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Spitfire: Kühler Tod

Spitfire: Kühler Tod

Titel: Spitfire: Kühler Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Sandoval
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»Versuchen Sie es mal mit dieser Tür«, ruft Scotts körperlose Stimme.
    Ich öffne die Beifahrertür, bereit, Vilma zu begrüßen, doch der Platz ist leer. »Wo ist Vilma?«
    »Es geht ihr nicht gut. Steigen Sie ein.«
    Das fühlt sich irgendwie nicht richtig an. Scott bemerkt mein Zögern. Er zückt sein Handy und wählt eine Nummer. Er sagt so etwas wie »hier ist sie« und reicht mir das Telefon.«
    »Äh, hi?«, sage ich und sehe Scott achselzuckend an.
    »Hi Tomi, hier ist Vilma. Es tut mir so leid, dass ich nicht dabei sein kann. Zoe hat eine Erkältung mit heimgebracht und ich habe mich angesteckt«, ihre Stimme klingt wie Schmirgelpapier.
    »Das tut mir leid«, sage ich.
    »Scott wollte eigentlich alles absagen und zu Hause bleiben, aber ich weiß, wie sehr er sich auf dieses Konzert gefreut hat. Ich möchte nicht, dass irgendjemand es nur wegen mir verpasst.«
    Nickend sage ich: »Das verstehe ich. Gute Besserung.«
    »Danke. Ich freue mich darauf, Sie ein anderes Mal kennenzulernen.«
    »Ich auch«, versichere ich. Lächelnd gebe ich Scott das Handy zurück und steige ein.

KAPITEL 20
    Mit der Oper ist es genau wie mit Baseball, im echten Leben ist beides viel, viel besser. Wir haben Logenplätze, die im Theater genauso aussehen wie im Stadion. Jetzt, wo ich so darüber nachdenke, kann man ja auch für beides Saisonkarten kaufen. Und die Spielkommentatoren beim Baseball sagen ja auch immer: »Das ist noch nicht das Ende vom Lied.«
    Nach der Vorstellung steuere ich das Parkhaus an.
    »Wohin gehen Sie?«, fragt Scott.
    »Zum Auto«, antworte ich unsicher.
    »Wir haben einen Tisch im
Awe Hooey’s«,
erklärt Scott. Eigentlich heißt es einfach
Hooey’s,
nicht
Awe Hooey’s,
aber ich will ihn nicht korrigieren. Ganz egal, wie es heißt, es ist auf jeden Fall ein Nobelrestaurant, in dem New American Cuisine serviert wird. Da es in der Nähe der Oper liegt, ist es natürlich ein beliebtes Ziel für Operngäste. Außerdem ist es eines der besseren Restaurants, in denen ich noch nicht war.
    »Vielleicht sollten wir das Essen lieber ausfallen lassen«, sage ich und fühle mich wie eine Märtyrerin. Wie St. Tomasita, Schutzheilige der Feinkostabstinenzler.
    »Soll ich Vilma noch mal anrufen?«, fragt er und zückt sein Handy.
    »Würden Sie?«, erwidere ich prompt. Scott wirkt überrascht. Offensichtlich hat er nicht erwartet, dass ich auf seinen Bluff eingehe. »Nur um zu sehen, wie es ihr geht und um sie auf demLaufenden zu halten«, erkläre ich und benutze eine von Scotts Lieblingsfloskeln.
    Scott wendet sich ab und spricht kurz in das Handy. »Wir dürfen gehen«, verkündet er dann und klappt sein Handy zu, bevor ich die Chance habe, auch ein bisschen mit ihr zu quatschen.

    Ganz wie zur Zeit der Prohibition ist die Lage des Restaurants fast schon geheim. Wir steigen eine Wendeltreppe hinab in eine höhlenartige unterirdische Brasserie mit Kneipenflair. Mit allen Sinnen nehme ich das
Hooey’s
in mich auf: das teure Parfüm in der Luft, das Jazz-Quartett, die dämmrige, schmeichelhafte Beleuchtung und so weiter. Alles in allem schick, verspielt und elegant und ja, hier will ich bleiben.
    Scott nennt dem Kellner seinen Namen und der bedeutet uns, ihm zu folgen. Gerade schlägt er den Weg zur Mahagonibar ein, als Scott ihn aufhält. »Ich habe einen Tisch an der Bühne verlangt.«
    Ich schlendere herum und gebe vor, den offenen Speiseraum und die gut aussehenden Gäste an der Bar zu mustern, die alle schwarz zu tragen scheinen. Als ich mich umdrehe, fällt mein Blick auf das Reservierungsbuch und ich lese: »Martin, Scott – 2«, mit Tinte geschrieben. Abgesehen von dem Häkchen, das der Kellner gerade neben den Namen gesetzt hat, gibt es kein Anzeichen dafür, dass die Reservierung ursprünglich für drei Personen galt, kein Gekritzel, nichts.
    Ich sehe, wie sich Scotts Blick verhärtet. »Ich möchte in der Nähe der Bühne sitzen, nicht in der Nähe der Toiletten!«, sagt er.
    »Es tut mir leid, Sir«, erklärt der Kellner. »Aber diese Tische sind schon seit Monaten ausgebucht.«
    »Sind Sie vielleicht wichtig?« Scotts Stimme wird immer lauter. »Holen Sie mir gefälligst jemanden, der es ist!« Sofort fällt mir die Unterhaltung mit Scotts Vater, diesem Arschloch, wieder ein und ich schüttele mich leicht.
    Der Restaurantchef wird gerufen und erkennt offenbar sofort, dass Scott zu den Typen gehört, die es gewohnt sind, ihren Willendurchzusetzen. Entweder ist der Restaurantchef ein sehr kluger Mann

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