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Spione kuesst man nicht

Spione kuesst man nicht

Titel: Spione kuesst man nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ally Carter
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auftaucht, heißt das, er mag dich.«
    »Falsch«, sagte Macey und summte, während sie in einem Fachbuch blätterte. »Wenn er kommt, heißt das, dass er neugierig ist oder Langeweile hat, wahrscheinlich aber, dass er neugierig ist.«
    »Und wann wissen wir, dass er sie mag?«, fragte Liz mit flehender Stimme.
    Macey verdrehte ihre großen blauen, wunderschönen Augen. »Das ist nicht die Frage«, sagte sie, als ob es das Offensichtlichste von der Welt wäre. »Die Frage ist – wie sehr?«
    Ist denn kein Ende abzusehen? Müssen wir ewig dazulernen?

S pionage-Training kann man nicht einfach so ein- und ausschalten. Wir essen, schlafen und atmen das Zeug. Es ist zu einem Teil meiner DNA geworden wie glanzlose Haare und eine Schwäche für Erdnuss-M&Ms. Es versteht sich eigentlich von selbst, aber ich dachte, bevor ich erzähle, was als Nächstes passiert ist, weise ich lieber noch mal darauf hin.
    Stellt euch vor, ein fünfzehnjähriges Mädchen zu sein, das in einer finsteren Nacht allein am Rand einer menschenleeren Straße steht, sich auf ein heimliches Treffen vorbereitet und plötzlich nichts mehr sieht, weil zwei Hände ihr die Augen zuhalten. In der einen Sekunde steht ihr da und seid dankbar, dass ihr einen Schokoriegel dabeihabt, und in der nächsten – PENG – wird alles schwarz.
    So war es jedenfalls. Aber habe ich vielleicht Panik bekommen? Keineswegs. Ich tat, wofür ich ausgebildet werde – ich packte die aufdringlichen Arme, verlagerte mein Gewicht und setzte die Schwungkraft meines Angreifers zu seinem Nachteil ein.
    Es ging alles sehr schnell. Unheimlich schnell. Meine-Hände-sind-tödliche-Waffen-schnell.
    Ich bin echt gut, dachte ich bis zu dem Moment, in dem ich nach unten schaute und Josh, dem die Luft wegblieb, zu meinen Füßen lag.
    »Oh, mein Gott! Es tut mir leid!«, schrie ich und streckte ihm eine Hand entgegen. »Es tut mir ja so leid! Ist mit dir alles okay?«
    »Cammie?«, krächzte er. Seine Stimme klang so schwach, dass ich dachte: Das war’s! Ich hab den einzigen Mann getötet, den ich jemals lieben könnte, und jetzt werde ich gleich seine Beichte am Sterbebett (an der Sterbestraße?) hören. Ich beugte mich über ihn. Meine Haare fielen ihm in den offenen Mund. Er würgte.
    Bei meinem ersten Pseudo-Date hatte ich meinen möglichen Seelenverwandten also nicht nur körperlich angegriffen, sondern ihn auch zum Würgen gebracht. Im wahrsten Sinne des Wortes!
    Ich schob mir die Haare hinter die Ohren und ging neben ihm in die Hocke. (Falls ihr übrigens mal die Bauchmuskeln eines Jungen befühlen wollt, ist das eine gute Technik. Es kam mir nämlich vollkommen natürlich vor, meine Hände auf seinen Bauch und Brustkorb zu legen.) »Ooh. Was ist?«
    »Tust du mir einen Gefallen?«
    »Jeden!« Ich beugte mich noch tiefer zu ihm hinab, um ja kein einziges, kostbares Wort zu verpassen.
    »Bitte erzähl meinen Freunden nichts davon!«
    Er lächelte, und ich fühlte mich rundum erleichtert.
    Er denkt, ich werde seine Freunde treffen! Dann fragte ich mich: Was bedeutet das?
Die Zielperson weist eine erstaunliche körperliche Fitness auf, wie sich aufgrund der raschen Wiedererlangung der Kräfte nach einem sehr harten Sturz auf den Asphalt zeigte.
Die Zielperson ist außerdem erstaunlich schwer.
    Ich half Josh beim Aufstehen und beim Abklopfen des Straßendrecks.
    »Wow!«, sagte er. »Wo hast du das gelernt?«
    Ich zuckte mit den Achseln und überlegte, was Cammie, die zu Hause unterrichtet wird und eine Katze namens Suzie hat, antworten würde. »Meine Mutter sagt, ein Mädchen muss auf sich selbst achtgeben können.« Keine Lüge.
    Er rieb sich den Hinterkopf. »Dein Vater tut mir leid.«
    Keine Kugeln hätten mich härter treffen können. Aber dann merkte ich, dass er das nicht zurücknehmen würde, sich davonschleichen oder versuchen würde, seinen Fuß aus dem Fettnäpfchen zu ziehen. Er sah mich nur an und lächelte. Zum ersten Mal seit Langem hatte ich selbst Lust zu lächeln, als ich an meinen Vater dachte.
    »Er sagt, er ist hart im Nehmen, aber ich glaube, sie würde mit ihm fertigwerden.«
    »Wie die Mutter, so die Tochter, stimmt’s?«
    Er hatte ja keine Ahnung, was für ein tolles Kompliment er mir gerade gemacht hatte – und er würde es auch nie erfahren.
    »Kannst du … ähm …« Er schwenkte die Hand im Kreis. »In der Stadt rumlaufen und so?«
    »Ja, klar.«
    Wir gingen die Straße entlang. Als Mädchen, das schon als Straßenkünstlerin oder Chamäleon

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