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Spitze Buben

Spitze Buben

Titel: Spitze Buben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Cook
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dahinter war scharf und wendig wie eh und je. Dann verwandelte sich das Lächeln in eine zynische und mißtrauische Grimasse. »Also, was verdanken wir die Ehre, nach all den Jahren?«
    Die andere Hälfte des »wir« war die diebischste Hauskatze, die jemals gelebt hat. Wie Schönchen war auch sie uralt. Auch schon damals war sie alt und diebisch und müde gewesen. Dabei blickte sie mich an, als erinnere sie sich ebenfalls.
    Man konnte Schönchen nichts vormachen. Sie merkt es immer sofort. Das hatte ich gelernt, noch bevor ich sechs war. »Geschäfte.«
    »Ich hab' von den Geschäften gehört, die du betreibst.«
    Also war die Überraschung, mich zu sehen, nur gespielt? »Klingt, als würdest du es mißbilligen.«
    »So wie du es angehst, machst du dich zum Narren. Du wirst damit nicht glücklich.«
    »Könnte stimmen.«
    »Setz dich.« Stöhnend setzte sie sich in den Lotussitz. Daß sie es beherrschte, hatte mich als Kind fasziniert. Und es erstaunte mich jetzt noch. »Was hast du hier zu schaffen?« Die Katze sprang ihr in den Schoß. Ich versuchte mich an den Namen des Viehs zu erinnern, vergeblich. Hoffentlich kam diese Frage nicht zur Sprache.
    »Hexenkram, vielleicht. Ich suche nach einem verschwundenen Mädchen. Der einzige Hinweis, den ich habe, ist ein Anzeichen für Hexerei in ihrer Suite.«
    Schönchen knurrte. Überflüssig zu fragen, warum ich damit zu ihr gekommen war. Sie war eine der größten Lieferanten von Hexenzubehör: Hühnerlippen, Krötenhaare und Froschzähne. »Hat sie es zurückgelassen?«
    »Offenbar.« Schönchen lieferte die besten Rohstoffe, obwohl ich nie begriffen hatte, wie sie das bewerkstelligte. Sie verließ nie ihr Haus, um Vorräte anzuschaffen, und ich kannte niemanden, der das Zeug im Großhandel vertrieb. Man munkelte, Schönchen wäre trotz ihrer bescheidenen Lebensweise reich. Das leuchtete mir ein. Sie belieferte den Zauberhandel schon seit Generationen. Sie mußte Kisten voll Gold irgendwo versteckt haben.
    »Kann mir nicht vorstellen, daß eine Hexe so was tun würde.«
    »Ich auch nicht.« Gelegentlich mißachteten Banditen die Lehren der Geschichte und versuchten, Schönchen auszurauben. Keiner hatte damit Erfolg. Und der Mißerfolg war für gewöhnlich sehr schmerzhaft. Schönchen mußte selbst eine ziemlich fähige Hexe sein.
    Das hatte sie allerdings niemals zugegeben. Sie behauptet nie, irgendwelche besonderen Kräfte zu besitzen. Das machen auch nur Schwindler. Die Tatsache, daß sie im Umgang mit den Haien der Branche alt und grau geworden ist, spricht für sich selbst.
    Ich erzählte ihr meine Geschichte und ließ dabei nichts aus, weil das sinnlos gewesen wäre. Sie war eine sehr gute Zuhörerin.
    »Der Regenmacher ist darin verwickelt?« Ihr ganzes Gesicht legte sich in Falten, als sie die Stirn runzelte. »Das gefällt mir nicht.«
    »Aha?« Ich wartete.
    »Wir haben ihn eine Weile nicht zu Gesicht bekommen. Schon damals war er nicht sehr beliebt.«
    »Aha?« Schönchen plaudert gern. Wenn sie Lücken im Gespräch füllen kann, dann rückt sie vielleicht mit etwas Nützlichem heraus. Oder sie ergreift die Gelegenheit, mich über ihre Gebrechen und Zipperlein aufzuklären. »Die Leute sagen mir immer wieder, daß er mies ist, aber sie wollen mir nie so recht erklären, warum eigentlich. Es ist schwer, vor jemandem Angst zu haben, wenn man sich fünf Jahre lang mit den besten Männern der Venageti gemessen hat und noch schwerer, wenn man sich mit Leuten wie Kain Kontamin herumschlägt.« Kain ist der Boß der Bosse in TunFaire, Kopf des organisierten Verbrechens, der Gilde.
    »Kain benutzt Folter und Mord und die Androhung von Gewalt als Werkzeug. Der Regenmacher verletzt die Menschen aus Spaß. Ich vermute, daß er eifrigst darauf bedacht ist, nicht aufzufallen. Sonst würde er nicht die Leute ins Aderlaß-Spital stecken. Wir haben Stücke von ihnen in der ganzen Stadt verstreut gefunden.« Sie fuhr fort, ein Porträt von Hackebeil als Sadisten zu zeichnen, womit ich eine weitere Ansicht von ihm bekam.
    Langsam beschlich mich eine böse Ahnung, was ein Treffen mit dem Kerl anging. Aber ich mußte es hinter mich bringen, wenn auch nur, um ihm klarzumachen, daß man keinen Kerl in die Klapsmühle steckt, nur weil man ihn nicht mag.
    Schönchen plapperte weiter, erzählte mir Tatsachen, Verrücktheiten, Gerüchte und Spekulationen. Sie wußte eine ganze Menge über Hackebeil, von früher. Von dem jetzigen konnte sie mir leider nichts erzählen.
    »Gut«,

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