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Spione kuesst man nicht

Spione kuesst man nicht

Titel: Spione kuesst man nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ally Carter
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schaff es nicht«, sagte ich und packte die mageren Schultern meiner Freundin. »Ich muss da wieder rein.«
    »Spinnst du jetzt total?«, fragte Bex, die sich zu uns gesellte.
    »Aber Josh ist da drin!«, protestierte ich.
    »Und deine Mutter und Mr Solomon«, sagte Bex. Sie riss an dem Kabel, das ich festhielt, und es brannte in meinen Händen.
    »Bex, ich kann ihn nicht einfach im Stich lassen! Er wird sich Sorgen machen. Er wird mich suchen und die Leute fragen und …«
    »Sie hat recht«, hörte ich Liz sagen. »Es wäre ein glatter Verstoß gegen die GehOp-Regel Nummer –«
    Ich würde allerdings nie erfahren, gegen welche GehOp-Regel ich verstoßen würde, weil genau in diesem Moment ein großer weinroter Blitz aus dem Wald sauste.
    »Rein mit euch!«, schrie Macey vom Fahrersitz. Sekundenlang wusste ich nicht, was überraschender war – die Tatsache, dass meine Mitschülerinnen gekommen waren, um mich mit einem Golfwagen der Gallagher Akademie zu retten, oder dass sie Macey fahren ließen (obwohl Macey wahrscheinlich bedeutend mehr Golfwagen-Erfahrung hatte als der Rest).
    Als Liz meinen verdutzten Blick sah, wurde sie rot. »Sagen wir mal so: Der Kaugummi-Wächter wird in ein paar Stunden aufwachen und sich wundern, dass seine Nasennebenhöhlentropfen ihn so müde gemacht haben.«
    Die Band hatte aufgehört zu spielen, und die Leute klatschten wie wild, aber ich hatte das Gefühl, meilenweit von der Fete entfernt zu sein. Josh war in der Scheune und natürlich auch zwei Leute, die mich auf eine Art strafen konnten, die seit der Genfer Konvention rechtswidrig ist. Trotzdem sah ich Bex an und sagte: »Ich kann nicht weg.«
    Liz kletterte schon in den Golfwagen und ließ Bex und mich allein im Dunkeln stehen.
    »Es ist okay«, meinte ich zu Bex. »Ich hole Josh, und dann verschwinden wir.« Sie sagte nichts. Im Mondlicht sah ich ihr Gesicht, konnte aber keine Angst erkennen. Ich sah Enttäuschung. Und das war viel schlimmer.
    »Sie können dich erwischen, weißt du?«, sagte Bex.
    »Hey«, erwiderte ich mit einem gezwungenen Lachen, um sie milder zu stimmen. »Ich bin das Chamäleon, oder nicht?«
    Aber Bex ließ sich bereits auf den Rücksitz gleiten. »Bis später.«
In der Hoffnung, die Zielperson herausholen und den Einsatz retten zu können, beschloss die Agentin, sich in eine Art Warteschleife zu begeben. Mindestens zwei feindliche Agenten befanden sich im Innern (und würden noch viel feindlicher werden, falls das Vorhaben nicht gelingen sollte). Demnach war es eine riskante Aktion, aber eine, die sie gern auf sich nahm, auch wenn sie zusehen musste, wie ihre Rückendeckung sich entfernte.
    Mom und Mr Solomon waren möglicherweise im Vorteil, wenn es um Training und Erfahrung ging, aber ich befand mich in einer überlegenen Position und hatte viel mehr Informationen. Während ich hinter der Motorhaube eines großen schwarzen Buick kauerte und das Tor beobachtete, überlegte ich, welche Möglichkeiten ich hatte: (A) Die Leute mit irgendwas ablenken und hoffen, Josh im Chaos herausholen zu können, (B) warten, bis Josh oder Mom und Mr Solomon die Scheune verließen, und beten, dass sie nicht gleichzeitig gingen, oder (C) sich noch andere Möglichkeiten ausdenken.
    Mir standen Benzin, Steine und Blechdosen zur Verfügung, aber die alte Scheune kam mir doch enorm brennbar vor, und ich war eigentlich nicht in der Stimmung, Risiken einzugehen.
    Ich fragte mich gerade, ob in einem der Pick-ups auf dem Parkplatz ein Seil war, als jemand neben mir »Cammie« sagte. Ich wirbelte herum und sah DeeDee, die auf mich zukam. »Hi. Ich dachte mir gleich, dass du’s bist!«
    Sie hatte ein sehr hübsches rosa Kleid an, das zu ihrem Briefpapier passte. Die blonden Haare waren hinten zusammengebunden. Sie ähnelte einer Puppe, als sie in der Dunkelheit auf mich zuschwebte.
    »Hi, DeeDee«, sagte ich. »Du siehst richtig gut aus.«
    »Danke«, sagte sie, aber es klang nicht, als ob sie mir glaubte. »Du auch.«
    Nervös spielte ich mit meinen Ansteckblumen. Die Blütenblätter der Orchidee fühlten sich wie Seide an.
    »Also hat er dir doch welche gekauft.«
    Ich schaute auf mein Handgelenk. »Ja.« Ich wusste nicht, was ich denken sollte. Hatte Josh mit einem anderen Mädchen über seine Blumenpläne gesprochen? Dann sah ich sie an, und mir wurde klar, dass ich längst nicht so verblüfft war wie sie.
    DeeDee zeigte auf die Lichter und schwankenden Paare in der Ferne und sagte: »Ich dachte, wenn ich später komme,

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