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Spitfire: Kühler Tod

Spitfire: Kühler Tod

Titel: Spitfire: Kühler Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Sandoval
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zu, wie Papas Bronco auf den Parkplatz fährt. »Hi Papa«, rufe ich undwerfe die Tür hinter mir zu, bevor ich ihm ein Küsschen gebe. Er greift in seine Hemdtasche und zieht ein Lotterielos hervor.
    »Danke«, sage ich und fange an zu rubbeln.
    »Sind wir reich?«
    »Ein Freilos«, antworte ich und reiche ihm den Gewinn.
    Wir steuern Oaklands East Fourteenth Street an, um alles für die Party einzukaufen. Papa findet einen Parkplatz nur ein paar Häuser entfernt vom
Fiesta Forever: Partyausrüstung und mehr zu unglaublich NIDRIGEN Preisen!
Ich schüttle den Kopf. Korrekte Rechtschreibung ist einfach noch nicht bis hierher vorgedrungen.
    Während Papa die spitzen Papierhütchen inspiziert, wähle ich in einem Gang, der nach Mottenkugeln riecht, eine Weihnachtsmann-Piñata aus. Piñatas sind bunte, meist sehr kitschige Figuren aus Pappmaschee, die man mit Süßkram füllt. Dann fülle ich den Einkaufswagen mit bergeweise Süßigkeiten und Dekoration und treffe mich mit Papa an der Kasse.
    Stirnrunzelnd sieht Papa die Piñata an. »Warum der Weihnachtsmann?«
    »Ich filme die Party bestimmt und ich finde die Vorstellung, wie kleine Kinder den Weihnachtsmann mit Baseballschlägern bewusstlos prügeln, um an das süße Zeug ranzukommen, einfach unwiderstehlich.«
    Papa nickt, als wäre das vollkommen logisch.
    »Wie viele sind das?«, fragt der Kassierer und hebt den Stapel Partyhütchen hoch.
    »Zwölf«, sage ich, während Papa im gleichen Moment »dreizehn« ruft.
    Verwirrt sehe ich Papa an. Es sind doch immer zwölf. »Hast du noch jemanden eingeladen?«
    Er zögert kurz, dann sagt er: »Marcela. Du kennst sie doch? Sie war bei Irmas und Joes Hochzeit.«
    »Ahh«, bestätige ich ein bisschen zu fröhlich. Ich verstehe ja, dass Senioren auch Menschen und außerdem erwachsen sind und ihre eigenen Entscheidungen treffen können. Aber er ist
mein
Papa, zum Teufel!
    Zu Hause füllen wir die Piñata mit Bonbons und kleinem, leicht verschluckbarem Plastikspielzeug. Dann hängen wir den Weihnachtsmann an einen der niedrigeren Äste des Orangenbaums im Garten. Nur so zum Spaß hole ich meine Kamera hervor und mache ein Fünfsekundenvideo von Santas dickem Hinterteil, das in der Luft hin und her baumelt.
    Als wir im Garten mit dem Dekorieren fertig sind, gehe ich ins Haus und sehe aus dem Wohnzimmerfenster. Gegenüber ist Grace gerade dabei, den Efeu im Garten zu stutzen. Sie trägt ein langärmliges Schlabberkleid, einen schlaffen Hut und eine riesige Sonnenbrille. Das perfekte Outfit für die verprügelte Ehefrau von heute. Die Arme. Das ist meine Chance zu sehen, ob alles in Ordnung ist.
    Ich renne aus der Tür und die Stufen der Eingangstreppe hinunter. Gerade will ich die Straße überqueren, als ein silberner Minivan hupend in unsere Einfahrt einbiegt. Mein Bruder Gabriel plus Familie. Ich sehe mich um, aber Grace ist verschwunden.
    Die Kids hopsen sofort aus dem Auto, vermutlich wollen sie mit etwas so Hässlichem nicht in Verbindung gebracht werden. Der siebenjährige Ryan sieht aus wie ein Pirat, der sechsjährige Jake wie ein Feuerwehrmann und die fünfjährige Ruby wie eine Zigeunerin.
    Habe ich schon erwähnt, dass es eine Kostümparty ist? Albern, ich weiß, aber viele der besten Augenblicke im Leben sind albern. Wie Hochzeiten oder der Bay-to-Breakers-Lauf (dieses jährliche Rennen, bei dem Tausende von spärlich bekleideten oder kostümierten Dauerläufern einmal quer durch San Francisco hetzen).
    Hinter Gabriels Van biegt Iggys SUV in die Auffahrt. Der Wagen hat eine dieser Metallic-Lackierungen, die man erst total super findet und dann nach ein paar Sekunden schon über hat. Irgendwie passt das zu Iggy, jetzt wo ich so darüber nachdenke.
    Da erblicke ich Michelle und Janelle, beide acht, und Brielle, vier, die alle drei aussehen wie Disneycharaktere – die von der Sorte, die von ihrem zukünftigen Ehemann gerettet werden müssen. Wie ihre Mutter Lydia sind alle drei Mädchen untersetzt und schüchtern.
    Sofort sind die Kids und ich in eine Partie
Ich sehe was, was du nicht siehst
vertieft, bis schließlich auch noch ein ramponierter Dodge Neon vorfährt. Marcela steigt aus und Papa strahlt. Ich betrachte sie. In vergangenen Zeiten muss sie wohl einmal eine attraktive Frau gewesen sein. Papa nimmt einen mit Alufolie abgedeckten Topf in Empfang und als ihre Finger sich berühren, scheint eine gewisse Intimität zwischen ihnen zu herrschen. Als sie mich erblicken, ist der Bann jedoch gebrochen.
    »Hi Tomi«,

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