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Spione, die die Welt bewegten

Titel: Spione, die die Welt bewegten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Reitz
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von Stafford zu bestätigen. Gibbes stellte sich als katholischer Schotte vor, der
     vor den Engländern geflohen war und reiste unter wechselnden Vorwänden durch die Hafenstädte. Von spanischen Kapitänen ließ
     er sich sogar, um kein Misstrauen zu erwecken, über englische Häfen ausfragen. Er bestätigte die Meldungen von Stafford und
     die Anstrengungen der Spanier beim Flottenaufbau. Gleichzeitig sandten die Spanier auch einen eigenen Spion nach England,
     dessen Name unbekannt ist und der in den Akten als „B“ geführt wird. Seine Aufgabe bestand darin, die Stimmung der Bevölkerung
     für einen Bürgerkrieg zu erkunden, Befestigungsanlagen zu dokumentieren und bedeutende Persönlichkeiten ausfindig |137| zu machen, die über ihre Verhältnisse lebten und daher für Bestechungen empfänglich waren.
    Walsingham verlor gegenüber Stafford nie sein besonderes Misstrauen und ließ ihm auch Spielmaterial zukommen oder sogar gezielte
     Fehlinformationen. Andere englische Spione sollten dann prüfen, ob diese Informationen tatsächlich bei den Spaniern angekommen
     waren. Der Nachweis, dass Stafford ein Doppelspion war, gelang dem englischen Geheimdienst jedoch nie. Stafford kehrte deshalb
     nach dem Ende seiner diplomatischen Aktivitäten nach England zurück und lebte dort als ein geachteter Ehrenmann. Er war der
     erste Doppelspion der Neuzeit, bei dem klar nachgewiesen wurde, dass er für zwei Seiten gleichzeitig gearbeitet hatte und
     auch von beiden Parteien bezahlt wurde. Dieser Nachweis war allerdings erst lange nach seinem Tod durch Archivauswertungen
     in England und Spanien möglich.
    Spionageziel: Spanische Armada
    Walsingham sammelte seine Informationen über die geplante spanische Invasion in England wie in einem gewaltigen Puzzlespiel.
     Frühe Nachrichten kamen überraschenderweise aus der Gascogne in Frankreich. Hugenotten hatten dort 1577 einen spanischen Brief
     abgefangen, der von Don Juan d’Austria, dem Halbbruder des spanischen Königs, stammte. Nachdem der Text entschlüsselt worden
     war, ergaben sich Hinweise auf eine geplante Invasion. Don Juan schlug vor, dass ein kleines spanisches Schiff an der englischen
     Küste im Sturm gezielt stranden solle, um der Besatzung die Möglichkeit zu geben, die Küste zu erkunden. Gegenüber den Engländern
     sei der Grund der Strandung unverdächtig.
    Nachdem sich der Verdacht vom Bau einer großen spanischen Flotte immer weiter verdichtet hatte, setzte Walsingham seine besten
     Spione auf das Projekt an. In der unverdächtigen Toskana in Italien wurde eigens ein Quartier gegründet, von dem aus die Aktivitäten
     koordiniert werden sollten. Der Spion Anthony Standen freundete sich sogar mit dem florentinischen Botschafter in Spanien
     an, um direkt an der Nachrichtenquelle zu sein. Außerdem knüpfte er Kontakte zu einem Flamen, dessen Bruder beim spanischen
     Admiral Santa Cruz als Sekretär arbeitete und der bereit war, für viel Geld für die Engländer zu arbeiten. Über diese Quellen
     gelangten Nachrichten nach London, die belegten, dass die Ausrüstung der Armada noch nicht abgeschlossen war und dass vorerst
     noch nicht mit einem Angriff gerechnet werden musste. Der englische Admiral Francis Drake erhielt deshalb die Anweisung, den
     spanischen Hafen Cadiz zu überfallen und so viele Schiffe wie möglich anzuzünden. Durch den Überfall wurden 25 spanische Schiffe
     zerstört und so viel Schaden angerichtet, dass der Angriff der Armada um ein Jahr verschoben werden musste.
    Anfang 1588 gingen in London recht zuverlässige Spionagemeldungen ein, dass die spanische Armada bereits zum Auslaufen ausgerüstet
     werde. Die |138| Spione schätzten, dass die Flotte wahrscheinlich im Mai auslaufen könne, was später auch der Fall war. Von Lissabon aus, das
     damals zu Spanien gehörte, machte sich am 11. Mai die gewaltige Flotte auf den Weg. Bald trieb ein Sturm die Schiffe auseinander,
     so dass sie sich neu formieren mussten. Es war geplant, entlang der Kanalküste zu segeln, um in Flandern eine Invasionsarmee
     aufzunehmen. Später konnte dieser Plan nicht eingehalten werden. In England machte sich Patriotismus breit und es wurden Verteidigungsstrategien
     und Kampftaktiken erprobt. Küstenbewohner beobachteten aufmerksam den Horizont und meldeten jedes verdächtige Schiff. Die
     Propaganda lief auf Hochtouren. Es tauchten Gerüchte auf, dass die spanischen Schiffe so viele Stricke dabei hätten, um alle
     englischen Männer aufzuhängen. Die

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