Spione, die die Welt bewegten
anschließenden Gegenreformation dehnte England seine Spionagenetze aus und wurde auch außerhalb der eigenen Grenzen
aktiv.
Während der Reformation beschritt England Sonderwege. König Heinrich VIII. wollte seine Ehe mit Katharina von Aragon lösen,
um seine Hofdame Anne Boleyn zu heiraten. Doch der Papst untersagte die Scheidung, so dass sich der König von der Autorität
des Papstes lossagte und die englische Kirche von Rom trennte. Dadurch gewann er auch die Oberhand über die zahlreichen Kirchengüter
in seinem Land. In seiner Kirche nahm der König anschließend die Position des Papstes ein. Seine Stellung nicht anzuerkennen,
bedeutete von nun an Hochverrat und wurde mit dem Tode bestraft. Als Staatskirche entwickelte sich später die anglikanische
Kirche, die nicht nur gegenüber der katholischen sondern auch gegenüber der protestantischen Kirche eine Sonderstellung einnahm.
Nach dem Tod von Heinrich VIII. wurde sein Sohn, Edward VI., noch als Kind Nachfolger. Die Regierungsgeschäfte übernahm ein
Onkel, der den Protestantismus weiter förderte und die katholische Seite unterdrückte. Nach |132| Edwards Tod wurde Maria die Katholische englische Königin. Sie war mit Philipp II. von Spanien verheiratet und drehte das
Rad der Religionsentwicklung wieder zurück. Mit großer Gewalt setzte sie im Land den Katholizismus durch und förderte dadurch
in der Bevölkerung den Hass auf die Papisten, die Anhänger Roms. Die Ehe von Maria blieb kinderlos. Nach ihrem Tod gelangte
Elisabeth I., eine Tochter von Heinrich VIII. und Anne Boleyn, auf den englischen Thron. Sie versuchte die engen Bindungen
von England mit Spanien wieder zu lösen und kehrte zur Dominanz des Protestantismus zurück. Ihre Politik war gegen die katholischen
Mächte auf dem Kontinent gerichtet, was ihr die Feindschaft Spaniens einbrachte. König Philipp II. hegte den Plan, England
zu besetzen und die Ketzerkönigin vom Thron zu stoßen. Er traf erste Vorbereitungen. Der englische Hof und die Stadt London
wurden von spanischen Spionen durchdrungen. Ihre Berichte dokumentierten, dass England vor großen wirtschaftlichen Schwierigkeiten
stand und wenig schlagkräftige Streitkräfte existierten. Eine Invasion könne deshalb möglicherweise erfolgreich sein.
Sir Francis Walsingham, erster Chef des englischen Geheimdienstes
Francis Walsingham war der Sohn eines Anwaltes und beruflich so tüchtig, dass er bereits mit 20 Jahren selbst Anwalt wurde
und später auch einen Sitz im Parlament erhielt. Der Berater der Königin, Sir William Cecil, beauftragte ihn 1568, einen Geheimdienst
aufzubauen, um insbesondere die zahlreichen spanischen Spione in London zu bekämpfen. Er machte Karriere und stieg zum persönlichen
Ersten Sekretär der Königin auf. Die Finanzmittel von Walsingham waren zwar begrenzt, doch setzte er sie sehr geschickt ein.
Er verfügte über fähige Spione, die ihm wichtige Informationen lieferten, so dass er einerseits eine internationale Verschwörung
gegen Königin Elisabeth I. zugunsten der katholischen schottischen Königin Maria Stuart aufdecken konnte und andererseits
auch in der Lage war, die geheimen Pläne des spanischen Königs zur Eroberung von England zu durchschauen.
Maria Stuart, eine Kusine der englischen Königin, war 1568 vom calvinistischen Adel in Schottland abgesetzt worden und floh
danach nach England, wo sie von Königin Elisabeth I. unter Arrest gestellt wurde. Die Bedingungen waren allerdings großzügig,
denn sie konnte eine eigene Dienerschaft behalten und auch Korrespondenzen pflegen. Dabei wurden verschlüsselte und geheime
Nachrichten ausgetauscht. Ziel ihrer Aktivitäten war es, Königin Elisabeth I. zu stürzen und einen Bürgerkrieg auszulösen.
Dabei halfen ihr Spanien und der Papst. Der Orden der Jesuiten war zwar in England verboten, dennoch gelang es, zahlreiche
Jesuiten nach England einzuschleusen, um dort gegen die Königin Stimmung zu machen. Die gute Ausbildung und die Fremdsprachenkenntnisse
der Mönche waren hier von Nutzen. Der englische Geheimdienst kontrollierte |133| in London alle Häuser, in denen nachweislich Katholiken lebten, doch es gab so viele geheime Verstecke, dass die Suche nur
zum Teil Erfolg hatte. Pater Aylworth von den Jesuiten berichtete beispielsweise einmal von einer systematischen Hausdurchsuchung
der Geheimpolizei. Die Polizisten klopften Mauern und Fußböden nach Hohlräumen ab, stachen in den Ställen mit
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