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Spittelmarkt

Spittelmarkt

Titel: Spittelmarkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernwald Schneider
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Schauspielers Gustav Helmholtz. Die beiden drehen in Hollywood einen Film. Sie ist auf ein paar Tage länger in New York geblieben und wird ihm morgen Abend nach Hollywood folgen.«
    »Das hat sie Ihnen erzählt, ja?«
    »Glauben Sie etwa, dass es nicht stimmt?«
    Florence schloss für einige Momente die Augen, und sowie sie sie wieder öffnete, hatte sie wohl ihre Fassung zurückerlangt. »Nehmen Sie sich vor dieser Frau in Acht«, erklärte sie, »und das ist kein galanter Hinweis, sondern eine ernst gemeinte Warnung.«
    Zuerst der kleine Professor und nun auch Florence! Warum warnten mich denn alle Leute vor dieser Frau? »So wie Sie das sagen, Florence, könnte man geneigt sein zu glauben, dass Sie sie kennen.«
    »Ich muss sie nicht kennen, um zu wissen, wer sie ist.«
    Ich starrte sie an. Ihre aufrechte Gestalt, ihre schattenhafte Schönheit, all das schien mir wie von einer tiefen, kaum erträglichen Aura der Tragik umweht, so sehr, dass ich sie am liebsten wachgerüttelt hätte, während ich zugleich das Gefühl hatte, dass diese Mühe vergeblich sein würde.
    »Wer ist sie denn?«
    Florence’ blaue Augen, die groß, tief und umwölkt in ihren Höhlen lagen, blickten mich nachdenklich an. »Sie ist das, was man einen Engel des Todes nennt. Sie gehört zu ihnen.«
    »Sie gehört zu wem?«
    »Zu der Gesellschaft um meinen Mann!«
    »Ich nehme an, Sie sprechen von dieser Loge? Sind Sie sich in dieser Sache wirklich sicher?«
    »Ich weiß nicht, ob sie zu der Loge gehört, andererseits steht sie mit Sicherheit mit ihnen in enger Verbindung. Ich glaube, ja, ich habe sie sogar schon einmal mit Philipp zusammen gesehen. Ja, ich bin mir sicher.«
    »Aber Florence, Sie müssen sich irren! Ich habe Irene Varo zufällig kennengelernt. Was für ein merkwürdiger Zufall sollte das denn sein, dass sie Philipp Arnheim kennt?«
    »Zufall? Es ist natürlich kein Zufall, dass sie hier ist. Sie haben es so geplant.«
    »Das ist doch Unsinn! Was Sie da sagen, Florence, ergibt einfach keinen Sinn!«
    »Ich kenne diese Leute!«, sagte Florence. »Man darf sie nicht unterschätzen!«
    »Sie müssen mir das erklären.«
    Florence blickte zur Seite, wie um sich zu vergewissern, dass niemand sich uns näherte. »Sie werden mich besser verstehen, nachdem ich Ihnen etwas über die ›Brüder und Schwestern vom Licht‹ erzählt habe.«
    »›Brüder und Schwestern vom Licht‹? Ist das der Name dieser Loge?«
    »Ich habe selbst zu ihnen gehört«, erwiderte Florence.
    »Wie sind Sie denn an diese Leute gelangt?«
    »Durch Philipp. Nach und nach hat er mich mit der Organisation vertraut gemacht. Zuerst wirkte alles ganz harmlos und auch interessant; ich hielt den Okkultismus, den sie pflegten, den Weg des spirituellen Kriegers, wie sie es nannten, mehr für eine Art Spielerei als für einen Weg zur Erleuchtung. Doch bald war ich begeistert, denn ich machte Fortschritte, entdeckte innere Welten, die mir unbekannt gewesen waren, ich schien eine Art Naturtalent zu sein. Was ich nicht sah – oder nicht sehen wollte – war die Tatsache, dass unsere Gemeinschaft nicht nur das persönliche Glück oder Erwachen der einzelnen Mitglieder, sondern geheime politische Ziele verfolgte, die viel weiter gingen, Ziele, die damit einhergingen, die Inhalte von Gut und Böse zu vertauschen und eine Menschheit zu formen, in der es keine Liebe und Mitmenschlichkeit mehr gibt. Am Ende musste ich erkennen, dass einflussreiche Kräfte bereits begonnen hatten, die okkulten Ziele unserer Gesellschaft in die Politik umzusetzen, und dass diese Menschen, selbst wenn sie keinen Erfolg haben sollten, mit ihrer pechschwarzen Magie großes Leid über zahlreiche Menschen bringen würden. Ich sah deshalb keine andere Möglichkeit mehr, als diese Gesellschaft von Satanisten zu verlassen, was aber nur in der Weise möglich war, dass ich sämtliche Brücken hinter mir abbrach und nicht nur meinem Ehemann, sondern auch Deutschland den Rücken kehrte.«
    Eine Zeit lang dachte ich über das Gehörte nach. »Es gibt viele Logen und Geheimbünde in Deutschland! Einige von ihnen bekämpfen sich sogar untereinander! Trotzdem führen sie allesamt ein Schattendasein und meiden die Öffentlichkeit – der Einfluss dieser Leute reicht nicht wirklich über ihre inneren Zirkel hinaus.«
    »Diese Gesellschaften haben es nicht nötig, das Licht der Öffentlichkeit zu suchen. Für die öffentliche Wirksamkeit sind andere da, mit denen sie jedoch in geheimer Verbindung stehen.«
    »Ist das

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