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Spitze Buben

Spitze Buben

Titel: Spitze Buben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Cook
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geschnappt und wieder zum Spielen zurückgeholt.
    Am Fuß der Wände stapelten sich die Opfer. Die Augen des Lulatschs glühten, und kein bloßer Sterblicher konnte ihn beruhigen. Einige sehr erfahrene Sterbliche hatten es versucht, vergeblich. Sie ruhten unter den Ausfällen.
    Ich kannte den Berserker. Er hieß Lou Latsch und war einer meiner besten Freunde. Von Beruf war er Hufschmied und Besitzer eines Mietstalls, ein frommer Mann, der so freundlich war wie kaum ein anderer. Er hätte lieber einen Umweg in Kauf genommen, als eine Kakerlake plattzutreten. Ich habe selbst erlebt, wie er um eine Motte weinte, die von einer Kutsche überfahren worden war. Wie wir alle, hat auch er seine Zeit im Cantard abgedient, aber bestimmt hatte er selbst dort niemandem Gewalt angetan.
    Ich spielte kurz mit dem Gedanken, beruhigend auf ihn einzureden, ließ es aber mit der Überlegung bewenden. Wir waren gute Freunde, aber unter dem bedauernswerten Haufen am Fuß der Wände befanden sich auch einige andere gute Freunde von ihm. Alle mochten Lou Latsch.
    Und während meiner fünf Jahre bei den Königlichen Marines hatte ich alles über Helden erfahren, was man wissen mußte.
    Es war völlig unmöglich, daß Lou Latsch so wütend werden konnte.
    Morpheus Ahrm beobachtete die ganze Sache höchstpersönlich stinksauer von der Treppe zu seinem Büro aus. Morpheus ist ein dunkler, gutaussehender Typ, obwohl er sich für meinen Geschmack etwas zu schnieke herausputzt. Was er trug, wirkte wie auf den Leib geschneidert. Bei mir dagegen wirkt alles nach zehn Minuten, als hätte ich darin geschlafen.
    Morpheus war so genervt, daß er sich dazu hinreißen ließ, die Hände zu ringen.
    Wahrscheinlich würde ich mich auch aufregen, wenn jemand meine Bude auseinandernahm. Die Freudenhöhle hatte zwar als Scheinfirma angefangen, Morpheus arbeitete in Wirklichkeit als Meuchelmörder und Knochenbrecher, aber mit Ahrm war sie gewachsen.
    Eine untersetzte, schlanke Gestalt schlich durch die Menge und sprang Lou Latsch auf den Rücken. Der große Bursche brüllte auf und wirbelte herum. Aber er konnte seinen Reiter nicht abschütteln. Es handelte sich um Poller, Morpheus' Neffen. Seine Mutter hatte ihn seinem Onkel aufs Auge gedrückt, weil sie nicht mehr mit ihm fertig wurde.
    Eine Weile hielt Poller sich einfach nur fest. Doch als er sich seiner Position sicher war, ließ er mit einer Hand los und fummelte an seinem Gürtel herum. Lou Latsch drehte sich weiter um sich selbst. Er brauchte etwas länger, bis er begriff, daß alles Drehen und Herumgeschlage und Gebrüll ihm nicht die Bürde von seinem Rücken nehmen konnte.
    Er hielt inne und orientierte sich an irgendwelchen Sternen, die nur er sehen konnte. Offenbar rieten sie ihm, rückwärts zu laufen und Poller an die Wand zu quetschen.
    Poller dagegen hegte ganz andere Pläne.
    Er wollte in den Augen seines Onkels zum Helden mutieren.
    Nicht, daß der Junge blöd war: Er litt nur unter dem elfentypischen Größenwahn.
    Als er die Hand wieder hob, hielt er einen schwarzen, ledernen Totschläger darin und versuchte, ihn Lou Latsch über den Schädel zu ziehen. Nicht schwer zu erraten, wer dabei nicht mitspielte.
    Der Totschläger zeigte dennoch, wie sehr man Lou Latsch schätzte. Der Bursche hatte ganz offenbar vor, die ganze Welt zu Klump zu schlagen, aber trotzdem wollte ihn niemand so dringend daran hindern, daß er es in Kauf genommen hätte, ihn zu töten. Alle in der Freudenhöhle wollten ihn nur unter Kontrolle bekommen. Das entspricht wahrhaftig nicht gerade dem normalen Verhalten in Tun-Faire. Ein Leben ist hier mit Abstand die billigste Handelsware.
    Morpheus reagierte, als er merkte, was der Junge vorhatte. Er lief nicht und schien es auch nicht besonders eilig zu haben, aber sein Timing war perfekt. Er kam in dem Moment an, als Poller seinen ersten Schlag gelandet hatte, und einen Augenblick, nachdem Lou Latsch seinen Lauf gegen die nächste Wand startete. Er stellte dem großen Kerl ein Bein.
    Kawumm!
    Lou Latsch landete rücklings auf dem Boden. Poller ließ ihn gerade noch rechtzeitig los, um nicht als Sandwichbelag zu enden. Er hatte echt Schwein. Statt zerquetscht zu werden und sich ein paar Knochen zu brechen, verlor er einfach nur das Bewußtsein.
    Nicht so Lou Latsch. Mein alter Kumpel versuchte aufzustehen. Morpheus schlug ihn ein paarmal. Er war so schnell, daß man die Bewegungen kaum sah. Es gefiel Lou Latsch nicht. Er kam zu dem Schluß, daß er diesen Totschläger von sich

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