Splitter im Auge - Kriminalroman
wenigen Sätzen, wie die Zusammenarbeit mit der Polizei in Holland gestaltet wurde. Es gab ein paar offizielle Abkommen und Verträge, die den kurzen Dienstweg möglich machten, so oft es ging.
»Noch wichtiger sind aber die persönlichen Kontakte«, sagte Böttcher. »Ich habe schon mal Erik Janssen von der Polizei in Venlo angerufen und euer Kennzeichen durchgegeben. In Holland sind die Kennzeichen nämlich nicht wie bei uns an Orte gebunden, sondern werden frei vergeben. Insofern haben wir Glück, denn der Halter wohnt nicht irgendwo in Rotterdam, sondern ist eine Firma in Venray, das liegt hier.« Er zeigte den Ort zuerst auf einer Karte, die an der Wand hing, ging dann zum Tisch und markierte auf Battos Ausdruck mit dem Funkmast die ungefähre Lage von Venray. »Ihr seht, das ist zwar ganz in der Nähe, aber außerhalb dieses Sektors, was immer das zu bedeuten hat.«
Eine Stunde später empfing sie Erik Janssen im Politiebureau in Venlo, ein großer, schlanker Mann, der wahrscheinlich älter war, als er aussah, und der Batto an ein Poster erinnerte, das Bernie, der Kollege im Zimmer nebenan, damals in der Polizeischule über dem Bett hängen hatte. Darauf waren drei uniformierte Polizisten abgebildet, ein deutscher und ein holländischer, die Nationalität des dritten hatte Batto vergessen, denn der Interessante war eindeutig der Holländer gewesen. Während die beiden anderen mit zackiger Kurzhaarfrisur in die Kamera lächelten, zeigte der Holländer schon damals, Ende der Siebziger, einen blonden Pferdeschwanz unter der blauen Mütze. Erik Janssen hätte dieser Kollege sein können, nur dass er keine Uniform trug, sondern einen schwarzen Schlabberanzug.
Janssen begrüßte Böttcher wie einen guten Freund und die anderen deutschen Kollegen wie alte Bekannte in perfektem Deutsch. Bei einem Verbindungsbeamten zur deutschen Polizei auch nicht so verwunderlich, dachte Batto.
»Die Firma heißt Altraxx Solutions und ist eine Beratungsfirma«, sagte Janssen, nachdem Batto und Renate Winkler ihn ins Bild gesetzt hatten, »die sich auf die Beratung von Unternehmen in der Chemiebranche spezialisiert hat, jedenfalls geht das aus der Beschreibung im Handelsregister hervor. Sie hat ihren Sitz in der Julianasingel in Venray, und Geschäftsführer ist ein Deutscher namens Maximilian Trampe, der im selben Haus eine Wohnung hat.«
Als der kleine Konvoi die Polizeidienststelle in Venlo verließ, hatte Batto den Eindruck, dass Erik Janssen den Aufwand für ein wenig übertrieben hielt, den die deutschen Kollegen aus Dortmund wegen einer Überprüfung betrieben, aber gesagt hatte er nichts. Sie fuhren auf die A73 und eine knappe halbe Stunde später durch die Julianasingel in Venray, eine wunderschöne Allee, die zwischendurch immer wieder von dichter Bebauung unterbrochen wurde. Sie hielten vor einem zweigeschossigen Haus, neben dessen Eingangstür verschiedene Firmenschilder angebracht waren. Auf einem modernen aus Plexiglas stand Altraxx Solutions. Batto drückte den Klingelknopf mit demselben Namen, aber nichts tat sich. Nach dem dritten Fehlversuch probierten sie es unter M. Trampe, drei Klingelschilder weiter oben, aber auch da blieb alles stumm. Erst bei der Firma neben Altraxx tat sich etwas.
Batto und Erik Janssen gingen allein, und die junge Dame an der Rezeption zeigte den beiden ein Zuckerlächeln. Janssen unterhielt sich auf Holländisch mit ihr, und Batto verstand zwischendurch ein paar Namen.
Als sie wieder bei den anderen auf dem Bürgersteig in der Sonne standen, brachte Janssen alle auf Ballhöhe.
»Sie sagte, Max Trampe wäre selten da und viel auf Reisen. Auch wäre er wenig in der Wohnung. Jetzt hätte sie ihn schon lange nicht mehr gesehen. Eine Garage gäbe es im Haus nicht, und sie wundere sich über den silbernen Passat, weil sie den Wagen noch nie gesehen hat. Aber sie sagte, Trampe hätte vorher noch eine andere Firma gehabt, deren Sitz aber nicht hier gewesen sei.«
Er zückte sein Handy, klappte es auf und ging etwas abseits.
Batto sah, dass Jana Goll im Wagen sitzen geblieben war, und er ging zu ihr. Steiger hatte von ihr erzählt, dass sie eine fähige Kollegin sei und dass er sie mochte. Batto konnte das verstehen, schon wegen ihrer Augen. Er begann ein Gespräch mit ihr, und sie machte einen etwas verhaltenen Eindruck. Er konnte nicht einordnen, ob das Sorge um ihren Kollegen war, oder ob sie immer noch nicht wusste, ob sie ihn hätte verpfeifen dürfen.
Nach ein paar Minuten machte
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