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Spitfire: Kühler Tod

Spitfire: Kühler Tod

Titel: Spitfire: Kühler Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Sandoval
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Straße hinunter. Da erhasche ich eine Bewegung aus dem Augenwinkel. Direkt vor mir, auf der anderen Straßenseite, liegt das Schlafzimmer eines der Nachbarhäuser. Darin steht ein Paar vor dem Bett und streitet.
    Ich schalte den Ventilator aus und öffne das Fenster noch etwas weiter, um besser hören zu können. Der Mann übernimmt das Gebrülle, während die Frau versucht, ihn zu beruhigen. Aber jedes Mal, wenn sie »Es tut mir leid« sagt, ist es, als würde siean der Anlassleine unseres alten Benzinrasenmähers reißen. Als sie schließlich ein leises »Schhh« von sich gibt, zündet der Funke und der Mann rastet aus.
    Er packt sie an den Oberarmen und schüttelt sie, so wie ich ein sandiges Badetuch ausschütteln würde. Ich renne in Gabriels früheres Schlafzimmer und greife nach dem schnurlosen Telefon, um 911 anzurufen. Als ich mit dem Telefon in der Hand in mein Zimmer zurückkomme, ist der Mann verschwunden. Die Frau sitzt auf dem Fensterbrett des Erkerfensters, weint und drückt ein kleines Dekokissen an sich. Die Eingangstür öffnet sich und der Mann tritt auf die Straße. Er steigt in einen schwarzen Range Rover und fährt davon.
    Ich weiß nicht, wie lange ich mit dem Telefon in der Hand dort stehe und zusehe, wie sie in ihr Kissen schluchzt. Ich denke daran, dass sie, als sie dieses Kissen gekauft hat, noch keine Ahnung davon hatte, dass es in einem zukünftigen dunklen Augenblick einmal ihr einziger Trost sein würde. Ich denke daran, dass meine Eltern, als sie ihr Auto kauften, nichts davon wussten, dass sie damit ihre Fahrkarte in den Tod erstanden.
    In solchen Augenblicken glaube ich, dass all die furchtbaren Ereignisse des Lebens kosmisch miteinander verbunden sind, wie im Meer treibende Seetangfelder. Wenn man an einer der salzigen Schnüre zupft, sinken wir alle ein Stückchen.

    Erst als ich sicher bin, dass der Idiot nicht zurückkommt, kann ich wieder einschlafen. Als ich aufwache, ist es allerdings schon nach zehn.
Kaffee,
ist mein einziger Gedanke, als ich umständlich in meine Hausschuhe schlüpfe, dann sehe ich aus dem Fenster. Im Haus auf der anderen Straßenseite herrscht Stille und der Range Rover steht wieder in der Einfahrt. Einen Augenblick stehe ich einfach nur da und frage mich, was das wohl bedeutet.
    Als ich mir die Augen reibend die Treppe hinunterschlurfe, erscheinen die unklaren Umrisse von zwei meiner Neffen am Randemeines Blickfelds. Sie sehen aus wie ein verschmiertes Gemälde. »Hi, Tia Tomi!«, brüllen sie ohne ersichtlichen Grund.
    »Ja, hi.« Kinder vor Kaffee sind Folter.
    Papa und meine Brüder sitzen im Wohnzimmer und schauen Sport. Papa fläzt in seinem Sessel, Gabriel und Ignacio teilen sich das Sofa.
    »Morgen«, murmle ich. In solchen Momenten bin ich froh, dass wir nicht zu den Familien gehören, die sich ständig in die Arme fallen.
    »Schönen guten Nachmittag«, gibt Ignacio zurück und geht mir jetzt schon auf die Nerven. »Iggy« nenne ich ihn übrigens nur hinter seinem Rücken.
    »Geht es dir gut, Tomi?«, fragt Gabriel und Sorge liegt in seinen warmen, dunkelbraunen Augen.
    Ich erkläre, was ich gestern Nacht beobachtet habe, aber noch bevor ich ausreden kann, schüttelt Iggy schon den Kopf. »Das geht dich nichts an. Halt dich aus der Sache raus.«
    Zu meiner großen Überraschung stimmt ihm Gabriel zu. »Du weißt doch gar nicht, was da überhaupt los war.«
    »Genau, vielleicht hat sie ja seine Katzenbabys ertränkt, oder so«, bekräftigt Iggy. Seine Stimme ist einfach immer etwas zu laut. »Was, wenn er herausbekommt, von welchem Haus der Anruf gekommen ist? Papa ist hier die meiste Zeit ganz allein. Wenn der Kerl kein Problem damit hat, seiner Frau eine zu langen, dann verprügelt er bestimmt auch schon mal einen alten Mann … nimm’s mir nicht übel, Papa.«
    Papa zuckt mit den Schultern.
    Das sind vermutlich die weisesten Worte, die Iggy jemals geäußert hat.
    »Alle Notrufe sind streng vertraulich«, schieße ich zurück.
    »Sie nehmen jeden Anruf auf, wie vertraulich kann das denn sein?« Ich korrigiere mich.
Das
sind vermutlich die weisesten Worte, die Iggy jemals geäußert hat.
    Ich mustere den stämmigen Iggy, wie er da so in der Mitte des Sofas thront, die braunen Arme auf die Rückenlehne gelegt. Dannwandert mein Blick zum schlaksigen, blassen Gabriel, der fast schon auf der Armstütze kauert. »Rutsch rüber!«, fahre ich Iggy an.
    In der Küche spült Lydia eine Pfanne. Hinter der offenen Tür zum Garten spielen die Kinder auf

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