Spion Für Deutschland
Krebsschwänze und zählte Tausenddol arscheine.
Ich kaufte Schmuck, ich trank Champagner, und ich aß pfundweise Kaviar, aus dem ich mir nie etwas gemacht hatte.
Dann war mein Vater wieder da.
Ich sah sein ausgemergeltes/zerfurchtes Gesicht, ich erlebte seinen Hunger, seine Angst vor den Bomben, sein Bangen um mich — ich war ja das Letzte, das er noch hatte, drei Wochen vielleicht noch. Er hatte keine Ahnung, wo ich war.
Er konnte nicht wissen, in welcher Lage ich mich befand.
Meine Dienststelle in Berlin wußte es freilich, aber sie würde sich hüten, irgendwelche Einzelheiten darüber zu geben. Als Dr. S. vom
Reichssicherheitshauptamt erfuhr, daß ich gefaßt worden war, fluchte er anhaltend vor sich hin.
Es fand eine Mitarbeiterbesprechung statt. Man beriet darüber, ob ich vor der-FBI dichthalten würde oder nicht. Die meisten glaubten daran. Sie glaubten nicht zu Unrecht. Es war mir gelungen, die Namen unserer Leute, die in Amerika arbeiteten
oder für uns gearbeitet hatten, geheimzuhalten. Freilich verdanke ich meine Standhaftigkeit in großer Linie der Fairneß der FBI, die keinen ernsthaften Versuch gemacht hatte, aus mir Informationen herauszupressen.
Übermäßig erschütterte mein Schicksal die Kol egen vom
Reichssicherheitshauptamt natürlich nicht. Sie waren al e eingehend mit sich selbst beschäftigt. Sie bereiteten ihre Flucht vor. Die meisten suchten einen Schleichpfad nach Spanien. Einer von ihnen baute sich mit meiner goldenen Uhr und anderen persönlichen Wertgegenständen, die ich im sicheren Tresor des Reichssicherheitshauptamtes in Berlin zwangsläufig zurücklassen mußte, eine neue Existenz auf . . .
Mein Fall war immer noch streng geheim. Mir ist heute noch nicht klar, wie es der FBI und der Armee gelungen war, die clevere amerikanische Presse von mir fernzuhalten. Noch gab es keine Gimpel-Story. Aber bis in die Regierungskreise hinein zog die Landung von U 1230 in der Frenchman-Bai ihre Wel en. Präsident Roosevelt ordnete persönlich den Zusammentritt eines Kriegsgerichts an, das mich aburteilen sol te. Ich muß sagen, man erwies dem ehemaligen Agenten 146 der deutschen Abwehr alle Ehre.
Den Armeebefehl über die Verhandlung unterschrieb der Kommandierende General T. A. Terry. Am Richtertisch saßen die Obersten Clinton J. Harrold, Lathrop R. Bullene und John B. Grier. Weiter saßen in der Jury ein Oberstleutnant und drei Majore. Die Anklage wurde von Major Robert Carry und Oberleutnant Kenneth F. Graf vorgebracht. Der Generalstaatsanwalt der Vereinigten Staaten von Amerika — er durfte den Titel >Euer Gnaden< führen — wohnte der Verhandlung als Beobachter und Berater bei. Neben ihm saß der leitende Staatsanwalt des Staates New York.
Die Verhandlung fand in einem Regierungsgebäude von Governors Island statt.
Hier hatte auch der Kommandierende General des zweiten Armeekommandos sein Hauptquartier. Ich wurde in einem geschlossenen Wagen vorgefahren.
Gefesselt. In einem zweiten Wagen saß Billy. Die Armee hatte peinlich dafür gesorgt, daß wir voneinander isoliert waren. Aber wir hatten auch keine Sehnsucht nacheinander.
Jetzt sah ich die ersten Reporter. Sie wußten keineswegs, um was es sich handelte, aber die Vorbereitungen des Kriegsgerichts waren ihnen nicht verborgen geblieben. Sie hatten sich also mit Blitzlichtgeräten und
Wochenschaukameras vor dem Eingang aufgebaut und kämpften verzweifelt gegen die Militärpolizei. Die MP blieb siegreich.
Sowie ich das Gebäude betreten hatte, wurden mir die Handschellen
abgenommen. Ich sol te als freier Bürger vor die Richter treten. Die Gänge rochen nach Sauberkeit. Es war ein freundlicher Neubau. Der
Verhandlungsraum befand sich im Parterre. Er war nicht übermäßig groß und bis zum letzten Platz besetzt. Fast alle Zuhörer waren Marine- oder
Armeeoffiziere. Im Hintergrund meines Falles versuchten Marine und Armee die Schuld an der geglückten Landung von U 1230 aufeinander abzuwälzen. Die internen Diskussionen waren schon so heftig geworden, daß sich die
amerikanischen Wehrmachtsteile gegenseitig nichts mehr schenken konnten.
Unter den vielen Zeugen, die vorgeladen waren, mußten sämtliche mit dem Küstenschutz des Staates Maine betrauten hohen Offiziere antreten. Sie alle zogen mit knallroten Köpfen vom Zeugenstand ab.
Am 6. Februar, Punkt neun Uhr, wurde ich in den Raum geführt. Links und rechts von mir ging je ein MP-Soldat. Man hatte dekorierte Kriegshelden als Bewacher für mich ausgewählt.
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