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Spionin in eignener Sache

Spionin in eignener Sache

Titel: Spionin in eignener Sache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Cross
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anfechten?«
    »Davon bin ich überzeugt.«
    »Die Sache ist aber viel komplizierter.«
    »Sagen Sie mir, warum.«
    Betty steckte sich eine neue Zigarette an, lehnte sich zurück und 110

    blies den Rauch an die Decke. »Haben Sie meine Akte gelesen?«
    »Nein, habe ich nicht. Tut mir leid. Ich erfuhr erst vor ein paar Stunden, daß Sie mich sehen wollten, und ich kam sofort her, weil man mir sagte, sonst müßte ich womöglich lange auf die Besuchserlaubnis warten. Hier bin ich also, mitfühlend, aber uninformiert. «
    »Mein Mann war Professor, und zwar an derselben Law School, die jetzt dieses Projekt durchführt. Wirklich komisch, finden Sie nicht?«
    »Ja, sehr. Erzählen Sie mir von ihm.«
    »Also, ich hatte einen Job dort, an dieser Universität, als seine Sekretärin. Seine Sekretärin mußte hübsch und klug sein und in der Lage, sein Leben für ihn zu ordnen. Neben seinem Professorenjob arbeitete er mit einer Kanzlei zusammen und brauchte jemanden, der den Überblick behielt. Im Grunde brauchte er natürlich eine Ehefrau, wie wir beide schnell merkten. Er hielt es jedoch nicht für nötig, zu erwähnen, daß er ein Alkoholproblem hatte. Er war bei den Anony-men Alkoholikern gewesen, aber unter dem Streß der neuen Beziehung wurde er rückfällig. So haben sie es jedenfalls ausgedrückt.«
    »Wer hat es so ausgedrückt?«
    »Seine wunderbaren Kollegen von der Schuyler. Haben Sie welche von denen kennengelernt?«
    »Ja«, knurrte Kate, »ein nicht gerade erfreulicher Haufen.«
    »Ein widerlicher Haufen, wenn Sie mich fragen. Scheißfreundlich ins Gesicht, und hintenrum hauen sie einen in die Pfanne. Zu-sammenhalten wie Pech und Schwefel, das war ihre erste Devise.
    Und die letzte natürlich auch. Vor Gericht sagten sie aus, ich hätte ihn zum Wahnsinn getrieben, ihn betrogen – was nicht stimmt, aber sie kamen mit Indizien an, die es so aussehen ließen – , jedenfalls bezeugten sie einmütig vor Gericht, ich hätte Fred nicht nur in einen Abgrund von Verzweiflung gestürzt, sondern würde auch noch Lü-
    gen über ihn verbreiten. Ich wollte es nicht zulassen, daß die Kinder in den Zeugenstand kamen, was bestimmt nobel von mir war, aber dämlich. Freds Professorenkollegen waren es, die mich reingeritten haben. Die, und was das Gericht dauernd ›Vorsatz‹ nannte, was heißt, daß er in dem Moment, als ich ihn erschoß, nicht dabei war, mich zu Tode zu prügeln. Natürlich nicht. Ich wartete, bis das Schwein schlief, da hab ich es getan.«
    »Wo hatten Sie die Pistole her?«
    »Von einem Freund, den ich von früher kannte. Er studierte Poli-tikwissenschaft, und wir hatten uns an der Universität kennengelernt.
    111

    Einmal rannte ich von zu Hause weg, und er war der einzige, der mir einfiel, zu dem ich hätte gehen können. Ich kannte seine frühere Wohnung, und ich hatte Glück, er wohnte immer noch da. Er besorg-te mir die Pistole. Er sagte, ›wenn er das nächste Mal auf dich los-geht, erschieß ihn.‹ Ich habe ihn nie gefragt, woher er die Pistole hatte. Aber ich nehme an, es ist nicht besonders schwer, an eine zu kommen?«
    »Nein«, bestätigte Kate, »ist es wirklich nicht. Und mit ihm sollen Sie Fred angeblich betrogen haben?«
    »Sie ließen mich von Privatdetektiven beschatten, Freds nette Kollegen. Ich ging oft mit den Kindern zu meinem Freund, weil es mir schrecklich gewesen wäre, sie allein zu Hause zu lassen, oder noch schlimmer, mit ihrem Vater zusammen. Weil ich ab und zu diesen Freund besuchte, dichteten sie mir eine Affäre an. Aber er war ein Freund, mehr nicht. Eine Freundin wäre wohl unverfänglicher gewesen, doch all meine früheren Freundinnen hatten geheiratet und waren fortgezogen. Ich war nur ein Jahr in der Doktorandenklas-se.«
    »Wo sind Sie aufgewachsen, wo kommen Sie her?«
    »In Massachussetts. Aber von dort bin ich schon sehr lange weg.
    «
    »Ich wünschte wirklich« – Kate zündete sich eine Zigarette an und verfluchte sich deswegen – , »ich könnte Sie überreden, daß Sie einen Vorführungsbefehl nebst Anordnung der Haftprüfung erwirken. Erschrecken Sie nicht vor dem Ausdruck, ich selbst hab mich auch gerade erst daran gewöhnt. Sprechen Sie mit Reed und seinen Studenten, oder nur mit einem seiner Studenten oder nur mit Reed –
    wie die Prozedur läuft, weiß ich selbst nicht, aber tun Sie es. Ringen Sie sich dazu durch, ergreifen Sie die Chance.«
    »Ich brauche das Sorgerecht für die Kinder nicht.« Betty schien das Gespräch noch einmal zurückzuspulen

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