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Spione, die die Welt bewegten

Titel: Spione, die die Welt bewegten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Reitz
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bis zu siebenmal wurden
     täglich die Pferde gewechselt. Unterwegs machte Carpini viele Notizen und schrieb alles auf, was er für notwendig erachtete.
     Im Juli 1246 waren sie in der mongolischen Hauptstadt Karakorum angekommen und erhielten im Auftrag des gerade neu gewählten
     Großkhans Kuyuk in einem abgesonderten Lager eine Jurte als Quartier sowie gute Verpflegung. Die Stadt selbst durften sie
     nicht besichtigen. Nachdem Kuyuk zum Großkhan gekrönt worden war, empfing er die Abgesandten des Papstes. Der Hof war erstaunt,
     dass sie im Gegensatz zu den vielen anderen Abgesandten aus den eroberten Gebieten keine Geschenke, sondern nur einen Brief
     bei sich trugen. Der Großkhan ließ sich mit der Antwort auf den Brief viel Zeit und empfing Carpini erst etwa vier Monate
     später. In der Zwischenzeit hatte Carpini unter großen Gefahren bei zahlreichen Menschen |85| Informationen über die Mongolen, ihr Heer und ihre Kriegsführung gesammelt. Oft traf er sich mit gefangenen Technikern, die
     im Dienste der Mongolen im Lager tätig waren und bereitwillig Auskunft gaben. In seiner Antwort an den Papst verbat sich Kuyuk
     die Anmaßungen Roms und forderte Innozenz IV. zu einem Besuch in seiner Residenz auf. Mit großer Mühe konnte Carpini verhindern,
     dass der Großkhan mongolische Gesandte mit ihm nach Rom schickte. Mit Recht fürchtete er, die Mongolen könnten die Schwächen
     Europas studieren, oder sie könnten getötet werden und dann den Großkhan zu einem Rachefeldzug anregen.
    Im November 1246 erlaubte der Großkhan Carpini und seinem Gefolge die Hauptstadt wieder zu verlassen. Eine Eskorte brachte
     sie erneut in das Lager von Batü an der Wolga, wo die beiden zurückgelassenen Diener sie wieder in Empfang nahmen. Batü fügte
     kein eigenes Schreiben an den Papst bei, sondern forderte sie auf, dem Papst mitzuteilen, er solle den Brief des Großkhans
     sehr sorgfältig lesen. Anschließend wurden sie zur Grenze gebracht und durften das gewaltige Reich der Mongolen wieder verlassen.
    Im Herbst 1247 konnte Carpini dem Papst den Brief des Großkhans überreichen und ihm auch seine Erfahrungen und Beobachtungen
     mitteilen. Seine Informationen über das Heer und die Kampfstärke der Mongolen waren furchterregend. Europas Könige, die ebenfalls
     Mitteilungen erhielten, waren allerdings zu sehr mit sich selbst beschäftigt, um die Aufzeichnungen von Carpini zu beherzigen
     und Konsequenzen zu ziehen. Allein der Papst reagierte auf den Brief und schickte als weiteren Gesandten den Dominikanerpater
     Ascelin zum Großkhan. Ascelin war allerdings ein schlechter Diplomat und verhielt sich so arrogant, dass er in einem mongolischen
     Heerlager am Kaspischen Meer fast hingerichtet worden wäre und ihn nur ein Gesandter des Großkhans im letzten Augenblick retten
     konnte. Im Jahre 1248 wurde Ascelin wieder mit einem Brief an den Papst zurückgeschickt. In ihm verbat sich der Großkhan jede
     Einmischung des Papstes in seine Entscheidungen. Möglicherweise glaubte der Papst mit dem Großkhan ähnlich wie mit dem deutschen
     Kaiser umgehen zu können. Glücklicherweise nahmen die Mongolen ihre Pläne nicht mehr auf, Europa komplett zu erobern, sondern
     gaben sich mit ihren bisherigen riesigen Besitztümern zufrieden.
     

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    |87| Der Krieg der hundert Jahre – Spionage im Mittelalter
    Die Ritter des Mittelalters legten Wert auf einen fairen Kampf. Eine Schlacht wurde mit dem Gegner häufig abgesprochen und
     ähnelte einem Duell. Vorher erkundeten die Kriegsparteien nicht selten sogar gemeinsam das für den Kampf vorgesehene Gelände.
     Zwei Heeresgruppen prallten anschließend nach festen Regeln aufeinander und wer zuletzt noch stand, hatte ohne Einschränkung
     gewonnen. Die Zivilbevölkerung blieb in vielen Fällen verschont, denn der Kampf war eine Angelegenheit der Ritter untereinander.
     Strategische Tricks und auch Fallen waren ebenso wie Überraschungsangriffe verpönt, denn der Kampf sollte offen und vor allen
     Dingen ritterlich sein. Einige Waffen, wie etwa die Armbrust, galten als unritterlich. Ein Gegner war geachtet und konnte
     bei einer Niederlage sogar mit Milde rechnen, wenn er selbst ritterlich gekämpft und Tapferkeit gezeigt hatte. Gab ein gegnerisches
     Heer auf, zeigte seine Unterlegenheit an und floh, wurde es kaum verfolgt und vernichtet. Heimtückische Kriegsführung und
     der Angriff aus dem Hinterhalt wurden verachtet. Geriet ein solcher Gegner in Gefangenschaft, wurde er

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