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Spione kuesst man nicht

Spione kuesst man nicht

Titel: Spione kuesst man nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ally Carter
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flatterte, musste ich an eine Szene denken, die praktisch in jedem Weltuntergangsfilm (und mindestens drei Episoden von Buffy) vorkommt.
    Ich flippte fast aus.
Die Agentin überblickte das Gelände und schätzte ab, welche möglichen Gefahren und Fluchtwege es gab und ob der Preis der süßen Tasche im Schaufenster von Andersons Accessoires wohl irgendwann heruntergesetzt würde.
    Dann bog ein Minivan um die Ecke. Wahrscheinlich war ich viel zu sehr damit beschäftigt, den Autoaufkleber MEIN SOHN IST DER BESTE IN DER GRUNDSCHULE VON ROSEVILLE zu lesen, um zu bemerken, wer am Steuer saß, weil ich Josherst sah, als er den Wagen parkte, ausstieg und mitten auf der menschenleeren Straße mit einem Blumensträußchen in der Hand stehen blieb.
    Ihr habt richtig gelesen – ein Blumensträußchen! Ein richtig süßes kleines Blumensträußchen.
    Er ging langsam auf mich zu, und ich sagte: »Das sind Blumen fürs Handgelenk, oder?«
    »Stimmt«, sagte er und wurde rot. »Für einen besonderen Anlass.«
    »Ist das ein Insider-Witz oder hat dich deine Mutter gezwungen, so was zu kaufen?«
    Er beugte sich über mich, um mich zu küssen, verharrte aber auf halber Strecke. »Willst du die Wahrheit hören?«, fragte er leise.
    »Ja.«
    Ich spürte einen kleinen Kuss auf der Wange. Dann sagte er: »Beides trifft zu.«
Um ca. 18 Uhr 07 präsentierte die Zielperson der Agentin ein wichtiges (florales) Beweismittel. Macey McHenry bewertete es später mit einer Acht auf der »Doofheitsskala«. Die Agentin fand es aber lieb und irgendwie lustig und beschloss, das Sträußchen mit Stolz zu tragen.
    »Du siehst toll aus«, sagte er, was überhaupt nicht stimmte. Ich sah okay aus, um ins Kino oder zum Bowling zu gehen. Aber für ein Blumensträußchen am Handgelenk sah ich überhaupt nicht okay aus.
    Ich zupfte an meinem Rock. »Was ist denn der besondere Anlass?«
    Er lachte. »Du hast geglaubt, ich würde es vergessen, hab ich recht?«
    Was denn vergessen?, wollte das Mädchen in mir schreien, aber die Spionin in mir lächelte nur und sagte: »Natürlich wusste ich, dass du es nicht vergisst.« Vollkommene Lüge.
    »Okay.« Josh hielt die Autotür auf. »Sollen wir?«
Den Regeln gemäß darf eine Agentin sich niemals an einen anderen Ort fahren lassen. Aufgrund ihrer Erfahrung mit der Zielperson und der Tatsache, dass sie ihn einmal wie einen Sack Kartoffeln auf die Straße geworfen hatte, hielt die Agentin die Mission jedoch für sicher.
    Ich hatte bisher noch nie in einem Minivan mit Getränkehaltern gesessen, aber das gehörte jetzt alles zu meiner Kleinstadterfahrung. Ihr dürft es jemandem, der sich sowohl persönlich als auch beruflich für Gerätschaften interessiert, gerne glauben: Der moderne Spionagebetrieb kann den guten Leuten von General Motors nicht das Wasser reichen, wenn es um das Design von Getränkehaltern geht.
    »Ich mag deinen Wagen.«
    »Ich spare auf ein Auto, weißt du?«, sagte er, als ob er angenommen hätte, ich sei sarkastisch gewesen.
    »Nein, wirklich«, versicherte ich ihm schnell. »Es gibt viel Platz und er hat so tolle … ich mag ihn einfach.«
    Ob Sträußchen am Handgelenk wohl die Blutzufuhr zum Gehirn unterbinden? Liegt es vielleicht daran, dass so viele Mädchen auf Partys dummes Zeug anstellen? Das müsste ich wirklich einmal näher untersuchen, beschloss ich. Dann erhaschte ich in der Beleuchtung des Armaturenbretts einenBlick auf Josh, und er war – mit einem Wort – wunderschön. Seine Haare waren länger, und ich konnte den Schatten seiner langen Wimpern auf den Wangenknochen sehen. Je öfter ich in seiner Nähe war, desto mehr fielen mir Dinge an ihm auf – seine Hände zum Beispiel oder die kleine Narbe an seinem Kinn, die (wie er behauptet) von einer Messerstecherei stammt, aber (laut seiner medizinischen Unterlagen) daher rührte, dass er mit sieben Jahren vom Fahrrad fiel.
    Ich habe natürlich auch Narben, aber Josh wird nie erfahren, woher sie stammen.
    »Josh?«, sagte ich, und er schaute mich kurz an. Wir hatten die Stadt schon fast hinter uns gelassen. Das Laub an den Bäumen über uns war dichter geworden und die Straße kurviger.
    »Was ist?«, fragte er leise, als ob er heimlich befürchtete, dass irgendetwas nicht stimmte. Er verließ die Hauptstraße und bog auf einen schmäleren gewundenen Fahrweg ab.
    »Danke.«
    »Wofür?«
    »Für alles.«
    Es gibt zwei grundlegende Dinge, die ich von den guten Bürgern der Stadt Roseville mit Sicherheit weiß.
    Erstens: Sie haben

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