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Spione, die die Welt bewegten

Titel: Spione, die die Welt bewegten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Reitz
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Erfahrungen nicht mehr, das Amt wurde wieder abgeschafft und geplante Spionageaktivitäten
     strengen Sparzwängen unterzogen. Bis ins frühe 20. Jahrhundert wurde der deutsche Geheimdienst nur sehr zögernd gefördert,
     was sich später als ein großer Nachteil erwies.
    In England, Frankreich und Russland dagegen hatten Geheimdienste eine lange Tradition. Sie waren zentralisiert und erfahrener
     als vergleichbare Dienste in Deutschland. Als sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts internationale Krisen häuften, erkannte
     der deutsche Große Generalstab diese Schwächen und ernannte für jedes Armeekorps besonders ausgebildete Nachrichtenoffiziere,
     die Geheimdienstaktivitäten professionell angingen und auch untereinander in Kontakt blieben. Oberstleutnant Walter Nicolai,
     Chef des deutschen Nachrichtendienstes im Ersten Weltkrieg, begann beispielsweise seine nachrichtendienstliche Tätigkeit erst
     1906 beim I. Armeekorps in Königsberg. Er schuf zunächst einen Führungsstab und baute anschließend ein später erfolgreiches
     Spionagenetz in Russland auf. Andere Armeekorps in Grenznähe erhielten 1907 nach diesem Vorbild ebenfalls nachrichtendienstliche
     Führungsstäbe. Doch erst 1913 waren die Aufbauarbeiten soweit fortgeschritten, dass Nicolai die zentrale Nachrichtenabteilung
     im Großen Generalstab übernehmen und modernisieren konnte. |176| Die Abteilung III b des Großen Generalstabs war nun die Koordinationszentrale der deutschen Spionagetätigkeiten. Als 1914
     der Erste Weltkrieg ausbrach, fehlten dem zentralen deutschen Geheimdienst allerdings immer noch Erfahrungen und Routine.
     Insbesondere mit den deutschen Botschaften im Ausland war die nachrichtendienstliche Zusammenarbeit sogar noch kurz vor Kriegsbeginn
     oft problematisch. Es fehlte die entschlossene Unterstützung, um in fremden Ländern Spionagenetze zu etablieren. Für viele
     amtliche Stellen blieb sogar die eigene Spionagearbeit ein schmutziges und wenig förderungswürdiges Geschäft. Nach Kriegsbeginn
     musste deshalb der deutsche Geheimdienst erst an Effektivität gewinnen und dabei so manchen Fehlgriff in Kauf nehmen. Vergangene
     Sparsamkeit am falschen Platz begann sich jetzt schnell zu rächen. Der Aufmarsch der französischen und russischen Armeen konnte
     zwar erkundet werden, aber es mangelte an detaillierten Informationen über Planungen und Absichten von militärischen Operationen.
    Mata Hari, das „Auge der Morgenröte"
    Als einzige deutsche Spionin des Ersten Weltkrieges ist heute Mata Hari in allgemeiner Erinnerung geblieben. Sie gilt sogar
     als die bekannteste Spionin aller Zeiten. Doch sie war wenig erfolgreich und ihr Bekanntheitsgrad gilt mehr ihrer Person und
     ihrem Lebenswandel als der Bedeutsamkeit ihrer geheimen Missionen. Dabei war Mata Hari noch nicht einmal deutsche Staatsbürgerin,
     sondern niederländischer Abstammung. Margaretha Geertruida Zelle, wie Mata Hari mit bürgerlichem Namen hieß, wurde 1876 als
     Tochter eines selbständigen Hutmachers in der niederländischen Provinz Friesland geboren. Der Vater ging mit seinem Geschäft
     allerdings Bankrott und da auch die Mutter früh starb, wurde Margaretha 1891 zu Verwandten nach Leiden und später Den Haag
     gegeben. Das junge Mädchen entwickelte sich bald zu einer großen Schönheit und hatte schon früh eine so erotische Figur, dass
     sogar ein Schuldirektor mit ihr anbändeln wollte. Mit 21 Jahren las sie in einer Zeitungsanzeige, dass ein Kolonialoffizier
     aus Holländisch-Ostindien eine junge Frau zwecks späterer Heirat suchte. Da sie Männer in schmucken Uniformen schon immer
     geschätzt hatte, antwortete sie und bereits einige Monate später war sie mit dem Offizier verheiratet. Der Ehemann, Rudolph
     MacLead, war schottischer Abstammung, als Hauptmann auf Java stationiert und rund 20 Jahre älter als sie. Er hatte sich aus
     Krankheitsgründen längere Zeit in den Niederlanden aufgehalten. Bald bekamen beide einen Sohn, und ihr Ehemann kehrte mit
     ihr in die Kolonien zurück. Auf Java fühlte sich Margaretha unwohl, sie vermisste das gesellschaftliche Leben Europas und
     litt unter der Eifersucht ihres Ehemannes. Bei Festlichkeiten war sie der Mittelpunkt unter seinen Offizierskollegen, was
     ihn störte. Auch die Geburt ihrer Tochter konnte die Spannungen in ihrer Ehe nicht mindern. Als schließlich ihr Sohn starb,
     gab ihr Ehemann den Militärdienst auf, und sie ließen |178| sich auf Java und später auf Sumatra nieder. Doch Margaretha

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