Spione, die die Welt bewegten
von Stafford zu bestätigen. Gibbes stellte sich als katholischer Schotte vor, der
vor den Engländern geflohen war und reiste unter wechselnden Vorwänden durch die Hafenstädte. Von spanischen Kapitänen ließ
er sich sogar, um kein Misstrauen zu erwecken, über englische Häfen ausfragen. Er bestätigte die Meldungen von Stafford und
die Anstrengungen der Spanier beim Flottenaufbau. Gleichzeitig sandten die Spanier auch einen eigenen Spion nach England,
dessen Name unbekannt ist und der in den Akten als „B“ geführt wird. Seine Aufgabe bestand darin, die Stimmung der Bevölkerung
für einen Bürgerkrieg zu erkunden, Befestigungsanlagen zu dokumentieren und bedeutende Persönlichkeiten ausfindig |137| zu machen, die über ihre Verhältnisse lebten und daher für Bestechungen empfänglich waren.
Walsingham verlor gegenüber Stafford nie sein besonderes Misstrauen und ließ ihm auch Spielmaterial zukommen oder sogar gezielte
Fehlinformationen. Andere englische Spione sollten dann prüfen, ob diese Informationen tatsächlich bei den Spaniern angekommen
waren. Der Nachweis, dass Stafford ein Doppelspion war, gelang dem englischen Geheimdienst jedoch nie. Stafford kehrte deshalb
nach dem Ende seiner diplomatischen Aktivitäten nach England zurück und lebte dort als ein geachteter Ehrenmann. Er war der
erste Doppelspion der Neuzeit, bei dem klar nachgewiesen wurde, dass er für zwei Seiten gleichzeitig gearbeitet hatte und
auch von beiden Parteien bezahlt wurde. Dieser Nachweis war allerdings erst lange nach seinem Tod durch Archivauswertungen
in England und Spanien möglich.
Spionageziel: Spanische Armada
Walsingham sammelte seine Informationen über die geplante spanische Invasion in England wie in einem gewaltigen Puzzlespiel.
Frühe Nachrichten kamen überraschenderweise aus der Gascogne in Frankreich. Hugenotten hatten dort 1577 einen spanischen Brief
abgefangen, der von Don Juan d’Austria, dem Halbbruder des spanischen Königs, stammte. Nachdem der Text entschlüsselt worden
war, ergaben sich Hinweise auf eine geplante Invasion. Don Juan schlug vor, dass ein kleines spanisches Schiff an der englischen
Küste im Sturm gezielt stranden solle, um der Besatzung die Möglichkeit zu geben, die Küste zu erkunden. Gegenüber den Engländern
sei der Grund der Strandung unverdächtig.
Nachdem sich der Verdacht vom Bau einer großen spanischen Flotte immer weiter verdichtet hatte, setzte Walsingham seine besten
Spione auf das Projekt an. In der unverdächtigen Toskana in Italien wurde eigens ein Quartier gegründet, von dem aus die Aktivitäten
koordiniert werden sollten. Der Spion Anthony Standen freundete sich sogar mit dem florentinischen Botschafter in Spanien
an, um direkt an der Nachrichtenquelle zu sein. Außerdem knüpfte er Kontakte zu einem Flamen, dessen Bruder beim spanischen
Admiral Santa Cruz als Sekretär arbeitete und der bereit war, für viel Geld für die Engländer zu arbeiten. Über diese Quellen
gelangten Nachrichten nach London, die belegten, dass die Ausrüstung der Armada noch nicht abgeschlossen war und dass vorerst
noch nicht mit einem Angriff gerechnet werden musste. Der englische Admiral Francis Drake erhielt deshalb die Anweisung, den
spanischen Hafen Cadiz zu überfallen und so viele Schiffe wie möglich anzuzünden. Durch den Überfall wurden 25 spanische Schiffe
zerstört und so viel Schaden angerichtet, dass der Angriff der Armada um ein Jahr verschoben werden musste.
Anfang 1588 gingen in London recht zuverlässige Spionagemeldungen ein, dass die spanische Armada bereits zum Auslaufen ausgerüstet
werde. Die |138| Spione schätzten, dass die Flotte wahrscheinlich im Mai auslaufen könne, was später auch der Fall war. Von Lissabon aus, das
damals zu Spanien gehörte, machte sich am 11. Mai die gewaltige Flotte auf den Weg. Bald trieb ein Sturm die Schiffe auseinander,
so dass sie sich neu formieren mussten. Es war geplant, entlang der Kanalküste zu segeln, um in Flandern eine Invasionsarmee
aufzunehmen. Später konnte dieser Plan nicht eingehalten werden. In England machte sich Patriotismus breit und es wurden Verteidigungsstrategien
und Kampftaktiken erprobt. Küstenbewohner beobachteten aufmerksam den Horizont und meldeten jedes verdächtige Schiff. Die
Propaganda lief auf Hochtouren. Es tauchten Gerüchte auf, dass die spanischen Schiffe so viele Stricke dabei hätten, um alle
englischen Männer aufzuhängen. Die
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