfahren habe, brauchen Sie meine Dienste.« Der große, rotblonde Schotte hatte vor zehn Jahren eine reiche Lissabonner Witwe geheiratet und sich in der britischen Kolonie niedergelassen. So wie Damien sammelte er antiquarische Bücher und antike griechische Kunstwerke.
Offenbar hatte der Hotelier angenommen, der Neffe des Botschafters würde den Arzt seines Onkels bevorzugen. Da Beau dem liebenswürdigen Mann nicht die Tür vor der Nase zuschlagen konnte, mußte er die peinliche Situation wohl oder übel meistern. »Kommen Sie herein. Eine Dame, die mit mir nach Italien reist, benötigt Ihre Hilfe. Heute nachmittag wurde sie in eine gefährliche Auseinandersetzung verwickelt und fiel in Ohnmacht. Da sie eine Zeitlang bewußtlos blieb, dachte ich, sie sollte von einem Arzt untersucht werden.«
»Sehr richtig, mein Junge«, stimmte Douglas McDougal zu. »Dann wollen wir uns die Dame mal ansehen.« Auf dem Weg ins Schlafzimmer fragte er: »Haben Sie Ihren Onkel schon besucht?«
»Wir sind eben erst eingetroffen. Und nach dem unerfreulichen Zwischenfall im Hafen war ich sehr beschäftigt.« In knappen Worten schilderte Beau die Ereignisse.
Serena saß im Bett, die Decke bis ans Kinn hochgezogen. Die dröhnende Stimme mit dem schottischen Akzent bereitete ihr Unbehagen. Die Anonymität eines portugiesischen Arztes wäre ihr angenehmer gewesen.
Aber nachdem Beau sie mit Dr. McDougal bekannt gemacht hatte, zerstreute der freundliche Mann alle ihre Bedenken. Er stellte
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