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Spittelmarkt

Spittelmarkt

Titel: Spittelmarkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernwald Schneider
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göttliche Höhen hinauf. Dann riss ich mich los, mit einer Anstrengung, die ebenfalls beinahe übermenschlich war. Wie ein Getriebener, von Sehnsucht und Frustration gleichermaßen gepeinigt, rannte ich den Gang hinunter, der zum anderen Ende der Wohnung führte.
    Endlich stieß ich auf die Eingangstür des Apartments, und kurz darauf stand ich in just dem Treppenhaus mit dem Fahrstuhlschacht, durch den ich vor ein paar Stunden mit Irene nach oben gefahren war. Sowie der Lift kam, fuhr ich hinunter in die Halle, erreichte den Innenhof und trat von dort auf das Trottoir der nächtlich leuchtenden Straße hinaus. 50 Meter weiter sah ich ein gelbes Taxi am Straßenrand stehen, und eine Viertelstunde später lieferte mich der Wagen vorm Plaza ab.

9
    Mauern hatten mich umschlossen. War ich in einen Kerker geraten oder in einen Palast? Da waren Treppen, Arkaden, Sockel und Säulen, Ketten und Eisen, nichts Vertrautes, keine Natur, nur eine endlos wuchernde Architektur. Überall öffneten sich Durchblicke in neue grenzenlose Räume, und wohin ich auch blickte, war ich von Räumen umstellt. Ein eigenartiges Instrumentarium erfüllte diese, Foltergeräte, Räder, Rollen und Kräne, Winden und Haken, Seile und Ketten; aber als ich näher hinsah, schien mir, dass es vor allem die Hilfsmittel und Baumaschinen des Gebäudes waren, die ich sah. Pfeiler, Bögen und Gewölbe, Treppen und Brücken waren die Grundfiguren, aus denen das Gebäude bestand. Anderes kam unterstützend hinzu, die Säulen, die Balken, die hölzernen Gerüste, die Leitern, die Streben, die kleinen Galerien. Es stand mir frei, die Treppen hinaufzugehen, die Brücken zu überqueren, die Leitern zu erklimmen und mich in den Galerien ein wenig umzusehen. Ich machte mich auf den Weg, doch schon bald ging ich irr und kam nicht weiter voran. Wege führten im Kreis herum, eine Wendeltreppe drehte sich ins Nirgendwo und eine andere Treppe führte auf eine Mauer zu und hörte dort auf.
    Etwas weckte mich!
    Ich saß aufrecht im Bett! Ein Geräusch? Ja, richtig. Da klopfte jemand heftig an meine Tür.
    »So machen Sie endlich auf!«, hörte ich eine weibliche Stimme, die ich auf Anhieb erkannte. So nackt wie ich war, sprang ich aus dem Bett und öffnete die Tür.
    Die katzenhaft grünen Augen der wunderschönen Frau, die mir gegenüberstand, wanderten an mir herunter.
    »Na prima!«, lächelte sie verführerisch. »Wie ich sehe, haben Sie schon auf mich gewartet und sind für mich bereit.«
    »Kommen Sie herein«, bat ich sie und half ihr schnell aus dem Mantel.
    Sie schlüpfte aus den Schuhen, zerrte den Kleiderfummel von ihrer Haut und stieg nackt zu mir auf das Bett. Ich war verrückt vor Verlangen und setzte mich mit dem Rücken zur Wand und sie sich mir gegenüber, wobei sie ihre langen Beine um meine Hüften schlang, sodass unsere Geschlechter einander berührten.
    Sie schmiegte sich an mich und legte ihre rechte Hand an meine Rippen. »Sie sind ein gut aussehender Mann«, sagte sie und streichelte meine linke Seite, »was für eine weiche Haut Sie für einen Mann doch haben! Wir werden Freude aneinander haben!« Ihr Gesicht kam ganz nahe, ihre Zunge und ihre Lippen strichen über mein Ohr. Ihre Brustwarzen waren aufgerichtet, ihr eigenes Verlangen zweifellos echt.
    »Ich habe einen Wunsch«, flüsterte sie mit ihrem heißen Atem.
    »Sprechen Sie! Ich werde Ihren Wunsch erfüllen!«
    »Ich möchte Sie fesseln.«
    »Fesseln?«
    »Ich will Ihnen eine größere Freude bereiten, als Sie sich jemals erträumt haben. Und Ihre größere Freude wird auch die meine erhöhen.«
    Etwas ließ mich zögern; sie merkte es und schmiegte ihren warmen, seidigen Körper noch enger an den meinen. »Seien Sie kein Spielverderber«, raunte sie mir lieblich ins Ohr. »Sie wissen gar nicht, worauf Sie verzichten würden.«
    »Also gut«, gab ich raunend zurück. Ich war viel zu stark erregt, um irgendeinen Widerstand leisten zu können; ich wollte nur noch Lust, alles andere war mir egal; ihr selbst schien es ganz ähnlich zu gehen.
    Sie löste sich ohne Umschweife von mir, stand vom Bett auf und trat zu ihrem Mantel. Gleich darauf kehrte sie mit einer zusammengerollten Schnur zurück; in Wahrheit ein dünner und elastischer Strick, offenbar aus Gummi.
    »Strecken Sie sich aus und legen Sie die Arme über den Kopf!«, sagte sie und band mein rechtes Handgelenk an das Bettgestänge, bevor sie den Strick zwischen meinen gespreizten Beinen hindurchführte, ihn geschickt straff zog und um

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