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Spitfire: Kühler Tod

Spitfire: Kühler Tod

Titel: Spitfire: Kühler Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Sandoval
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ruft Gast Nummer dreizehn. »Danke für die Einladung.«
    »Hi Marcela«, antworte ich, noch immer leicht verschnupft, weil mich niemand gefragt hat, ob Papa seine Freundin zu unserem Familienfest einladen darf. »Was hast du denn da?«
    »Oh, ich habe Sopa de Picadillo gemacht. Nach einem alten Familienrezept. Ich hoffe, das ist in Ordnung«, sagt sie, als wolle sie auf keinen Fall zu weit gehen.
    Jetzt mag ich sie schon lieber. »Mehr als nur in Ordnung, das ist super!«, antworte ich und nehme Papa den Topf ab.
    Wir gehen in den Garten, wo sich Papa und meine Brüder um das Barbecue kümmern, während meine Schwägerinnen, Marcela und ich plaudernd den Tisch decken. Wie ich meinen Nichten und Neffen so beim Spielen zusehe, fällt mir auf, dass Kinder so was wie Minimodelle für ganze Länder sind. Ständig ändern sich die Allianzen. Zuerst heißt es Jungs gegen Mädchen, dann ältere gegen jüngere und so weiter.
    »Wo ist Neeckles?«, fragt Lydia mit ihrem trägen mexikanischen Akzent.
    »Er packt seine Sachen. Am Montag ist er hier«, antworte ich.
    Abbey und Lydia ziehen mich fleißig wegen »Neeckles« auf, als Gabriels Stimme uns unterbricht: »Marcela, wir könnten hier mal eine Expertin brauchen!« Er winkt sie zum rauchenden Grill herüber.
    »Entschuldigt mich«, sagt Marcela, froh, sich nützlich machen zu können.
    Während sich Papa, Gabriel und Marcela über das Fleisch beugen, kommt Iggy zu uns geschlendert. »Glaubt ihr, die tun es miteinander?«, fragt er und nickt zu dem Seniorenpaar hinüber. Lydia rollt mit den Augen.
    Mit einem Schlag fühle ich mich in meine Kindheit zurückversetzt. »Weißt du was, Iggy? Dieser Kommentar sagt mehr über dich und deine verdorbene Fantasie aus als über die beiden«, fauche ich, obwohl ich mich das auch schon gefragt habe.
    »Ich heiße nicht Iggy. Ich heiße Ignacio … wie der Fußballspieler.«
    »Und wie der Typ, der die Nachos erfunden hat.«
    So geht es noch eine ganze Weile weiter, bis das Fleisch fertig ist. Wir versammeln uns um den Picknicktisch und häufen unsere Teller voll.
    Durch einen Mundvoll von etwas, das sich nicht mehr identifizieren lässt, schmatzt Iggy: »Ich kann’s immer noch nicht fassen, dass diese Riesenpackung Butter so billig war.«
    Er war im Supermarkt und hat einen Jahresvorrat an
Nicht zu fassen, dass es keine Butter ist
mitgebracht, die er jetzt großzügig auf seinen Maiskolben spachtelt. Alle Erwachsenen und auch ein paar der älteren Kinder starren Iggy an, um herauszukriegen, ob das ein Scherz sein soll.
    »Es ist ja auch keine Butter. Es ist Margarine«, konstatiere ich.
    »Ist es doch«, Iggy dreht die Packung um und unsere Blicke folgen seinem Zeigefinger, während er vorliest: »›Nicht … zu … fassen … dass … es … keine … Butter … ist.‹ Weil es nämlich genau das ist: Butter … kapiert ihr das nicht?«
    Gabriel blinzelt einmal. Dann sagt er: »Es ist keine Butter. Das weißt du doch … oder?«
    »Das nennt man in unserer Branche cleveres Marketing. Davon verstehst du nichts«, erklärt Iggy und winkt ab.
    Abbey hat jetzt genug. »Dann schau doch mal auf das blöde Etikett! Es ist keine Butter!«
    Iggy sieht Abby an, als wäre sie völlig daneben, und sagt: »Das glaube ich jetzt einfach nicht.«
    »Ich hole die echte Butter«, sage ich und stehe auf.
    Als ich in der Küche die gläserne Butterdose von der Brotbox nehme, fällt mir ein ungeöffneter Brief ins Auge. Ich lese den Namen. Er ist an Grace Clayworth adressiert. Der Brief muss für die Frau von gegenüber bestimmt und versehentlich bei uns eingeworfen worden sein.
    Ich lehne den Brief an die Zuckerdose, damit ich nicht vergesse, ihn später rüberzubringen. Als ich wieder in den Garten gehe, höre ich Iggy und Abbey immer noch um die »Butter« streiten.

    Am Sonntag versammelt sich der Reyes-Clan – minus Abbey – zum Brunch. Meine Brüder sehen sich eine Bierwerbung an und streiten darüber, was besser ist: Fußball oder Football? Als ich am Fernseher vorbeigehe, versuchen sie mich in ihre »große Debatte« mit einzubeziehen und erwarten offenbar beide, dass ich voll und ganz ihrer Meinung bin.
    »Schachboxen«, sage ich und beide starren mich an. »Kommt aus Deutschland. Zwei Minuten boxen, dann vier Minuten Schach spielen.« Ausdrucklose Mienen. »Was?«, verteidige ich mich. »Ihr habt mich gefragt.«
    In der Küche telefoniert Lydia auf Spanisch. Sie flüstert »Hi« und reicht mir einen

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