Spionin in schwarzer Spitze (Baccara) (German Edition)
verzeiht er bestimmt eher.“
Nikki schaltete die Nachttischlampe an, griff zum Telefon und wählte. Insgeheim fürchtete sie schon, Charles würde ein Donnerwetter loslassen, weil sie ihn aus dem Schlaf riss, doch dann sprang nur der Anrufbeantworter an. In knappen Worten erläuterte sie die neue Theorie und bat Charles, so bald wie möglich zurückzurufen.
„Er ist nicht in der Stadt und kommt erst morgen Nachmittag zurück“, berichtete sie Jack.
Jack runzelte die Stirn. „Na, die kleine Verzögerung macht schon nichts. Alan fühlt sich ja sicher, weil er sein Alibi hat. Gleich nach der Hochzeit treffen wir uns mit Charles. Wenn wir Glück haben, kann er seine Ermittlungen noch vor der Gesellschafterversammlung abschließen.“
Unmerklich zuckte Nikki zusammen. „Das ist Ende kommender Woche, nicht wahr?“, fragte sie und konnte nur hoffen, dass er nicht bemerkte, wie aufgeregt sie war.
„Ja. Und hast du schon herausgefunden, wer der geheimnisvolle Anteilseigner ist?“
„Ich kann es dir garantiert noch vor dem Termin der Versammlung sagen, das verspreche ich dir“, antwortete sie ausweichend.
„Das ist nicht mehr lange hin – nur noch eine Woche“, erwiderte Jack gereizt. „Ich brauche ja auch noch Zeit, den großen Unbekannten auf meine Seite zu ziehen. Und das wird noch schwierig genug. Wie soll ich jemanden überzeugen, dass ich der beste Mann bin, um die Kincaid Group zu leiten, wenn ich unter Mordverdacht stehe? Und wenn mein eigener Bruder höchstwahrscheinlich tatsächlich der Mörder ist?“
„Die Kincaids werden dir nicht die Schuld dafür geben, was Alan verbrochen hat. Und dieser andere Anteilseigner sicher auch nicht.“
„Ach nein?“ Jack schob die Bettdecke beiseite, erhob sich und ging unruhig im Schlafzimmer auf und ab. Im Halbdunkel wirkte er, nackt wie er war, wie eine zum Leben erwachte griechische Statue. „Wäre die Ausgangslage genau umgekehrt, ich weiß nicht, ob ich den Kincaids dann vertrauen würde.“
„Aber keiner von euch ist schuld daran. Es gibt wirklich keinen Grund, dass du dich nicht mit ihnen versöhnen …“
„Hör auf damit.“
Er stieß die Worte so barsch und verärgert aus, dass sie vor Schreck zusammenfuhr. Wortlos stieg sie aus dem Bett und trat ganz dicht an ihn heran. „Ich will dir doch nur helfen.“
„Das hatten wir doch schon geklärt, Nikki. Du sollst mir nicht helfen, was die Kincaids angeht. In dieser Sache will ich keine Einmischung von dir.“
Er klang so hart, so unversöhnlich! Nikki brauchte dringend frische Luft. Schnell öffnete sie die Tür zum Balkon und trat hinaus. Dabei war ihr ganz egal, dass sie nackt war. Sie legte die Hände aufs Balkongitter und blickte hinaus auf den Ozean. Der Mond spiegelte sich auf dem Wasser, ein sanfter Wind wehte, aber romantische Gefühle wollten bei Nikki nicht aufkommen. Sie spürte, ihre Zeit mit Jack würde bald vorüber sein. Ein paar Tage noch, dann war es aus. Dann würde sie ihm offenbaren müssen, dass sie die restlichen Anteile an der Kincaid Group hielt und es in ihrer Macht lag, über das Schicksal der Firma zu entscheiden. Und da ihre Entscheidung nicht für ihn ausfallen konnte, würde er sie hassen, sich von ihr abwenden. Tränen traten ihr in die Augen. Sie wusste nicht, wie sie damit fertigwerden konnte, wenn es so weit war.
Sie spürte seine Anwesenheit bereits, bevor er ihr von hinten die Hand auf die Schulter legte. „Du bist wie fürs Mondlicht geschaffen“, sagte er leise. „Und für die Nacktheit. Wenn ich dich so sehe, muss ich immer an die Göttin Diana denken.“
„Die Jägerin, Mondgöttin und Göttin der Geburt“, resümierte Nikki. „Es war ihr Schicksal, Jungfrau zu bleiben. Anders als bei mir.“
Jack lachte leise. „Na, was für ein Glück!“
Sie schmiegte sich an ihn. „Offenbar hat sie nie jemanden wie dich kennengelernt, sonst wäre sie nicht lange Jungfrau geblieben.“
Behutsam nahm er sie bei den Schultern und drehte sie zu sich herum, sodass sie ihm ins Gesicht blickte. „Nikki, ich weiß, du möchtest, dass ich mich mit meinen Kincaid-Verwandten versöhne. Aber du musst endlich einsehen, dass das nie geschehen wird.“
„Ich weiß.“
Er schüttelte den Kopf. „Und trotzdem hoffst du immer noch darauf.“
„Ist das denn so falsch?“
„Falsch würde ich nicht sagen, aber sinnlos. Vor allem, wenn – falls – unsere Beziehung … sich ändert.“
Das Herz blieb ihr fast stehen. Wusste er, dass sie die restlichen Anteile
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