Spionin in High Heels
wedelte mit den Händen. »Versuche ihn loszuwerden.«
»Polizei, öffnen Sie!«, hörte ich Ramirez auf der anderen Seite der Tür rufen.
»Polizei!« Richards Stimme stieg um zwei Oktaven, und er trat von einem Fuß auf den anderen, als habe er Ameisen in der Hose. »Du gehst mit einem Polizisten aus?«
Okay, ich fragte mich, wie Mr Hatte-ich-nicht-erwähnt-dass-ich-verheiratet-bin es wohl anstellen würde, mir ein schlechtes Gewissen einzureden. »Könnte man so sagen. Es ist der Detective, der bei dir im Büro gewesen ist. Ramirez.«
»Detective Ramirez? Du hast ihn hierher gebracht?«
»Nein, habe ich nicht. Er hat sich quasi selbst hergebracht.«
»Na, dann schick ihn weg.«
Ramirez hämmerte wieder gegen die Tür.
»Richard, du kannst nicht ewig davonlaufen«, redete ich ihm zu. »Du musst dich stellen.«
Ich ging zur Tür.
Aber Richard legte mir bittend die Hand auf den Arm. »Tu mir das nicht an. Bitte, Mäuschen!«
Hmpf. Langsam ging mir das Mäuschen auf die Nerven.
Doch dann wurde mir die Entscheidung abgenommen. Bevor ich mich aus Richards Griff befreien konnte, stürzte Ramirez ins Zimmer, die Pistole im Anschlag. Wie Bruce Willis. Ich war ganz schön beeindruckt.
»Scheiße!« Mit erhobenen Händen wich Richard langsam bis ans andere Ende des Zimmers zurück. »Nicht schießen, ich bin unbewaffnet. Ich kenne das Gesetz. Sie dürfen auf keinen Unbewaffneten schießen.«
Ramirez sah von mir zu Richard. Er hob die Brauen, als wolle er mich fragen, was ich denn mit diesem Clown wollte. Im Moment fragte ich mich das auch.
»Alles in Ordnung?«, fragte Ramirez mich.
»Mir geht es gut.« Ich machte eine Pause. »Er hat es nicht getan.« Ich weiß, es war ein kläglicher Versuch, aber ich musste ihn unternehmen. Ich glaubte wirklich an seine Unschuld. Und leider war es ziemlich offensichtlich, dass Richard nicht den Mumm hatte, jemanden zu erschießen.
Aber daraufhin schwand sofort alle Sorge um mich aus Ramirez’ Gesicht. Seine Züge wurden wieder so hart wie in der Gillette-Werbung, und einfach so war er wieder der undurchdringliche böse Cop. Er machte einen langen Schritt, und bevor ich »Aussageverweigerungsrecht« sagen konnte, waren Richards Hände schon mit Handschellen auf dem Rücken gefesselt.
Mit einem Kloß im Hals ballte ich die Hände zu Fäusten. Leider wusste ich im Moment überhaupt nicht, auf wen ich wütender sein sollt e – auf Richard, der sich auf so einen dämlichen Plan eingelassen hatte, oder Ramirez, weil er den Vater meines möglichen Kindes verhaftete. Oder, um ehrlich zu sein, auf mich selbst, weil ich Ramirez zu ihm geführt hatte. Auf einmal fragte ich mich, ob das von Anfang an Ramirez’ Plan gewesen war. Warum er die kitschige Hochzeit meiner Mutter über sich hatte ergehen lassen und nett zu Großmutter gewesen war.
»Das kannst du nicht tun«, protestierte ich. »Er ist unschuldig. Er hat niemanden getötet.«
Ramirez zeigte sich völlig ungerührt. Er sah mich nicht einmal an, sondern tippte stattdessen eine Nummer in sein Handy und bat um Unterstützung.
»Er war die ganze Zeit hier. Bitte, tu das nicht!« Gott, ich bettelte ja genauso jämmerlich wie Richard noch vor einer Minute.
Aber leider war Ramirez nicht halb so empfänglich wie ich.
»Ich habe einen Haftbefehl«, sagte er mit monotoner Stimme. »Er wird wegen Mordes gesucht. Ich kann nicht anders, ich muss ihn festnehmen.«
»Aber, abe r … du hast mich doch geküsst!«
Ramirez und Richard drehten sich beide um, um mich anzusehen. Dann sahen sie sich gegenseitig an. Meine Güte! Ich spürte, wie der Testosterongehalt in der Luft anstieg.
»Es war nur ein kurzer Kuss«, sagte ich schwach.
Ich hätte gerne geglaubt, dass Richard Ramirez eine verpasst hätte, wenn seine Hände nicht in Handschellen gesteckt hätten. Aber wahrscheinlich hätte Ramirez ihn zu Boden gestreckt, bevor er auch nur hätte ausholen können. Aber so blieb die Feindseligkeit zwischen ihnen unausgesprochen, denn Richard konnte nicht viel anderes tun, als böse zu gucken.
Ramirez dirigierte Richard mit der Hand an der Schulter zur Tür. Er blieb stehen, als sie an mir vorbeikamen. »Du findest sicher jemand anderen, der dich nach Hause bringt.«
Und dann ging er weiter.
Mist! Ich nahm die Lampe vom Nachttisch und schleuderte sie mit aller Kraft zu Boden. Bei meinem Glück war sie natürlich aus Plastik und sprang auf dem Veloursteppich hoch, statt zu zersplittern. Mir kamen die Tränen, aber ich war fest
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