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Spionin in eignener Sache

Spionin in eignener Sache

Titel: Spionin in eignener Sache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Cross
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Entrinnen!« Er zog sie an sich, so sanft, daß es beinahe zufällig hätte sein können.
    »Ich gehe«, verkündete Kate und ging. Dann mußte sie natürlich umkehren, um Mantel und Tasche zu holen.
    Blair lächelte liebenswürdig. »Okay. Keine Sorge.«
    Aber Kate sorgte sich. Und nicht wegen verschlossener Türen.
    Nun, sagte sie sich streng, deswegen natürlich auch.
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    Spionage ist etwas Ewiges… Solange
    Schurken Führer werden können, treiben
    wir Spionage.
    John le Carré, ›Der heimliche Gefährte‹

    Reed, der mittlerweile die Richtlinien für die Studenten seines Projektes ausgearbeitet hatte, war es gelungen, eine Assistentin zu finden. Sie studierte im dritten Jahr Jura an seiner Universität, hatte bereits ein Angebot von einer der großen Kanzleien für Wirtschaftsrecht in der Wall-Street und war glücklich, zwischenzeitlich Reed bei seinem Projekt zu unterstützen. Sie habe ihm erzählt, mit inhaftierten Frauen zu arbeiten würde ihr Gewissen besänftigen, meinte Reed zu Kate, aber egal, was ihre Motive seien, sie sei jedenfalls ein Göttergeschenk. Klug, gut organisiert und in der Lage, die Studenten auf ihre Aufgaben festzulegen, ohne sie zu beleidigen.
    Reed lud sie zu einem gemeinsamen Essen mit ihm und Kate in ein Restaurant ein – woanders bewirteten sie nicht-, und Kate war hingerissen von der jungen Frau: mit beiden Beinen auf dem Boden und voller Energie, offenbar eines dieser unglaublichen Geschöpfe, die joggten und an Maschinen zogen, um ihren Oberkörper zu kräftigen. Sie war offen und quirlig, mit einem jungenhaften Charme und einem mädchenhaften Kichern. Barbara hieß sie, »aber alle nennen mich Bobby.«
    »Eigentlich sehen Sie nicht wie die typische junge Frau aus, die unbedingt in eine Kanzlei für Wirtschaftsrecht einsteigen will«, bemerkte Kate. »Nicht, daß ich die leiseste Ahnung hätte, wie die aussehen. Aber ich stelle sie mir konventioneller vor – Frauen, die Kostüme mit langen Jacken und kurzen Röcken tragen und sich die Haare stylen, als wäre gerade ein Windstoß durchgegangen.« Bobbys Haare waren ziemlich lang, an beiden Seiten mit Kämmen festge-steckt, die sich gelegentlich lockerten und ihr Strähnen ins Gesicht fallen ließen.
    »Oh, ich werde mich anpassen müssen«, gab sie zu. »Mag sein, daß man mich wegen meines Verstandes angeheuert hat, aber behalten wird man mich nur, wenn ich ihren Vorstellungen entspreche.
    Und warum ich unbedingt in eine Kanzlei für Wirtschaftsrecht einsteigen will – dafür gibt es drei Gründe: Geld, Geld und Geld.
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    Darlehen sind zurückzuzahlen und so weiter. Da ich außerdem hoffe, eines Tages für den Präsidenten zu arbeiten, einen demokratischen natürlich, dachte ich mir, es kann nicht schaden, wenn ich weiß, wie unsere Wirtschaft funktioniert.«
    »Ich hätte nicht fragen sollen. Es ist freundlich von Ihnen, daß Sie so offen geantwortet haben.«
    »Gern geschehen.« Bobby schien das ehrlich zu meinen.
    Kate erzählte Bobby die Geschichte von ihrer Gefangenschaft im Seminarraum, die, angesichts der undramatischen Befreiung, be-trächtliche Heiterkeit auslöste. Dann begannen Reed und Bobby, über ihr Projekt zu reden, in dem sie schon mitten drin steckten. Kate widmete sich ihrem Essen und war es zufrieden, den beiden still zuzuhören.
    Als sie später am Abend über das Seminar, über Blair und seine Gründe, es in die Wege zu leiten, nachdachte, beschloß sie, ihn am Morgen anzurufen und ihn um ein Treffen zu bitten. Zu vieles an ihm war ihr immer noch ein Rätsel, und sie fand, ein paar direkte Fragen könnten nicht schaden. Am nächsten Morgen fand sie die Idee immer noch gut. Sie rief ihn an, und er bat sie, am Nachmittag in sein Büro zu kommen. »Ich hätte vorgeschlagen, daß wir uns irgendwo in der Stadt treffen, aber heute ist eine Fakultätssitzung, an der ich teilnehmen muß – sehr zu meinem Bedauern. «
    Zur verabredeten Zeit erschien Kate in seinem Büro.
    »Ich weiß, ich habe die Frage schon einmal gestellt, und Sie haben sie bereits beantwortet – wie kommt es, daß Sie hier sind? An dieser drittklassigen Universität, meine ich. Reed sagt, Sie hätten problemlos an einer besseren unterkommen können. Nicht, daß wir über Sie getratscht hätten«, fügte sie hastig hinzu, »aber die Sprache kam darauf.«
    »Wie es kommt, daß ich hier bin« – Blair bog eine große Büroklammer auseinander; vor Jahren hätte er sich jetzt umständlich eine Zigarette angezündet – , » ist leicht zu

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