Spione, die die Welt bewegten
beeinflussen. Der Stauferkaiser Friedrich II. wurde sogar exkommuniziert und von Rom diffamiert. Da
verschiedene Päpste während dieser Auseinandersetzungen allerdings zu Kreuzzügen aufgerufen hatten, mussten sie sich mit ihrer
Propaganda zurückhalten. Eigene militärische Macht besaßen die Päpste nicht, sondern ließen andere für sich kämpfen. Um die
Staufer dennoch zu schwächen, unterstützte Rom trotz aller Kreuzzugsinitiativen der Kaiser einzelne Gegenspieler des Reiches
und ermutigte Ansprüche der französischen Könige auf italienisches Territorium. In den |82| folgenden Auseinandersetzungen mit Frankreich und anderen Bündnispartnern des Papstes gingen die Staufer zuletzt unter.
Doch der Papst stand nun in Abhängigkeit zum französischen König. Der allerdings hatte weder Interesse daran, Kaiser zu werden,
noch wollte er seinem Staat wie der deutsche Kaiser eine religiöse Grundlage geben. Religiöse Machtmittel und Drohungen waren
bei ihm wirkungslos. Das Scheitern des Kreuzzugsgedanken hatte die politischen Machtansprüche der Päpste bereits stark geschwächt,
vollends gebrochen wurden sie durch das Auftreten von Papst Bonifaz VIII. gegenüber dem französischen König Philipp dem Schönen.
Frankreich war vom päpstlichen Geheimdienst lange nicht so gut durchdrungen wie das Deutsche Reich, so dass Rom nicht optimal
informiert war. Der Papst schätzte deshalb die Realitäten der Zeit falsch ein und forderte in der Bulle Unam Sanctam den französischen
König ultimativ zu einem unbedingten Gehorsam gegenüber der Papstherrschaft auf. Doch der französische König war nicht auf
das Wohlwollen von Stammesfürsten angewiesen und konnte deshalb nicht ausgespielt werden. Er besaß eigene militärische Macht
und wenig Skrupel, diese einzusetzen. Ihn störte die Exkommunikation durch den Papst nicht. Er ließ Papst Bonifaz VIII. kurzerhand
verhaften und verjagte ihn aus Rom. Seine Nachfolger zwang er im französischen Avignon zu residieren.
Spionierende Missionare
Päpstliche Legaten waren nicht nur die Überbringer von Botschaften, sondern gleichzeitig auch Meister der geheimen Diplomatie.
Missionare erfüllten ähnlich vielseitige Aufgaben. Offiziell übernahmen sie Missionstätigkeiten und versuchten, Angehörige
fremder Völkern zum Christentum zu bekehren. Daneben aber waren sie auch hervorragende Späher und erfüllten für den Papst
noch zahlreiche weitere Aufträge. Sie waren Forschungsreisende und nicht selten auch Spione. In fremden Ländern arbeiteten
sie oft nach den klassischen Strategien der Spione: Sie traten in unauffälliger Verkleidung auf und stellten sich als Angehörige
von unverdächtigten Berufsgruppen vor. Meist waren Missionare Ordensbrüder, die sorgfältig auf ihre Tätigkeit vorbereitet
wurden und auch die Sprachen der von ihnen besuchten Völker beherrschten.
Im 13. Jahrhundert war in Europa der Mongolensturm bereits in aller Munde und beunruhigte die Bevölkerung. Die Grausamkeiten
der als unbesiegbar geltenden mongolischen Reiterheere hatten sich in aller Eile herumgesprochen, und die europäischen Herrscher
waren schwach sowie untereinander zerstritten. Papst Gregor IX. beschloss deshalb Missionare zu den Mongolen oder Tataren,
wie sie damals von den Europäern genannt wurden, zu schicken, um nähere Erkundigungen einzuziehen. Die Aufgabe fiel den Dominikanern
zu, die zwischen 1231 und 1237 einige Missionsreisen mit getarnten Spionageaktivitäten unternahmen. Den Anfang machten vier
Dominikanermönche aus Ungarn, |83| die gleichzeitig auch die Bewohner ihrer ursprünglichen Heimat tief im Osten missionieren wollten. Die Männer machten sich
im Frühjahr 1231 auf den Weg und waren zunächst verschollen. Erst im Spätherbst 1233 kehrte einer der Mönche schwer krank
zurück und konnte vor seinem Tod nur noch eine Reisebeschreibung hinterlassen.
Die nächste Missionsreise startete im Frühjahr 1234 und wurde erneut von vier ungarischen Dominikanermönchen durchgeführt,
die Leitung hatte Pater Julianius. Auftraggeber der Reise war Benedictus Salvius de Salvis gewesen, ein Legat des Papstes
bei König Bela IV. von Ungarn. Der ungarische König übernahm die Kosten und ließ die Mönche nach Konstantinopel bringen, wo
sie sich in Richtung Krim einschifften. Von dort aus ging es mit einer Handelskarawane entlang der Wolga weiter, bis sie im
März 1235 den Handelsplatz Bundal erreichten. Dort trafen sie eine hohe
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