Spitfire: Kühler Tod
Hand und starre auf das Taschentuch. Es sieht genauso aus wie das auf dem Boden.
KAPITEL 9
Mutter findet Leiche ihres ermordeten Sohnes in Kühlschrank
Am Dienstagmorgen wurde die Leiche des neunundzwanzigjährigen Justin Thyme von seiner Mutter entdeckt, nachdem er am vorhergehenden Abend nicht zu einer Verabredung zum Essen erschienen war. Rosemary Thyme betrat auf der Suche nach ihrem Sohn die Kellerwohnung eines Mietshauses, das im Besitz der Familie ist, und fand den Inhalt des Kühlschranks auf dem Boden verteilt vor. Als sie die Tür des Geräts öffnete, machte sie eine entsetzliche Entdeckung: In dem 580-Liter-Whirlpool-Top-Mount-Kühlschrank befand sich die blutüberströmte Leiche ihres Sohnes.
Justin Thyme, Schauspieler und Barkeeper, der in kleinen Nebenrollen als Straßenkünstler in
Rush Hour 3
und als attraktiver Barista in
Sex and the City
auftrat, war erst kürzlich nach San Francisco zurückgekehrt, um seine Schauspielkarriere voranzutreiben.
Nach Aussage des Rechtsmediziners wurde Thyme mit einer Elektroschockpistole angegriffen, bevor man ihn in den Kühlschrank sperrte. Ob Thyme zu diesem Zeitpunkt bereits tot war, wird die Autopsie klären.
Wie Detective Vincent Dalton berichtet, gibt es noch kein erkennbares Motiv für diesen »grauenhaften Angriff«, wie er es nannte. Derzeit verfolgt die Polizei mehrere Spuren.
Ich habe keinerlei Erinnerung an die Taxifahrt zurück zum Büro. Als ich wieder zu mir komme, sitze ich an meinem Schreibtisch und starre blicklos auf den Blade-Runner-Bildschirmschoner, bis der Computer in den Stand-by-Modus wechselt. Scott durchquert mein Büro auf dem Weg in sein eigenes.
»Hey Tomi. Haben Sie mal eine Sekunde?«
Hölzern greife ich nach meinem Stenoblock und folge ihm. Erst als ich seinem fragenden Blick begegne, merke ich, dass er etwas gesagt haben muss. Als wären wir in einem Theaterstück und ich hätte meinen Text vergessen.
»Geht es Ihnen gut?«, fragte er.
»Justin ist tot«, antworte ich und unterdrücke die Tränen.
»Wer?«
»Mein Freund. Der Barkeeper.« Plötzlich werde ich wütend. Es ist, als hätte es Justin nie gegeben!
»Oh, Tomi … es tut mir so leid.« Scott führt mich zu einem Stuhl und setzt sich dann neben mich. »Was ist passiert?«
»Er wurde … er-ermordet«, bringe ich schließlich heraus.
Seine Augenbrauen treffen sich fast in der Mitte. »Ermordet? Moment. Ganz von vorne, bitte.«
Ich erzähle ihm von meinem leeren Akku, dann von den verpassten Anrufen von Detective Dalton und ende schließlich mit meiner Mittagspause auf dem Polizeirevier. Als ich zum Ende komme, heule ich hemmungslos.
Scott beugt sich vor und umarmt mich. »Oh, Tomi. Ist ja gut«, murmelt er mir ins Ohr, woraufhin ich nur noch heftiger schluchze. »Was halten Sie davon, wenn ich Sie einfach nach Hause bringe«, sagt er und umarmt mich noch fester. Da höre und fühle ich etwas hinter meinem Ohr.
Ich löse mich von ihm. »Haben Sie gerade … an meinem Hals gerochen?«, frage ich, zwischen nassen Wimpern blinzelnd.
»Möchten Sie ein Glas Wasser?«, bietet er an und ich frage mich, ob ich mir das Schnüffeln vielleicht nur eingebildet habe.
Ich kann nur nicken. Scott drückt meinen Arm und steht auf. Ein paar Minuten später kehrt er mit einer Flasche Wasser undzwei Schachteln Taschentücher zurück, was mich zum Lachen bringt. Ich rupfe gleich mehrere Taschentücher aus einer Schachtel und vergrabe mein Gesicht darin.
»Als Ihr Boss befehle ich Ihnen, den Rest des Tages freizunehmen«, sagt er. »Ich habe gerade mit Sam gesprochen. Sie ist schon auf dem Weg zur Garage und holt ihr Auto, um Sie nach Hause zu bringen.«
Als er mich hinaus auf die Straße führt, fühle ich tiefe Dankbarkeit. Die kühle Luft auf meinen heißen Wangen tut gut. Als ich Sams Jeep im Verkehr erkenne, fällt mir noch etwas ein. »Ach ja, einer der Detectives wird Sie anrufen«, informiere ich ihn.
»Mich?«, fragt er überrascht. »Aber ich kannte Ihren Freund doch gar nicht.«
»Ich weiß. Er möchte nur nachprüfen, ob ich am Freitag hier war.«
»Warum? Sind Sie eine Verdächtige?«, scherzt er, bevor ihm dämmert, dass ich das tatsächlich bin.
»Eher eine Person von besonderem Interesse. Sie sind der Einzige, den ich am Tag des Mordes getroffen habe. Na ja, abgesehen von Royce.« Und Royce schenkt seinen Leibeigenen nie die leiseste Beachtung.
Beruhigend legt er mir eine Hand auf die Schulter. »Keine Sorge. Ich werde bestätigen, dass Sie hier
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