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Spione kuesst man nicht

Spione kuesst man nicht

Titel: Spione kuesst man nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ally Carter
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überrascht und fragt: »Meinst du, Suzie wird sie mögen?«
    NACHTEIL: Zu wissen, dass es keine Suzie gibt und dass du es ihm nicht sagen kannst.
    Drei Wochen später saß ich in der großen Halle und lauschte meinen Mitschülerinnen, die sich darüber unterhielten, wie sie den Samstagabend verbringen wollten – entweder DVDs anschauen, die sie verpasst hatten, oder Hausaufgaben machen (aber hauptsächlich Filme anschauen), als Liz hereinkam und ungefähr ein Dutzend Bücher so hart auf den Tisch knallte, dass meine Gabel vom Teller sprang.
    »Bist du bereit?«, fragte sie und ihre Stimme zitterte vor Freude. »Wir haben eine kleine Chang, eine kleine Mulvaney, eine Menge Strendeskys, ein paar –«
    »Liz«, sagte ich und hasste wirklich, was als Nächstes kommen musste. »Ach, Liz, ich dachte, du wüsstest … ich habe was vor mit –«
    »Josh«, beendete sie den Satz für mich. Sie hob einen Leitfaden zur Molekular-Regeneration der Mayas auf, der zu Boden gefallen war, und legte ihn auf den Bücherstapel. »Dieses Projekt ist am Mittwoch fällig, Cam.«
    »Ich weiß.«
    »Dreißig Prozent unserer Noten im Zwischenzeugnis basieren auf dieser Arbeit.«
    »Ich weiß. Ich werde lernen –« Aber ich wusste nicht, wann. Ich hatte nicht ein einziges Mal daran gedacht, seit Dr. Fibs uns die Arbeit vor drei Wochen, am Montag nach meinem ersten Date mit Josh, aufgegeben hatte. Ich nahm das Leben, wie es kam, einen Tag, ein Outfit und eine Verabredung nach der anderen.
    Die große Halle leerte sich allmählich. Ein paar Mädchenholten sich Nachtisch und andere gingen nach oben oder ins Freie. Ich schaute auf meine Uhr und stand auf. »Hör mal, Josh hat was geplant, okay? Es hat was mit der Überraschung zu tun, von der er ständig redet, und … ich glaube, es ist eine große Sache. Ich mach mich morgen an das Projekt.« Das hatte ich am Tag davor auch schon gesagt.
    Aber Liz erinnerte mich nicht daran. Sie nickte nur und sagte, ich solle vorsichtig sein. Ich lief schnell aus der Halle und in die Bibliothek, wo man, wenn man sich an das D-F-Regal lehnt, während man an einem Band Moderne Einsatzmöglichkeiten für historische Waffen von Downing zieht, in meinen zweitliebsten Gang schlüpfen kann.
    Das heißt, wenn Mr Solomon sich nicht gerade in der Bibliothek aufhält.
    »Hallo, Miss Morgan«, sagte er. Ich blieb wie angewurzelt stehen. Ich bin ziemlich sicher, dass er nichts von den geheimen Gängen weiß – vor allem nichts von diesem, da ich selbst zwei Jahre gebraucht hatte, um ihn zu finden –, aber ich flippte trotzdem fast aus, als ich ihn da stehen sah.
    »Und was haben Sie für diesen schönen Abend geplant?« Er steckte beide Hände tief in die Taschen und beugte sich vor. »Heißes Date?«
    Ich bin relativ sicher, dass es sich hier um einen Humorversuch des Joe Solomon als Vorzeigemann handelte, aber es hielt mich trotzdem nicht davon ab, ein Geräusch von mir zu geben, das wie Hahahahahaha klang.
    »Oh, ich wollte nur … ähm …«
    »Hey, Kleine«, hörte ich plötzlich hinter mir. »Hast du mich gesucht?«
    Die Bibliothek ist wahrscheinlich mein liebster Ort imSchloss. Sie hat einen riesigen Kamin in der Mitte eines zweistöckigen, kreisförmigen Raums, der angefüllt ist mit Tischen und großen bequemen Ohrensesseln. Eine Empore überblickt die ganze Bibliothek, und dort entdeckte ich meine Mutter.
    Sie ging die Treppe langsam hinunter, einen Gedichtband in der Hand, und ich fand, dass sie das Schönste war, was ich je gesehen hatte. Sie kam unten an und legte den Arm um mich. »Ich hab dich gesucht.«
    »Echt?«
    Und dann fiel mir Mr Solomon wieder ein, der danebenstand und zusah.
    »Na denn«, sagte er und machte einen Schritt in Richtung Tür. »Dann lass ich euch Mädels mal besser allein.«
    Ich glaube, meine Mutter könnte spielend mit ihm fertigwerden, und sobald er sie »Mädel« nannte, war ich sicher, dass sie den Beweis dafür liefern würde. Aber Mom sagte nichts. Sie klemmte ihm nicht den Arm auf dem Rücken fest und sprang auch nicht in die Luft, um ihm mit einem ihrer hochhackigen schwarzen Stiefel übers Gesicht zu fahren (ein Trick, den ich irgendwann unbedingt meistern will – sobald ich mir die Stiefel ausleihen darf). Oh nein, sie lächelte ihn nur an. Als wollte sie damit sagen: Danke, ab hier schaffe ich es allein.
    Mir wurde schlecht. Sie zog mich mit sich zum Eingang und ging mit mir auf die Kapelle zu. Hinter mir hörte ich das Schaben von Gabeln auf Tellern und

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