Spione, die die Welt bewegten
Abordnung des römischen Heeres zu empfangen. Nach der Warnung fiel die
Stadt nicht auf diesen Trick herein. Die Tore wurden nicht für die vermeintlichen römischen Soldaten geöffnet.
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|51| „Ich liebe den Verrat, doch ich hasse den Verräter“ – Spionagedienste der römischen Imperatoren
Durch die Karthager lernten die römischen Feldherren die Bedeutung eines guten Geheimdienstes kennen. Außerdem studierten
viele Heeresführer Alexander den Großen und begriffen, dass zum militärischen Erfolg nicht nur ein vorzüglicher Schlachtplan
und mutige Soldaten, sondern auch gute Späher gehörten. Während der frühen republikanischen Zeit Roms waren die Nachrichtendienste
der Legionen noch nicht gut organisiert, und manche Einheiten stürzten von einem Hinterhalt in den nächsten. Später erhielten
die Legionen dann spezielle Truppenteile zur Nachrichtenbeschaffung, und viele Feldherren ließen es sich nicht nehmen, als
Späher verkleidet, höchstpersöhnlich die Umgebung des Legionslagers oder den Anmarschweg der Feinde zu erkunden. Jeder Gefangene,
den eine Legion unterwegs in Gewahrsam nahm und auch viele Menschen, die den Marschformationen zufällig begegneten, wurden
sorgfältig verhört, um möglichst viele Informationen über Standort, Stärke und zukünftige Absichten der feindlichen Heere
zu erfahren. Überwiegend fanden solche Verhöre unter Folter statt. In jeder Legion Caesars gab es mindestens zehn unauffällige,
aber besonders geschulte Spione mit Fremdsprachenkenntnissen, die bei der Vorhut mit der Reiterei unterwegs waren und die
Aufgabe hatten, mit der einheimischen Bevölkerung Kontakt aufzunehmen und durch belanglose Gespräche Neuigkeiten zu erfahren.
Römische Händler, die nicht selten sogar mit den Feinden des Reiches Handel trieben, wurden von den Legionen beschützt, wenn
sie sich nach dem Motto „Eine Hand wäscht die andere“ als Spione betätigten. Häufig tauschten germanische Stämme ihr Beutegut
bei römischen Händlern gegen andere Waren ein. Die Feldherren wussten anschließend nach den Gesprächen mit den Händlern, welche
germanischen Gruppen wann und wo die Grenzen überschritten hatten, welche Güter geraubt wurden und wer in den Gruppen so wichtig
war, dass er Handel treiben durfte.
Caesar wird der Ausspruch zugeschrieben: „Ich liebe den Verrat, doch ich hasse den Verräter.“ Verrat war den Römern stets
hochwillkommen, denn mancher Verrat konnte kriegsentscheidend sein. Hohe Belohnungen wurden ausgesetzt, um Verräter anzulocken.
Insbesondere, wenn es bei der Belagerung von Städten oder Festungen nicht voranging, wurde einem alten Sprichwort zufolge |52| der „goldene Esel“ geholt, der „alle Mauern übersteigt“. Der Verräter selbst wurde als ein wenig geachtetes und notwendiges
Übel angesehen, denn er lieferte immerhin seine eigenen Leute ans Messer. Nur nach außen wurden Verräter hofiert und geschätzt;
getraut wurde ihnen selten, denn ein Verräter würde immer ein Verräter bleiben. In den eigenen Reihen hatten überführte Verräter
sofort den Tod zu erwarten. Getarnte Operationen waren beliebt, konnten allerdings recht gefährlich werden. Bei einer Belagerung
der Stadt Amida in Mesopotamien im Jahre 359 n. Chr. war es beispielsweise den persischen Belagerern gelungen, heimlich etwa
70 Kämpfer in die Stadt zu schleusen. Die Männer besetzten einen Turm und gaben den Belagerern daraufhin Signale für einen
gezielten Angriff. Doch die römischen Verteidiger bemerkten die Signale und machten die Kämpfer umgehend nieder.
Konnten die eigenen Späher nicht genügend Informationen über ein feindliches Heer sammeln, waren die römischen Legionen bei
einer Feindberührung meist vorsichtig und gingen selten direkt zum Kampf über. Zuerst schlugen sie ein Lager auf, das spezielle
Pioniereinheiten sofort befestigten und gut verteidigungsfähig machten. Nur wenige Kilometer vom Feind entfernt, warteten
sie dann in ihrem Lager auf die Schlacht. Nicht selten verließen die Truppen beider Seiten ihre Lager, nahmen Kampfstellung
ein, beobachteten sich gegenseitig und zogen dann einige Stunden später ohne Kampf wieder ab. Die Aufstellung und Präsentation
sollte als Drohung dienen, den Gegner einschüchtern und Siegesgewissheit demonstrieren. Zur Warnung wurden Waffen gezeigt
und Macht demonstriert. Gleichzeitig ergab sich die Gelegenheit, den Gegner näher zu beobachten und seine Stärken oder
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