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Spitfire: Kühler Tod

Spitfire: Kühler Tod

Titel: Spitfire: Kühler Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Sandoval
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Kaffeebecher.
    Durch die offene Hintertür sehe ich Papa beim Orangenpflücken im Garten. Mein Blick wandert zum Hühnerstall, aber das Wespennest ist von hier aus nicht zu sehen. Ich frage mich, wie groß es wohl inzwischen ist, bin aber zu faul hinzugehen.
    Ich gieße erst Milch, dann Kaffee in meine Tasse. Ich lehne mich an den Tresen und nehme einen Schluck. Ahhh. Herrlich. Dieser erste Schluck ist für mich einer der besten Augenblicke des Tages. Wie traurig ist das denn?
    Ich ziehe mein Handy aus der Tasche und sehe es an. Ich denke an Luis Manuel und daran, dass irgendetwas an der Unterhaltung mit Whim merkwürdig war. Es war diese kurze Pause vor demÜbersetzen, die meine Neugierde geweckt hat. Jetzt frage ich mich, ob sie vielleicht einfach mit der Sprache Schwierigkeiten hatte oder ob es noch etwas anderes gewesen sein könnte.
    Lydia legt auf. »Schöner Tag heute. ¿No?«
    »No. Ich meine, sí«, antworte ich lächelnd. »Hey, kannst du mir einen Gefallen tun?«
    »Natürlich.« Das ist der große Unterschied zwischen meiner Schwägerin und mir. Wenn mir jemand diese Frage stellt – ganz egal, wer –, will ich erst wissen, worum es geht, bevor ich mich entscheide, ob ich es tue oder nicht.
    »Ich habe eine Unterhaltung auf Spanisch aufgenommen. Könntest du sie dir mal anhören und mir sagen, ob die Übersetzung stimmt?«
    Allerlei Fragen huschen über Lydias Miene, doch schließlich sagt sie: »Okay.«
    Ich schalte das Handy laut und drücke Replay. Wir beide starren auf das Handy, als wäre es ein Minifernseher. Luis Manuels Stimme sagt: »¿Bueno?«
    Während wir Whims und Luis Manuels Gespräch lauschen, ist auch meine Stimme hin und wieder im Hintergrund zu hören.
    Lydia runzelt die Stirn. »Das hat er nicht gesagt.«
    »Was?«
    »Diesen Teil.«
    Ich spielte die Unterhaltung noch einmal ab. Dieses Mal mustere ich ihre Miene, als sie die Brauen zusammenzieht.
    »Genau das«, ruft sie und deutet auf das Handy. »Als sie sagt, dass er sagt, dass er erst eine Frau und dann einen Mann gesehen hat, da sagt er, dass er erst einen Mann und dann eine Frau gesehen hat.«
    Mir schwirrt der Kopf von dem ganzen »er sagt« und »sie sagt«. Ich starre sie an. »Wie bitte?«
    Lydia versucht es noch einmal. »Als der Mann …«
    »Luis Manuel?«
    »Genau. Als Luis Manuel spricht, sagt er, er habe zuerst einen Mann und danach eine Frau gesehen. Aber sie verdreht das beim Übersetzen.«
    Die Details in meinem Kopf verschieben sich. Dann war es also vielleicht eine Frau, die Justin zuletzt gesehen hat. Könnte sie vielleicht die Mörderin sein? Und hat Whim das beim Übersetzen unabsichtlich verdreht oder weiß sie etwas, das sie verheimlicht?
    Ich bedanke mich bei Lydia und wähle Whims Nummer. Es meldet sich nur die Mailbox: »Hi. Ich will gerade mit jemandem nicht sprechen. Hinterlass mir einfach eine Nachricht und wenn ich nicht zurückrufe, dann bist du derjenige.« Ich spreche Whim eine Nachricht auf Band und schreibe ihr dann eine SMS.

    Nach dem Brunch mache ich mich wieder auf den Weg nach San Francisco und versuche es noch mehrmals auf Whims Handy. Sobald ich in San Francisco bin, steuere ich schnurstracks Whims Wohnung an. Dort angekommen klingele ich. Nichts geschieht. Ich versuche es noch einmal.
    Mein Handy singt
Mystery Achievement
von den Pretenders und ich weiß, dass es Sam ist. »Hey Sam. Hast du in letzter Zeit mal mit Whim gesprochen? Ich stehe vor ihrer Wohnung, aber sie ist nicht da.«
    »Bist du sicher? Mit diesem Knöchel ist sie ja wohl kaum spazieren gegangen.«
    Whims Verletzung hatte ich völlig vergessen. Plötzlich mache ich mir Sorgen und drücke willkürlich Klingelknöpfe, bis jemand auf den Türöffner drückt. »Ich rufe dich zurück.«
    Im Gang im fünften Stock ist es dunkel und riecht nach Urin, Zigarettenqualm und dem Inhalt einer vergessenen Lunchbox. Ich klopfe. »Whim … ich bin’s, Tomi. Ist alles in Ordnung mit dir?«, rufe ich. Dann lege ich ein Ohr an die Tür und lausche. Nichts. Auf der anderen Seite des Ganges öffnet sich eine Tür einen Spaltbreit und ein ältlicher Mann lugt heraus. Ich drehe mich zu ihm um und rufe: »Hi. Haben Sie vielleicht Whim gesehen?«
    Anstatt zu antworten, knallt er die Tür wieder zu. Dann höre ich Türschlösser zuschnappen – vier Stück. Ich warte noch eineWeile unten beim Treppenaufgang, für den Fall, dass sie nur mal eben zur Apotheke gegangen ist, um sich ihre Medikamente zu holen. Ich telefoniere mit Sam. Nach einer

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