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Spionin in eignener Sache

Spionin in eignener Sache

Titel: Spionin in eignener Sache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Cross
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beantworten. Und ich habe es Ihnen tatsächlich schon erklärt. Weil ich in New York leben wollte.
    Die Jobs, die mir anderswo, zugegeben an besseren juristischen Fakultäten, angeboten wurden, waren nicht so aufregend oder gut bezahlt, daß sie mich wirklich lockten. Ich wollte mich schon eine Weile aus meiner Ehe befreien, und meine Frau hatte ein hervorragendes Jobangebot in St. Louis. Sie war genauso froh, mich los zu sein, wie ich sie, falls Sie sich das fragen. Aber als Frau war sie eher geneigt, unsere Beziehung zu ertragen, als den ersten Schritt hinaus 73

    zu tun. Deshalb sah ich in New York und der Schuyler die Lösung einer Menge Probleme. Kurz nachdem ich hier war, bekam ich ein Angebot von einer anderen Universität; um mich zu halten, bot mir die Schuyler einen Lehrstuhl an, und ich blieb. Sie hielten mich für einen der Ihren, und das war ich auch.«
    »Was mich zu einer schwierigeren Frage bringt. Warum haben Sie sich geändert?«
    Blair schob seine Hand über den Tisch und hielt Kates einen Moment. Dann ließ er sie los und lächelte Kate an, als ringe er sich zu etwas durch. »Der Anfang der Antwort ist leicht. In Gegenwart meiner werten Kollegen drehte sich mir nach einer Weile einfach der Magen um. Sie wissen schon, so, als komme man dahinter, daß man von Koffein Kopfschmerzen bekommt; es dauert eine Weile, bis man sich eingestehen will, daß es am Koffein liegt und nicht an tausend anderen Kleinigkeiten. Ihre Einstellung zu den Studenten war schon in den Seminaren und Vorlesungen schlimm genug, aber was in den Fakultätssitzungen zum Vorschein kam, war unglaublich. Männer haben schon immer ihre Kommentare über das Aussehen von Frauen abgegeben, und ich sah das lange auf der gleichen Ebene wie die Bemerkungen über ›Nigger‹ und ›Itzigs‹ und ›Schlitzaugen‹ von früher. Sobald einem klar wird, was das heißt, will man nicht glauben, daß man es selbst gesagt hat, aber man hat es, genau wie alle anderen. Doch das war es eigentlich gar nicht so sehr. Was mich wirklich aufbrachte, war ihr Zynismus den Studenten gegenüber, als würden sie sie verachten und reinlegen wollen. Ich merke, ich kann mich nicht allzu gut ausdrücken.«
    »Doch, doch, machen Sie nur weiter.«
    »Sie müssen verstehen, das Ganze war ein ziemlich langsamer, um nicht zu sagen schleppender Prozeß. Für einen weißen Mittel-schichtsintellektuellen wie mich gibt es nicht viel, was man nicht schlucken kann. Es wird einem ja so entsetzlich leicht gemacht, über viele Dinge nicht nachzudenken. Und dann kam Nellie her, um hier zu lehren. Ich glaube, die Schuyler war ein bißchen nervös geworden, weil sie fürchtete, sich demnächst rechtfertigen zu müssen, warum es kein weibliches Fakultätsmitglied gab. Also heuerten sie Nellie an, damit sie erst gar nicht ins Schußfeld gerieten. Die Studentinnen haben es weiß Gott nicht gefordert. Ihren Schwarzen hatte die Fakultät schon. Er war bereit, ihrem Club beizutreten – also glaubten sie, eine Frau würde auch alles dafür tun, eine der Ihren zu werden.«
    »Nahm sie am Anfang denn auch alles hin, wie es war?«
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    »Nicht so lange wie ich. Zum einen wurde sie von den Studentinnen bedrängt, die, gleich wie unterentwickelt ihr Bewußtsein war, eine Frau als Ansprechpartnerin haben wollten. Nellie war oft über-fordert, und die Studentinnen wurden wütend, wenn sie sich keine Zeit für sie nahm, meinten, sie hätten ein Recht auf ihre Aufmerksamkeit, obwohl sie nicht im Traum daran gedacht hätten, die gleichen Forderungen an die Herren der Fakultät zu stellen.«
    »Davon kann ich selbst ein Lied singen«, warf Kate ein. »Und was geschah dann?«
    »Sie freundete sich mit mir an, weil ich der jüngste Mann weit und breit war und nicht ganz so festgefahren wie die anderen. Na, es begann halt auf die übliche Art. Sie fragte mich, ob sie mit mir reden könnte, und ehe wir uns versahen, waren wir im Bett. Komisch, aber heutzutage landet man offenbar erst mal im Bett, bevor man miteinander redet, als wollte man’s hinter sich bringen. Durch AIDS ändert sich das natürlich. Wie auch immer, bald war uns die Freundschaft wichtiger als der Sex. Am Anfang fand ich ihre Klagen ein bißchen übertrieben, aber allmählich verstand ich sie – was es für sie hieß, hier zu lehren, wie die anderen Professoren sie behandelten, die Probleme mit den Studentinnen. Mit einigen freundete sie sich schließlich an, einigen wenigen, die sie unterstützten und sich ihre Probleme

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