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Spione, die die Welt bewegten

Titel: Spione, die die Welt bewegten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Reitz
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anschließend den Weg zurück nach Heidelberg. Bei den restlichen Büchern argumentierte der Vatikan allerdings entgegen
     seiner bisherigen und jahrhundertealten Stellungnahmen unverblümt, die Bibliotheca Palatina sei keine Schenkung gewesen, sondern
     der Papst habe sie als Vergütung für geleistete Hilfe erhalten.
    Auch während der Zeit der Kreuzzüge zeigte das Verhalten der Päpste eine gewisse Doppelzüngigkeit. Begnadete Prediger forderten
     mit allem Nachdruck die abendländischen Ritter zur Teilnahme an den Kreuzzügen und zum Kampf für eine heilige Sache auf. Doch
     weitere Unterstützungen gab es nicht, und die Ritter mussten ihre Teilnahme sogar selbst bezahlen. Sie gingen nicht nur das
     Risiko ein, bei den Kämpfen ums Leben zu kommen, sondern setzten auch ihr Vermögen und das Wohl ihrer Familien aufs Spiel.
     Manche Plünderungen ergaben sich, weil die Ritter durch die Kreuzzüge völlig verschuldet waren.
    Einflussnahme der Päpste
    Im europäischen Mittelalter hatte die Kirche das Bildungsprivileg. Die wenigen Menschen, die schreiben und lesen konnten,
     waren durch die Schulen von Kirchenmännern gegangen. Es gab Kloster-, Dom-, Stifts- und Pfarrschulen, an denen hauptsächlich
     zukünftige Geistliche oder die Kinder des Adels ausgebildet wurden. Unterrichtssprache war Latein, so dass sich die Wissenden
     bereits in ihrer Sprache von den Unwissenden, die sich ausschließlich auf Deutsch verständigen konnten, unterschieden und
     unter sich blieben. Auf eine breite Volksbildung wurde kein Wert gelegt. Wissenschaften und Künste hatten sich der Priorität
     der Religion unterzuordnen. Durch das Bildungsprivileg konnten die Schüler im Sinne der Kirche beeinflusst werden.
    Als die deutschen Könige und Kaiser, wie bereits erwähnt, versuchten, die Kirchenmänner zusätzlich zu ihrer kirchlichen Macht
     auch in ihre eigenen Dienste zu nehmen und sie dafür reich belohnten, erregten sie sofort das |81| Misstrauen der Päpste, die um ihre Dominanz fürchteten. Insbesondere in Klöstern wurde eine Gegenbewegung organisiert, um
     den Einfluss des Königs und Kaisers auf den hohen Klerus und damit auf die Kirche zurückzudrängen oder gar zu brechen. Es
     kam zum Investiturstreit, der während langer Zeitphasen die Entwicklung des Mittelalters in Deutschland prägte. Bei seiner
     Investitur durch den weltlichen Herrscher erhielt der Kirchenmann direkt vom Kaiser die Symbole seines Amtes, Ring und Stab,
     denn er vertrat neben der kirchlichen auch die weltliche Macht.
    Diese Vorgehensweise war nicht im Sinne des Papstes: Seiner Meinung nach durften kirchliche Ämter nur durch die Kirche vergeben
     werden. Es gab Opposition, Intrigen und geheime Missionen. Schließlich wurde der Investiturstreit verschärft und die Kirche
     drehte den Spieß einfach um. Der Papst wollte nun über den Kaiser herrschen und auch die weltliche Macht dominieren. Da ihm
     die eigenen Machtmittel zur Durchsetzung dieser Pläne fehlten, wurden als überzeugende Argumente Bibelinterpretationen angeführt.
     Die Menschen waren damals allgemein sehr religiös, und die Bibel wurde als eine staatstragende Schrift akzeptiert. Gleichzeitig
     konnte der Papst durch ein gut funktionierendes eigenes Spionagenetz und geheime Diplomaten jederzeit seine weltliche Gegenseite
     beurteilen und geplante politische Aktivitäten erkennen.
    Im Lukasevangelium ist von zwei Schwertern die Rede, die geschickt in eine geistliche und eine weltliche Macht umgedeutet
     wurden, wobei natürlich die geistliche Macht dominierte. Nach dieser Deutung war es möglich, den Kaiser an einer langen Leine
     zu führen und zu einem Befehlsempfänger zu machen. Durch seine Spione war der Papst außerdem darüber informiert, wer den Sturz
     des regierenden Kaisers wünschte und nach dessen Thron drängte. Kam der herrschende Kaiser den Interessen des Papstes nicht
     nach, wurde er gebannt und mit dem Höllenfeuer bedroht. Nach der Ansicht Roms sollten Kaiser jederzeit abgesetzt und durch
     einen, dem Papst genehmen Herrscher ersetzt werden können.
    Trotz der Ansprüche der Päpste auf eine universelle Herrschaft gelang es dem Geschlecht der Staufer während dieser Zeit, die
     Position des Deutschen Reiches weiterhin zu stärken. Das Herrschaftsgebiet wurde tief nach Italien ausgedehnt und der Kirchenstaat
     nach und nach eingekesselt. Wieder intrigierte Rom und versuchte mit bewährten Methoden zu spalten. Bettelmönche wurden vorgeschickt,
     um die Bevölkerung zu

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