Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Spitfire: Kühler Tod

Spitfire: Kühler Tod

Titel: Spitfire: Kühler Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Sandoval
Vom Netzwerk:
wirklich nicht gleich noch jemanden einarbeiten müssen. Und außerdem mag ich Boots. »Hey, hast du in der Mittagspause schon was vor? Sam und ich holen uns ein paar Falafel.«
    Boots hat sich hier sofort mit den Sekretärinnen aus dem zweiten Stock angefreundet, die sie seit ihrem ersten Tag zum Mittagessen mitnehmen.
    »Ich glaube, ich kann euch noch dazwischenschieben«, versichert sie schelmisch.
    Ich stelle die Schachtel mit den Backwaren auf die Anrichte im Konferenzraum. Auf meinem Weg zum Aufzug stelle ich Boots ein Schokocroissant auf den Tresen. »Ich komme gleich wieder und richte den Raum für das Meeting her. Beschütze die da mit deinem Leben«, sagte ich und deute durch die Glaswand auf die rosa Pappschachtel.
    Im Flur stoße ich mit dem IT-Typen zusammen. »Ich hab auch nur zwei Hände, ganz egal, wie laut ihr schreit!«, schimpft er, während er an mir vorbeihastet.
    »Hi Ken«, rufe ich und halte dann die Luft an. Ken ist ein Lufterfrischer. Er furzt gerne mal beim Laufen, sodass andere die frische Luft genießen können, wenn er schon längst wieder weg ist. Eigentlich ist er ein netter, sensibler Kerl, und wären da nicht seinemangelnde Körperhygiene, seine Unfähigkeit, ein normales Gespräch zu führen, und dieser Geruch, dann hätte ihn mittlerweile sicher schon längst eine der Sekretärinnen abgeschleppt.
    Scott ist vor mir im Büro, was eine echte Premiere ist. »Irgendwelche Würmer gefangen?«, fragte ich und lasse meine Stofftasche und die kleine Schachtel mit den Scones auf den Schreibtisch fallen. Um ein bisschen abzukühlen, drehe ich meine Haare hoch und stecke sie mit einem Stift fest.
    Scott klappt den Ordner in seiner Hand zu. »Hi Tomi, wie war Ihr Wochenende?«
    »Schön.« Mal abgesehen davon, dass ich versetzt worden bin. »Ich war bei meinem Großvater. Ich fahre jedes zweite Wochenende zu ihm … Sie wissen schon … um im Haus zu helfen und so.«
    »Wie nett. Wo wohnt denn Ihr Großvater?«
    »In Alameda.«
    Er schüttelt den Kopf. »Ich kenne mich mit der Bay-Area immer noch nicht richtig aus.«
    »Alameda ist eine Insel direkt vor der Küste und gehört zu Oakland.« Ich erkläre das einfach immer wieder gerne. Scott denkt, ich mache einen Scherz, und wartet auf die Pointe. Manchmal sind die besten Witze gar keine Witze. Ich lache. »Ich meine es ernst … schauen Sie sich das mal auf der Karte an.«
    Als Scotts Team zu einer Vorbesprechung eintrifft, gehe ich zurück in mein Büro. Die Tür ist nur angelehnt und ich kann die Projektmanagerin näseln hören: »Das Interieur wird so abgeändert, dass ein Fahrstuhl eingebaut werden kann, aber das Hauptanliegen unseres Kunden ist die Restauration der Originalfassade …«
    Ich blende ihre Stimme aus und bringe Scotts Terminkalender auf den neuesten Stand, als ich ihn rufen höre: »Tomi, könnten Sie mir bitte die Akte des Nelson-Gebäudes bringen?«
    »Natürlich«, rufe ich zurück und öffne den Aktenschrank, der fast die Hälfte meines Büros einnimmt. Die Akte ist nicht da. Ich schaue noch mal nach. Dann suche ich unter der Adresse. Ich sehe in meinem Eingangs- und Ausgangskorb nach und blättere dann die Akten auf meinem Schreibtisch durch. Nichts.
    Ich schließe die Augen und drücke den Rückspulknopf in meinem Kopf, bis ich an dem Punkt bin, an dem ich die Akte zuletzt gesehen habe. Genau in diesem Augenblick stößt Scott die Tür auf. »Ähm, Tomi … schlafen Sie?«
    Kichern dringt aus Scotts Büro, da fällt es mir wieder ein. Ich sehe Scott an. »Als ich ins Büro gekommen bin, hatten Sie die Akte in der Hand.«
    »Ich hatte die Akte des Nelson-Gebäudes … in der Hand?«, wiederholt er und lässt es klingen, als sei das glatt gelogen.
    »Ja.« Ich nicke.
    »Tomi, ich habe diese Akte seit gestern nicht mehr gesehen.«
    »Sind Sie sicher?« Ich schiebe mich an ihm vorbei. Alle schauen zu, während ich Scotts Papiere auf dem Schreibtisch durchblättere und schließlich sogar unter der Schreibunterlage nachsehe.
    »Okay, macht ja nichts«, unterbricht Scott mein Tun mit erhobener Hand.
    »Lassen Sie mich nur noch schnell hier nachschauen«, sagte ich, während ich die Papiere auf den Ablagen durchgehe.
    »Das wäre dann alles, Tomi«, meint Scott und jede Silbe trieft vor Missbilligung.
    Ich senke erst die Arme, dann den Blick und verlasse Scotts Büro. Als ich an der Tür bin, sehe ich Scotts Spiegelbild im Glas. Grinsend hebt er die Schultern. Seine ganze Haltung drückt aus:
Eine gute Assistentin

Weitere Kostenlose Bücher