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Spione, die die Welt bewegten

Titel: Spione, die die Welt bewegten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Reitz
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Hände gefallen sei, das es ihnen ermögliche, geheime Nachrichten zu lesen. Von nun an würde
     deshalb für den Schriftverkehr ein völlig neuartiger Schlüssel gelten.
    Auseinandersetzungen zwischen Kaiser und Papst
    Der Schachzug Otto des Großen
    In Byzanz wurden wichtige Ämter des Reiches mit Eunuchen besetzt. Der Kaiser hatte dadurch die Sicherheit, dass hohe Beamte
     keine eigenen Dynastien gründen konnten, die sich eventuell einmal zu Rivalen der kaiserlichen Familie entwickelten. Im Deutschen
     Reich umging Kaiser Otto der Große die permanenten Streitigkeiten der lokalen Herrscher um die Erbfolge auf eine andere Weise.
     Er stärkte zum Nachteil der Stammesfürsten die Macht der Bischöfe im Reich und verlieh ihnen zusätzlich weltliche Ämter. Er
     wusste, dass die wichtigen Kirchenmänner offiziell ehelos leben mussten und dadurch keine eigenen legitimen Kinder hatten.
     Verlieh er einem Kirchenmann Güter und Hoheitsrechte, konnte sie der Geistliche im Gegensatz zu den Gewohnheiten der Stammesfürsten
     nicht weiter vererben. Sie fielen nach dem Tod des Kirchenmannes wieder an die Krone zurück. Otto gelang es auf diese Weise,
     einerseits geeignete Geistliche für sich zu gewinnen und andererseits den hohen Klerus an das Königtum zu binden. Zu der Macht
     der Stammesfürsten ergab sich durch diesen Schachzug ein Gegengewicht. Allerdings wurden dem Papst die Türen weit geöffnet,
     um sich in die Belange des Deutschen Reiches einzumischen. Kaum eine Information konnte noch vor dem Papst geheim gehalten
     werden.
    Durch die neu gewonnene weltliche Macht und die Möglichkeit, große Reichtümer anzuhäufen, wurden die Kirchenmänner mit der
     Zeit zu Kirchenfürsten und ein Niedergang der Religion setzte ein. Ähnlich wie die Stammesfürsten |78| strebten auch sie bald nach Reichtum, Macht und Einfluss. Abt Ruodberg von Bamberg hatte den Beinamen „der Geldsack“, denn
     es ging ihm bereits als einfacher Mönch immer nur um die klingende Münze. Noch im Kloster betrieb er Wucher und vermehrte
     statt der eigenen Frömmigkeit sein Vermögen. Neugierig verfolgte er Nachrichten über Todesfälle wichtiger Persönlichkeiten,
     um sich notfalls in das Amt eines Kirchenfürsten einzukaufen. Als die Position des Abtes von Reichenau frei wurde, griff Ruodberg
     zu. Er machte den Vertrauten des Königs großzügige Geschenke und stiftete dem König persönlich sogar rund tausend Pfund Silber.
     Abt Ruodberg von Bamberg wurde schließlich Abt des vermögenden Klosters Reichenau.
    Als König Heinrich IV. in Worms Hof hielt, um die Herrschaft über die bedeutende Abtei in Fulda neu zu vergeben, drängten
     sich die Interessenten und steckten seinen Ratgebern immer wieder Geld in die Taschen. Sogar Söhne des Adels, die keine Priester
     waren, strebten nach dem begehrten Lehen. Dem König wurde das Gerangel schließlich zuviel. Er hatte einen einfachen Mönch
     beobachtet, der erstaunt zusah, wie würdige Kirchenmänner an ihrer Karriere strickten. Rasch ließ er den Mönch rufen und übergab
     ihm Stab und Ring der Abtei Fulda. Nach der Überlieferung soll die Bevölkerung heftig applaudiert haben.
    Das doppelte Spiel der Legaten
    Im Römischen Reich war der Legat ein Gesandter des Imperiums für besondere Aufgaben. Für den Papst aber war ein päpstlicher
     Legat nicht nur ein an seinen Auftrag gebundener Gesandter, sondern er vertrat zusätzlich noch stark erweiterte Interessen.
     Er war das Sprachrohr des Papstes und hatte neben seinem besonderen Auftrag auch alle übrigen päpstlichen Interessen durchzusetzen.
     Zu Legaten wurden deshalb nur ausgewählte Vertraute eines Papstes ernannt, so dass dieser sich sicher sein konnte, dass sie
     stets loyal zu ihm stehen würden.
    Schickte der Papst beispielsweise einen Legaten zum deutschen König und Kaiser, so war dieser einerseits ein päpstlicher Gesandter
     und andererseits gleichzeitig auch ein Vertreter der Kirche, der sogar gegen den Willen des Königs dem deutschen Klerus Anweisungen
     geben konnte. Im Verständnis von Papst Gregor VII. war ein Legat „ein Bote des heiligen Petrus“ (nuntius Sancti Petri), der
     wie der Papst selbst primär die Interessen des heiligen Petrus und damit der Kirche vertrat. Sogar wenn ein Legat überwiegend
     im Dienste eines Königs stand, war er dennoch dem Papst gegenüber verpflichtet. Solche Treuebeziehungen wurden von dem Kirchenoberhaupt
     oft ausgenutzt, um einen Keil in die Politik des Königs zu treiben. Standen

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