Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Spione, die die Welt bewegten

Titel: Spione, die die Welt bewegten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Reitz
Vom Netzwerk:
Abordnung des römischen Heeres zu empfangen. Nach der Warnung fiel die
     Stadt nicht auf diesen Trick herein. Die Tore wurden nicht für die vermeintlichen römischen Soldaten geöffnet.

[ Menü ]
    |51| „Ich liebe den Verrat, doch ich hasse den Verräter“ – Spionagedienste der römischen Imperatoren
    Durch die Karthager lernten die römischen Feldherren die Bedeutung eines guten Geheimdienstes kennen. Außerdem studierten
     viele Heeresführer Alexander den Großen und begriffen, dass zum militärischen Erfolg nicht nur ein vorzüglicher Schlachtplan
     und mutige Soldaten, sondern auch gute Späher gehörten. Während der frühen republikanischen Zeit Roms waren die Nachrichtendienste
     der Legionen noch nicht gut organisiert, und manche Einheiten stürzten von einem Hinterhalt in den nächsten. Später erhielten
     die Legionen dann spezielle Truppenteile zur Nachrichtenbeschaffung, und viele Feldherren ließen es sich nicht nehmen, als
     Späher verkleidet, höchstpersöhnlich die Umgebung des Legionslagers oder den Anmarschweg der Feinde zu erkunden. Jeder Gefangene,
     den eine Legion unterwegs in Gewahrsam nahm und auch viele Menschen, die den Marschformationen zufällig begegneten, wurden
     sorgfältig verhört, um möglichst viele Informationen über Standort, Stärke und zukünftige Absichten der feindlichen Heere
     zu erfahren. Überwiegend fanden solche Verhöre unter Folter statt. In jeder Legion Caesars gab es mindestens zehn unauffällige,
     aber besonders geschulte Spione mit Fremdsprachenkenntnissen, die bei der Vorhut mit der Reiterei unterwegs waren und die
     Aufgabe hatten, mit der einheimischen Bevölkerung Kontakt aufzunehmen und durch belanglose Gespräche Neuigkeiten zu erfahren.
    Römische Händler, die nicht selten sogar mit den Feinden des Reiches Handel trieben, wurden von den Legionen beschützt, wenn
     sie sich nach dem Motto „Eine Hand wäscht die andere“ als Spione betätigten. Häufig tauschten germanische Stämme ihr Beutegut
     bei römischen Händlern gegen andere Waren ein. Die Feldherren wussten anschließend nach den Gesprächen mit den Händlern, welche
     germanischen Gruppen wann und wo die Grenzen überschritten hatten, welche Güter geraubt wurden und wer in den Gruppen so wichtig
     war, dass er Handel treiben durfte.
    Caesar wird der Ausspruch zugeschrieben: „Ich liebe den Verrat, doch ich hasse den Verräter.“ Verrat war den Römern stets
     hochwillkommen, denn mancher Verrat konnte kriegsentscheidend sein. Hohe Belohnungen wurden ausgesetzt, um Verräter anzulocken.
     Insbesondere, wenn es bei der Belagerung von Städten oder Festungen nicht voranging, wurde einem alten Sprichwort zufolge |52| der „goldene Esel“ geholt, der „alle Mauern übersteigt“. Der Verräter selbst wurde als ein wenig geachtetes und notwendiges
     Übel angesehen, denn er lieferte immerhin seine eigenen Leute ans Messer. Nur nach außen wurden Verräter hofiert und geschätzt;
     getraut wurde ihnen selten, denn ein Verräter würde immer ein Verräter bleiben. In den eigenen Reihen hatten überführte Verräter
     sofort den Tod zu erwarten. Getarnte Operationen waren beliebt, konnten allerdings recht gefährlich werden. Bei einer Belagerung
     der Stadt Amida in Mesopotamien im Jahre 359 n. Chr. war es beispielsweise den persischen Belagerern gelungen, heimlich etwa
     70 Kämpfer in die Stadt zu schleusen. Die Männer besetzten einen Turm und gaben den Belagerern daraufhin Signale für einen
     gezielten Angriff. Doch die römischen Verteidiger bemerkten die Signale und machten die Kämpfer umgehend nieder.
    Konnten die eigenen Späher nicht genügend Informationen über ein feindliches Heer sammeln, waren die römischen Legionen bei
     einer Feindberührung meist vorsichtig und gingen selten direkt zum Kampf über. Zuerst schlugen sie ein Lager auf, das spezielle
     Pioniereinheiten sofort befestigten und gut verteidigungsfähig machten. Nur wenige Kilometer vom Feind entfernt, warteten
     sie dann in ihrem Lager auf die Schlacht. Nicht selten verließen die Truppen beider Seiten ihre Lager, nahmen Kampfstellung
     ein, beobachteten sich gegenseitig und zogen dann einige Stunden später ohne Kampf wieder ab. Die Aufstellung und Präsentation
     sollte als Drohung dienen, den Gegner einschüchtern und Siegesgewissheit demonstrieren. Zur Warnung wurden Waffen gezeigt
     und Macht demonstriert. Gleichzeitig ergab sich die Gelegenheit, den Gegner näher zu beobachten und seine Stärken oder

Weitere Kostenlose Bücher