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Spion Für Deutschland

Spion Für Deutschland

Titel: Spion Für Deutschland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Berthold
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Frenchman-Bai über Portland, Boston nach New York rekonstruiert, und ich habe jeden ihrer Schritte in New York wiedergegeben. Ein ganzes Heer von Zeugen wartet vor der Tür, und wir können umgehend mit ihrer Vernehmung beginnen... Ich möchte hier aber mit einer ganz anderen Sache in die Verhandlung eintreten.«
    Seine scheinbare Schläfrigkeit, seine müde Distanz, seine pedantische Sachlichkeit fielen mit einem Schlag von ihm ab. Er stand jetzt da, kalt, zynisch, energisch. Er richtete sich auf. Seine Stimme wurde durchdringend, sein Blick wanderte von einem zum anderen, über uns, die Angeklagten, die Verteidiger, die Kommission, zurück zu den Zuschauern.
    »Ich habe hier den Beweis anzutreten, daß die beiden Angeklagten in der Tat unendliches Unglück angerichtet haben. Es ist nicht so, daß es nur bei ihrem Vorsatz geblieben wäre und sie nicht dazu gekommen wären, ihre
    Agententätigkeit auszuüben.«
    Er stockte, dann wurde seine Stimme noch lauter, noch durchdringender, sein Gesicht glühte förmlich, und seine Augen glänzten fanatisch:
    »Ich behaupte hier nicht mehr und nicht weniger«, sagte er, satanisch langsam,
    »daß 47 brave amerikanische Matrosen den Eintritt dieser Männer in unser Land mit ihrem Blut bezahlt haben. Ich führe hier den Beweis, daß der
    Getreidedampfer >SS Cornwal is< über Kurzwellenfunk von Gimpel an das U-Boot 1230 verraten wurde und daß dieser Verrat 47 Menschen, Bürgern dieses Landes, das Leben kostete.«
    »Ich protestiere«, rief mein Verteidiger, Major Haigney, laut in den Saal. »Dieser Fall hat mit den Anklagepunkten nichts zu tun.«
    »Das werden wir sehen«, entgegnete Carry heftig.

    »Protest abgewiesen«, erwiderte der Vorsitzende. Er lehnte sich zurück und sagte dann halblaut: »Die Gerichtskommission gedenkt die Rechte der Anklage ebensowenig zu beschneiden, wie sie die Rechte der Verteidigung einschränkt.
    Fahren Sie fort, Major Carry.«
    Ein flüchtiges Lächeln huschte über Carrys Gesicht. Er war in seinem Element. Er beugte sich leicht nach vorn. Er wirkte jetzt erschreckend klein und schmächtig.
    Aber er würde von jetzt an die Verhandlung Schlag um Schlag vorwärtstreiben, unerbittlich, rastlos, entschlossen.
    »Ich bitte die Hohe Kommission, den Kapitänleutnant Frank C. Gordon als Zeugen aufzurufen.«
    Der Colonel nickte.
    Der Mann, der in den Zeugenstand trat, hatte das typische Aussehen eines amerikanischen Marineoffiziers. Er war mittelgroß, kräftig, hatte ein gebräuntes Gesicht und antwortete laut, militärisch und ohne Seitenblick.
    »Herr Kapitänleutnant«, begann Carry mit der Vernehmung, »wo sind Sie stationiert?«
    »Im Hauptquartier der östlichen Atlantikküste.«
    »Was machen Sie dort?«
    »Ich kontrolliere den Raum.«
    »Würden Sie das bitte näher erklären?«
    »Ich führe die Aufsicht darüber, daß alle Küstenabschnitte gleichmäßig und nach einem bestimmten Plan von Luft- und Seepatrouil en abgefahren werden.«
    »Sie arbeiten also auch mit der Luftwaffe zusammen?«
    »Yes, Sir. Wir ergänzen uns gegenseitig.«

    »Und was ist Ihre militärische Aufgabe?«
    »Wir haben den Feind anzugreifen und zu vernichten, die Schiffahrt zu beschützen und den Seeweg offenzuhalten!«
    Der Kapitänleutnant sagte das schnell und ohne Überlegung herunter. Man merkte, daß er diese Sätze schon in Dutzenden von Instruktionsstunden von sich gegeben hatte.
    Ich hatte noch keine Ahnung, worauf Major Carry hinauswollte. Tatsächlich wußte ich auch noch nichts von dem Drama auf hoher See am 3. Dezember 1944. Dies war der einzige Anklagepunkt, in dem ich völ ig unschuldig war.
    Aber der anklagende Major sollte dafür sorgen, daß mir dieser Fal ,
    psychologisch wenigstens, am meisten angekreidet wurde.
    »Es untersteht Ihnen also auch die U-Boot-Abwehr?« fuhr Carry mit der Vernehmung fort.
    »Selbstverständlich, Sir«, erwiderte Kapitänleutnant Gordon.
    »Wann haben Sie den letzten U-Boot-Angriff registriert?«
    »Ich protestiere«, rief der eine meiner Verteidiger. »Die Frage gehört nicht zur Sache.«
    »Ich bitte, es mir zu überlassen, wie ich meine Anklage begründe«, erwiderte Carry scharf.
    Der Vorsitzende hielt sich aus dem Rededuell heraus. Die Diskussion brandete hin und her. Schließlich entschied er:
    »Das Gericht hält die Frage nach dem letzten U-Boot-Angriff für berechtigt.
    Einspruch abgelehnt. Fahren Sie fort, Major.«
    Carry fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. Er hielt dem Kapitänleutnant ein Schriftstück

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