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Spitfire: Kühler Tod

Spitfire: Kühler Tod

Titel: Spitfire: Kühler Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Sandoval
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Gangster bestechen.
    Ich halte den Schein außerhalb seiner Reichweite. »Raus damit«, sage ich.
    Sie sprechen wieder miteinander. »Erst hat er einen Mann gesehen, dann eine Frau, die an die Tür geklopft hat«, berichtet Angel.
    »Eine Frau war da … nach dem Mann?« Ich verstumme, als mir aufgeht, was das bedeutet. »Hat er das auch den Cops erzählt?«
    Angel weicht vor mir zurück, als wäre er ein Vampir und ich ein Strahl der Morgensonne. Er schnappt mir den Geldschein aus der Hand. »Die Zeit ist um.«
    Ich sehe zu, wie das Abbild von Andrew Jackson auf dem Schein in Angels Hosentasche verschwindet, und unser siebter Präsident tut mir ehrlich leid. »Keine Sorge, er bekommt schon seinen Anteil.« Angels Lächeln ähnelt eher einem Zähnefletschen.
    Das fasse ich als mein Stichwort auf. Ich wende mich an Luis Manuel und schüttle ihm die Hand. »Muchas gracias«, sage ich und gehe.

    Auf dem Weg zurück ins Büro lasse ich mir sämtliche Bekannten durch den Kopf gehen, die Spanisch sprechen. Dann gleiche ich das Ergebnis mit Justins Freunden ab. Es bleibt nur noch ein Name übrig. Whim.
    Bevor sie nach San Francisco gezogen und Fahrradkurier geworden ist, wurde sie von einer versnobten Familie großgezogen. Sie hat ein Studium der romanischen Sprachen an einer der Seven Sisters, einem Verbund historischer Frauencolleges, absolviert. Ich glaube, es war Wellesley.
    An meinem Schreibtisch angekommen rufe ich Whim an. Als sie abnimmt, sage ich: »Ich suche eine Frau.«
    Whim schnaubt. »Tun wir das nicht alle?«
    Schnell erkläre ich ihr die Sache mit Luis Manuel und dass ich ihre übersetzerischen Fähigkeiten brauche. Sie ist sofort einverstanden und wir verabreden uns für heute Abend bei ihr.

    Nach der Arbeit steuere ich Whims Wohnung im Tenderloin-Viertel an. Die Gegend ist heruntergekommen und Pfähle säumen den Bürgersteig. Früher einmal standen hier Bäume, aber der Urin zu vieler Penner hat sie verkümmern lassen. Es kommt mir vor, als deuteten die Pfähle wie Pfeile auf unser Versagen, zu blühen und zu gedeihen.
    Abgesehen davon, dass sie ein Handy hat, ist Whim eine echte Rarität: ein junger Mensch, der sich bewusst für ein Low-Tech-Leben entschieden hat. Sie hat keinen Fernseher und hört Musik aus einem alten Holzradio. Statt eines Laptops hat sie eine antike schwarze Royal-Schreibmaschine mit glänzenden Glastasten.
    Als sie die Tür öffnet, sehe ich überrascht, dass ihr Fuß bandagiert ist. »Oje. Was ist denn mit dir passiert?«, frage ich.
    »Hab eine Lieferung ausgefahren und da hat mich eine Autotür erwischt«, erklärt sie und humpelt zurück zum Sofa. »So einWichser von der Ostküste. Die sollte man sowieso alle deportieren. Ziehen wegen dem Wetter her und beschweren sich dann, dass es hier kein Wetter gibt! Schnappen uns alle Jobs weg und labern einen dann damit voll, wie viel besser alles in Scheiß-New-Jersey oder so ist!«
    Ich deute auf sie. »Kommst du nicht aus Connecticut?«
    »Schon, aber ich wurde in San Francisco empfangen. Also ist hier meine wahre Heimat.«
    Ich wechsele das Thema und gebe das wieder, was ich von Luis Manuel und Angel erfahren habe. Als sie auf dem Laufenden ist, drücke ich die Wahlwiederholung auf meinem Handy und reiche es ihr.
    Wir sehen uns an, während es läutet. Als Luis Manuel sich meldet, sieht Whim weg und spricht mit ihm. Sie zögert. Auf Englisch sagt sie dann zu mir: »Er sagt, er hätte erst eine Frau und danach einen Mann gesehen und dass Angel das verdreht hat.«
    Ich frage mich, warum Angel gelogen hat. »Wann war das?«
    Sie gibt die Frage weiter und lauscht. »Er sagt, die Frau ist so gegen zehn da gewesen und der Mann ungefähr eine Viertelstunde später.«
    »Sag ihm Danke von mir … oh, und frag ihn, ob Angel ihm seinen Teil von dem Zwanziger gegeben hat.«
    Sie fragt und schüttelt dann den Kopf.
    Ich atme schwer aus. »Ich möchte mich für die Informationen gerne erkenntlich zeigen. Wie kann ich das?«
    Sie spricht ins Telefon. »Er will nichts. Dein Verlust tut ihm sehr leid.« Dann dankt sie Luis Manuel und legt auf. »Und was jetzt?«, fragt sie und reicht mir das Handy zurück.
    Das Mitgefühl dieses Fremden rührt mich so sehr, dass ich ein Schluchzen unterdrücken muss. »Essen bestellen. Mein Hirn braucht Futter.« Dann fällt mir ein, dass ich meine Googlesuche nie beendet habe. »Hey … was sagt dir der Ausdruck ›komm schon?‹«
    Whim greift in eine Schublade. »Das sagen die Hockeyspieler immer, bevor

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