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Spione kuesst man nicht

Spione kuesst man nicht

Titel: Spione kuesst man nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ally Carter
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übrigens ein Seil, um über eine vier Meter hohe Mauer zu klettern? Das hatte ich schon in der zweiten Klasse geschafft!)
    Aber die Tatsache, dass ich ihn völlig unvorbereitet erwischt hatte, hielt ihn nicht davon ab, superdreist aufzutreten (nachdem er das Seil wieder aufgewickelt hatte). »Sieh an, sieh an!« Er ging auf mich zu. »Da ist sie ja. Wie war es heute in der Schule?«, fragte er, als ob er sich für superschlau hielt und mich aus der Fassung bringen könnte.
    »Okay.« Ich schluckte. Ich wollte Josh nicht ansehen. Ich hatte Angst, die Nerven zu verlieren. Aber mehr als alles andere wollte ich, dass Dillon sich mit mir stritt. Dann könnte ich ihn anschreien. Ich könnte kreischen und ihn mit meinem stechenden Blick in die Knie zwingen. Josh war etwas ganz anderes.
    »Wir wollten dich gerade besuchen«, sagte Dillon und kam langsam näher.
    »Wirklich?«, fragte ich gespielt nervös. »Aber –« Mein Blick ging zwischen den beiden hin und her. »Ihr wisst doch gar nicht, wo ich wohne.«
    »Klar wissen wir das«, sagte Dillon. »Ich hab dich am Samstag gesehen. Als du in deine Schule zurück bist. Mit deinen Freundinnen.«
    »Aber … ich werde zu Hause unterrichtet.« Und der Oscar für die beste Schauspielerin in einem Teenager-Drama geht an – Cammie Morgan! »Ich weiß gar nicht, wovon du redest.«
    Die Straßenleuchte über uns ging flackernd an und aus, und in dieser halben Sekunde der Finsternis trat Dillon näher.
    »Gib auf, reiches Mädchen! Ich hab dich GESEHEN!«
    Hinter ihm flüsterte Josh: »Dillon –«
    »Dir gehört die Stadt nämlich nicht, kapiert? Es ist mir egal, was dein Vater –«
    »Dillon!«, wiederholte Josh lauter.
    Jetzt musste ich Josh anschauen. Ich musste ihn ununterbrochen anschauen.
    »Es tut mir so leid«, wisperte ich. Es war das Eingeständnis meiner Schuld, worauf Dillon gewartet hatte. Er wusste nur nicht, dass es einem anderen Verbrechen galt. »Es tut mir so leid. Es tut mir so –«
    »Cammie?«, fragte Josh, als ob er versuchte, mich zu erkennen. »Cammie, ist es –«
    Ich nickte und konnte seinen Blick mit meinen tränenverschleierten Augen nicht erwidern.
    »Siehst du?«, sagte Dillon spöttisch. »Ich hab’s dir doch gesagt –«
    »Dillon!« Josh schnitt ihm das Wort ab. »Hau einfach ab!«
    »Aber –«, fing Dillon wieder an, und Josh stellte sich vor mich. Er versuchte, mich vor Dillon zu schützen, dabei hatte er mir eben die Chance verpatzt, dem kleinen Trottel die Augen auszukratzen. (Augen auskratzen war eines der Prüfungsfächer in S+V.)
    »Dillon, verschwinde!«, sagte Josh und zwang seinen Freund, einen Rückzieher zu machen. Was den D’Man aber nicht daran hinderte, noch höhnisch »Man sieht sich« zu sagen.
    Ich wollte ihn boxen und treten und ihm so viele Schmerzen wie möglich zufügen, aber ich erinnerte mich, dass ich ihm niemals so wehtun konnte – egal, wie viel S+V-Training ich hinter mir hatte –, wie mir selbst. Auch an der Gallagher Akademie bringen sie einem nicht bei, wie man Herzen bricht.
    Während Dillon sich entfernte, dachte ich an die Lügen, die ich Josh erzählen wollte, und eine Sekunde lang meinte ich, ich würde es nicht schaffen. Ich konnte ihm nicht wehtun – niemals. Aber genauso schnell, wie Dillon verschwand, drehte sich Josh um und schrie: »Stimmt das?«
    »Josh, ich –«
    Er trat näher. Seine Stimme wurde härter. »Du bist eine von denen?«
    Eine von denen?
    »Josh –«
    »Ein Gallagher Girl.« Mein ganzes Leben lang war dieser Name geschätzt, ja, fast verehrt worden, aber aus Joshs Mund klang er wie eine Beleidigung, und in diesem Augenblick war er nicht mehr der Junge meiner Träume, sondern einer von Dillons Dumpfbacken in der Apotheke. Er bedrängte Anna. Erverurteilte mich. Also antwortete ich schnippisch: »Und wenn schon?«
    »Pff!«, machte Josh, schüttelte den Kopf und starrte in die dunkle Nacht. »Ich hätte es mir denken können.« Er trat die Erde, wie ich es schon tausend Mal beobachtet hatte, und als er den Mund wieder aufmachte, sagte er fast zu sich selbst: »Zu Hause unterrichtet.« Dann sah er mich an. »Was war ich dann für dich? Ein Witz? War es so was wie: Hey, wer kann einen aus der Stadt zum Idioten machen? War das –«
    »Josh –«
    »Nein, ich will es jetzt wirklich wissen! Hast du Geld für einen guten Zweck gesammelt? Hilfe für hoffnungslose Fälle? Oder war es zufällig der Monat, in dem man mit dem Boten aus der Apotheke ausgeht?«
    »Josh!«
    »Oder

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