Spion der Liebe
die junge Dame zahlen? Das interessiert mich.«
»In diesen Taschen verwahre ich knapp hunderttausend. In Gold.«
»Diese Summe genügt mir.«
»Werden Sie Massena über unser Geschäft informieren?«
»Wahrscheinlich nicht.« Solignac zuckte die Achseln. »Hätten Sie jetzt Lust auf einen Grappa, nachdem wir uns geeinigt haben?«
»Nein, danke.« Ungeduldig erhob sich Beau und stellte die Taschen auf den Tisch.
»Vor langer Zeit kannte ich eine Frau, die mich ebenso erregte, wie Miss Blythe Ihre Leidenschaft zu entfachen scheint. Um dieses Gefühl beneide ich Sie, Rochefort.«
»Und ich weiß Ihr Verständnis zu schätzen«, entgegnete Beau und nahm zwei prall gefüllte Lederbeutel aus den Taschen.
»Wenn’s um solche Beträge geht, verstehe ich alles«, erklärte Solignac grinsend. »Sie finden die Dame drei Türen weiter, an der rechten Seite des Flurs. Da drüben auf der Kommode liegt der Schlüssel. Ich wußte nicht, ob Miss Blythe einen Fluchtversuch unternehmen würde. Deshalb habe ich sie sicherheitshalber eingesperrt.«
»Noch etwas.« Beau steckte den Schlüssel in seine Tasche. »Wann brechen Sie auf?«
Offenbar kann er keine Zeugen gebrauchen, dachte der Stabschef. »Sobald die Pferde gesattelt sind.«
»Dann wünsche ich Ihnen einen angenehmen Tag, Colonel.« Beau verbeugte sich höflich, aber sein Lächeln wirkte etwas gezwungen.
»Und ich Ihnen, Lord Rochefort. Sicher wird Ihnen das Essen in diesem Gasthaus schmecken. Die Wirtin kocht ganz ausgezeichnet.«
Vermutlich würde der junge Engländer eine Zeitlang hierbleiben, nachdem er Mademoiselle zurückerobert hatte.
»Besten Dank für den Hinweis«, erwiderte Beau und eilte aus dem Zimmer.
23
Ein paar Sekunden lang blieb er vor Serenas Tür stehen und holte tief Atem, um sich zu beruhigen. Dann klopfte er an. Aber er wartete keine Antwort ab, drehte den Schlüssel im Schloß herum und trat ein.
Verwirrt sprang sie aus dem Bett. »Du kannst nicht hereinkommen.«
»Zu spät«, entgegnete er und warf die Tür hinter sich zu.
»Ich will dich nicht sehen!«
»Schau doch woandershin.«
Serena rang mühsam nach Fassung. »Offenbar hast du Solignac bestochen. Er kennt noch weniger Skrupel als Massena.«
»Gar keine, Liebling«, erwiderte Beau und grinste triumphierend.
»Ich bin nicht dein Liebling!« zischte sie. »Vor drei Monaten hast du mich in Florenz verlassen. Und ich habe dich vergessen.« Herausfordernd hob sie das Kinn.
»Tatsächlich?«
»Ja«, log sie. »Deshalb wäre ich dir dankbar, wenn du nicht in mein Leben zurückkehren würdest. Gewiß, die Zeit mit dir war vergnüglich. Aber jetzt verfolge ich andere Interessen.«
»Zum Beispiel Juwelen. Die Smaragde, die du von Massena bekommen hast, sind ziemlich kostbar, nicht wahr? Erstaunlich, daß du so früh abgereist bist, statt ihm weitere Pretiosen zu entlocken. Habe ich dich in die Flucht geschlagen?«
»Solignac nahm mich in den Uffizien gefangen, nachdem er mehrere Gemälde konfisziert hatte. Warum sollte ich mich für Massena interessieren?«
»Offensichtlich hast du dich amüsiert, als ich in seinen Spielsalon kam.«
Serena erinnerte sich schuldbewußt, wie oft sie an jenem Abend gelacht hatte. »Nun, die Offiziere waren sehr freundlich.«
»Auch ich kann freundlich sein. Also sei vernünftig. Ich biete dir die Position meiner Geliebten und meinen Schutz an. Wahrscheinlich werden die Österreicher den Waffenstillstand bald brechen. Wenn du hierbleibst, wirst du mitten ins Kriegsgeschehen geraten.«
»Oh, du bietest mir die Position deiner Geliebten an?« Ihre eisige Stimme hätte einen Mann mit geringerem Selbstvertrauen vollends entmutigt. »Muß ich mich geehrt fühlen? Die wievielte wäre ich?«
Es dauerte eine Weile, bis er antwortete. »Bis jetzt hat noch keine Frau die offizielle Position meiner Geliebten eingenommen.«
»Dann erweist du mir tatsächlich eine hohe Ehre. Womit habe ich die Wertschätzung des berühmtesten Londoner Wüstlings verdient? Mit meinen Küssen? Mit meinen aufregenden Liebeskünsten? Oder mit meinem Geschick am Spieltisch?«
»Bist du fertig?« Ihr Hohn traf ihn wie ein Schlag ins Gesicht. Voller Bitterkeit dachte er an all den Cognac, den er getrunken hatte, um Serenas Bild aus seiner Fantasie zu verbannen.
»Nur noch eine Frage. Was geschieht, wenn ich dein Angebot ablehne?«
»Das gestatte ich nicht.«
»Ich verstehe. Und wie lange werde ich deine Geliebte bleiben?«
»Warten wir’s ab. Jedenfalls gehörst du vorerst
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