Spionin in schwarzer Spitze (Baccara) (German Edition)
gebracht, aber jetzt erreichten sie das Haus von Colonel Samuel Beauchamp. Lily hatte das Haus dem Brautpaar für die Feier zur Verfügung gestellt – als Hochzeitsgeschenk gewissermaßen. Sowohl Jack als auch Nikki erschien es als Ironie des Schicksals, dass die Festlichkeiten hier stattfanden, denn hier hatten sie sich kennengelernt. Hier hatte sie ihn bei der Junggesellenauktion für tausend Dollar ersteigert und sich gleichzeitig einen Wunsch bei ihm offengehalten, den sie immer noch nicht eingelöst hatte. Hier hatten sie sich auch zum ersten Mal geküsst, und die brennende Leidenschaft hatte ihren Lauf genommen.
Und diese Leidenschaft war seitdem nicht abgekühlt – ganz im Gegenteil. Jack wusste, dass er so etwas niemals mit einer anderen Frau erleben würde – und auch nicht erleben wollte.
„Du hast immer noch nicht deinen Wunsch eingelöst“, stellte er fest.
Niedergeschlagen sah Nikki ihn an. „Den habe ich mir aufgespart. Ich habe das Gefühl, dass ich ihn sehr bald brauchen werde.“
Was zum Teufel soll das nur alles bedeuten? fragte er sich. Er wusste, dass Zeit und Ort nicht passend waren, trotzdem hätte er nur zu gern gewusst, was mit Nikki nicht stimmte. Doch er riss sich zusammen. „Das hört sich ja geheimnisvoll an“, meinte er und wunderte sich selbst, dass er die Worte in einem so ruhigen, beiläufigen Ton herausbrachte.
„Nicht geheimnisvoll. Aber es ist eben so.“
Sie stiegen aus dem Wagen. Als Jack nach Nikkis Hand griff, bemerkte er, dass sie den Ring nicht trug. Hatte er sich eben noch zu Ruhe und Geduld gezwungen, war es damit jetzt vorbei. Kalte Wut stieg in ihm hoch.
„Wo ist der Ring?“, fragte er barsch.
Sie schrak zusammen. „Ich … ich dachte, es wäre nicht so gut, ihn heute zu tragen.“
Ihm fiel nur eine Erklärung für ihr Verhalten ein. Sie kam aus der High Society von Charleston, während er unehelich geboren war – außerdem stand er noch unter Mordverdacht. „Du schämst dich meinetwegen. Deshalb willst du unsere Verlobung geheim halten.“ Er warf ihr den Vorwurf hin wie einen Fehdehandschuh.
„Nein, Jack, das ist es nicht, wirklich. Ich … ich bin mir nur nicht sicher, ob wir uns wirklich verloben sollten. Ich meine jetzt schon. Wir … wir müssten uns vorher noch mal aussprechen.“ Als sie ihn ansah, lag unendlicher Schmerz in ihrem Blick. „Jack, das kommt alles so überraschend.“
„Ja, für mich kommt es auch überraschend“, gab er gereizt zurück. Egal welche Gründe sie vorschiebt, schoss es ihm durch den Kopf, sie würde die Verlobung nicht verschieben, wenn sie mir nicht irgendwie misstrauen würde. Ist es die Mordgeschichte oder meine Herkunft? „Raus damit, Nikki. Was ist los?“
Er packte sie beim Handgelenk, aber sie entwand sich seinem Griff. „Bitte … nicht hier. Nicht jetzt.“
Er rührte sich keinen Millimeter von der Stelle. „Oh doch, meine Süße. Genau hier … und genau jetzt.“
Wütend sah sie ihn an. „Ist dir eigentlich klar, dass du in den vier Monaten, die wir uns kennen, noch nie zu mir gesagt hast, dass du mich liebst?“
„Dann wollen wir doch mal sehen, wie oft du es zu mir gesagt hast.“ Er hob die Hand, als wollte er es an den Fingern abzählen. „Oh, wenn ich richtig gerechnet habe, hast du es mir genauso oft gesagt wie ich dir. Kein einziges Mal.“
Sie blickte zum Haus hinüber, wo ständig neue Gäste eintrafen. Einige von ihnen schauten bereits neugierig zu ihr und Jack herüber. „Jack, ich habe dich vom ersten Augenblick an geliebt“, gestand sie ihm flüsternd.
„Und warum hast du es mir dann nie gesagt?“
„Wahrscheinlich aus dem gleichen Grund, warum du es nie gesagt hast. Wir sind beide verletzt worden. Ich habe dir ja von Craig erzählt. Wie er mich benutzt hat. Deshalb fällt es mir sehr schwer, diese Worte auszusprechen. Und wenn ich bedenke, wie das zwischen deinen Eltern gelaufen ist, kann ich mir vorstellen, dass du der Liebe auch mit gemischten Gefühlen gegenüberstehst.“
„Das hast du sehr hübsch ausgedrückt.“
„Aber als du mir den Verlobungsring aufgesteckt hast, warum hast du mir da nicht gesagt, dass du mich liebst?“
„Na ja … Irgendwas hat uns abgelenkt.“
Sie dachte an die Szene zurück und musste schmunzeln. „Das stimmt.“
Jack legte die Hände auf Nikkis Schultern. „Süße, ich liebe dich. Sonst hätte ich dir keinen Heiratsantrag gemacht.“ Tränen traten ihr in die Augen, und er wischte sie sanft mit dem Zeigefinger weg.
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