Spitfire: Kühler Tod
Stunde überlege ich, dass sie sich vielleicht bei einer Freundin einquartiert hat, um sich zu erholen. Also klebe ich ihr einen Zettel an die Tür mit der Bitte, mich anzurufen. Dann gehe ich nach Hause.
KAPITEL 26
Montag, 15. August
Auf dem Weg zur Arbeit trinke ich im
Hello Deli
noch einen Kaffee. Dann gesellt sich zu meiner Bestellung noch ein gerösteter Bagel mit Ziegenkäse, Tomaten, Kapern und hauchdünnen Räucherlachsscheiben. Ich genieße mein Frühstück und sehe dann auf die Uhr. Nickels Flugzeug müsste jetzt irgendwo über dem Mittleren Westen sein!
Im Büro lasse ich meine Tasche unter den Schreibtisch plumpsen und werfe einen Blick in Scotts Allerheiligstes. Zu meiner großen Überraschung sitzt er schon an seinem Schreibtisch. Schnell sehe ich noch einmal auf die Uhr und bin erleichtert, weil er zu früh ist und nicht ich zu spät bin.
Das erinnert mich daran, dass ich diese Sache mit dem Zuspätkommen ja noch mit ihm klären wollte.
»Wie geht’s, wie steht’s?«, fragt er tippend.
»Alles paletti«, antworte ich Scotts fröhlichem Ich.
Dann blättere ich seinen Ausgangskorb nach der Kostenabrechnung durch, kann sie aber nicht finden. Vermutlich hatte er also noch keine Zeit, sie durchzusehen und abzuzeichnen. Gerade will ich Scott danach fragen, als er zu mir herumwirbelt. »Sie wissen ja,dass Jin bald Geburtstag hat, und Vilma hat keine Ahnung, was sie ihr kaufen soll. Haben Sie vielleicht einen Vorschlag?«
Ich denke nach. »Bei Neiman Marcus gibt es gerade silberne Handtaschenhalter, die man an Tische klemmen kann. Damit man seine Handtasche im Restaurant nicht mehr auf den Boden stellen muss.«
»Das ist das Dümmste, was ich jemals gehört habe. Perfekt! Könnten Sie das besorgen?«
»Wann?«, frage ich. In meiner Mittagspause ganz sicher nicht.
»Jetzt sofort. Lassen Sie es als Geschenk einpacken«, sagt er und reicht mir ein paar Scheine.
»Klar.«
»Vergessen Sie den Kassenbon nicht.«
Ich schnappe mir meine Tasche und bin draußen, bevor er merkt, dass die Läden erst in einer halben Stunde öffnen.
Kurz nach drei bekomme ich eine SMS von Nickels! Mein Herz vollführt einen Trommelwirbel. Scott ist schon gegangen, also rufe ich Nickels sofort in seinem neuen Heim an. Während der vergangenen Tage haben wir fast jeden Abend miteinander telefoniert, aber dieses Mal mischt sich ein Hauch von pubertärer Verlegenheit in das Gespräch. Irgendwie süß.
»Hör mal«, sagt Nickels, »ich gehe gleich schon mal in mein neues Büro und richte mich ein. Und wenn ich dort fertig bin, hole ich dich zu Hause ab, ja? Um sieben?«
»Klingt gut. Aber wir feiern heute nicht bis in die Puppen, du hast morgen einen großen Tag.«
Nachdem wir aufgelegt haben, besuche ich die Homepage des FBI, um zu sehen, wo Nickels neues Büro liegt. Ganz wie ich angenommen habe, ist es nur einen Katzensprung vom Rathaus entfernt. Der leitende Special Agent der Außendienststelle, also Nickels Boss, ist eine Frau namens Rachel Troublefield.
Einen so interessanten Namen muss ich online recherchieren. Ich finde:
TROUBLEFIELD: Eine Abwandlung des normannischen Namens Tuberville.
Dann muss ich eben noch Tuberville nachschlagen:
TUBERVILLE: Englisch (mit normannischem Ursprung): Siedlungsname von Thouberville in Europa und Frankreich.
Ich schlage Thouberville nach:
THOUBERVILLE: Ein häufiger Nachname in Frankreich, stammt aus der Region der Haute-Normandie.
Mir wird langweilig. Weil ich schon mal auf der Seite mit den Ts bin, schlage ich auch gleich Nickels Nachnamen nach:
TURINO: Italienisch. Von dem Wort
Ventura
oder
Glück
.
»Nickels der Glückspilz«, murmle ich vor mich hin und schlage meinen Nachnamen nach:
REYES: Spanisch und südfranzösisch
Rey
oder
König
(von dem lateinischen rex, genitiv regis).
Dann schlage ich Sams Nachnamen nach und schließlich der Reihe nach alle, die ich kenne, bis es fünf Uhr ist.
Ich hetzte nach Hause, dusche, ziehe verspielte Unterwäsche an, parfümiere mich, style Gesicht und Haare und füttere meine Fische.
Um Punkt sieben werden mir die Knie weich vor Aufregung und ich sehe ungeduldig aus dem Fenster, wenn auch aus diskreter Distanz, damit Nickels mich nicht sieht. Ein Auto biegt in meine Straße ein und hält vor meinem Haus. »Yay!«
Nickels steigt gerade die Eingangsstufen hoch, als ich am Treppenabsatz ankomme. Er trägt einen dunkelblauen Anzug, ein weißes Hemd und eine schwarze Krawatte. Er sieht mich durch das Glas der holzgefassten
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