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Spitze sein, wenn's drauf ankommt

Spitze sein, wenn's drauf ankommt

Titel: Spitze sein, wenn's drauf ankommt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mathias Herzog
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    Energiefresser und das Wintermärchen
    Während andere als Kind Feuerwehrmann oder Krankenschwester werden wollen, hat dieses junge, sympathische Mädchen das Ziel, Sportlerin zu werden. Als Kind träumt sie bereits vom Olympiasieg. Viele schmunzeln und denken sich: „Ne, klar, passt schon!“ Doch ihr Traum scheint schneller Realität zu werden als erhofft. Schnell gilt sie als Jahrhunderttalent. Bereits als Teenager erreicht sie mehr als andere Sportler in ihrer gesamten Karriere. Der flinken Blondine eilt bereits als 15-Jährige der Ruf eines „Rohdiamanten“ voraus. Mit 16 Jahren holt sie den ersten von sieben WM-Titeln bei den Juniorinnen. 2007 gewinnt sie bereits mit 19 Jahren ihren ersten Weltcup und drei Weltmeistertitel. Im Jahr darauf folgen weitere drei Weltmeistertitel, der Gesamtweltcupsieg und die Wahl zu Deutschlands Sportlerin des Jahres 2008 – das ganze bereits mit 20 Jahren. Damit ist sie die jüngste Gesamtweltcupsiegerin aller Zeiten.
    Vom Traum zum Trauma
    Alles scheint in bester Ordnung: Siege, Titel, Preisgelder, knapp zwanzig Sponsorenverträge und tausende Fans, die sie frenetisch feiern und lieben. Doch dieser Erfolg hat auch seine Kehrseite: die hohen Erwartungen – die eigenen und vor allem die der anderen. Alle erwarten plötzlich DIE Traumkarriere mit weiteren Erfolgen. Darüber hinaus eilt sie von Termin zu Termin, auf und neben der Piste und dem Schießstand wollen alle „Lena“: Medien, Werbepartner, Fans. Touristen klopfen in ihrer Heimat Wallgau an ihre Haustür, um ein bisschen zu quatschen. 52 Ein Stalker droht, sie zu ermorden. Der Rummel um ihre Person macht der bodenständigen Skijägerin aus Oberbayern extrem zu schaffen. Diese vielen Energiefresser sorgen dafür, dass sich Verletzungen und Krankheiten häufen. Irgendwann streikt die Psyche. „Manchmal hatte ich vorm Telefonklingeln Angst, weil ich dachte, es will schon wieder jemand was von mir.“ 53 Statt Ruhe, um wieder zu Kräften zu kommen und die Batterien aufzuladen, beginnt die neue Saison 2008/2009. Und alle erwarten natürlich Siege: „Zweite Plätze sind eine Niederlage.“
    Hinzu kommen ihre unbeständigen Schießleistungen, besonders beim Stehendschießen. Diese „Schwäche“ wird ständig in den Medien thematisiert und in der Öffentlichkeit fixiert – ein zusätzlicher Energiefresser, der Stress hervorruft. Trotz stabiler Trainingsergebnisse im Schießen ist sie den Stresssituationen im Wettkampf nicht gewachsen. Ein Mittel von 65 % beim Stehendschießen bedeutet eine Platzierung auf den hinteren Rängen des Starterfeldes. 54 Anfang 2009 lässt sie beim Weltcup in Antholz fünf von fünf Scheiben stehen. „Damals in Antholz hatte ich vorm Schießen plötzlich Angst. Das war ein Schock, ich dachte, ich lasse meine Waffe fallen.“ 55 Alles dreht sich nur noch ums Schießen. Sie sagt: „Ich habe mir am Start bereits überlegt, was ich im Ziel sage, warum es nicht geklappt hat! … Manchmal habe ich das Gefühl, dass ich nie eine gute Schützin werde.“ 56
    Der Traum wird Gold
    Sie leidet, grübelt und überlegt nach der Saison 2008/2009, den Biathlonsport an den Nagel zu hängen: „Es gab eine Phase, in der ich sagte, ich kann, ich will nicht mehr.“ 57 Doch sie kämpft, um ihre Karriere und vor allem darum, den Spaß am Sport wiederzuentdecken. Sie krempelt ihr Leben um und sucht sich Unterstützung bei einem Heilpraktiker, der ihr einfach nur zuhört und einige Tipps gibt. Besonders die enge Beziehung zu ihrer Familie in ihrer Heimat Wallgau dient ihr als Kraftquelle und Ruhepol. Sie beseitigt wesentliche Energiefresser: Sie reduziert ihre Termine, lernt öfters „Nein“ zu sagen, konzentriert sich wieder mehr auf ihren Sport und vor allem auf sich selbst. Sie arbeitet und lebt noch professioneller. Heute sagt sie: „Ich komme mit mir besser zurecht, glaube an mich. Es geht um die positive Einstellung zum eigenen Leben. Die habe ich jetzt wieder.“ 58 Sie lernt, den Druck von außen weniger an sich heran zu lassen: „Wenn ich immer mein Bestes gebe, brauche ich mir auch nichts vorzuwerfen. … Oft werde ich ja als schlechte Schützin dargestellt, dabei stimmt das gar nicht. Ich weiß, dass ich schießenkann, meine Technik ist nahezu perfekt. Es liegt am Kopf und daran habe ich gearbeitet…“ 59
    Die Biathletin bezwingt ihre Selbstzweifel und gewinnt ihre alte Stärke zurück. Die Saison 2009/2010 wird ihre Saison. Mit ihrer beständig

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