Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Splitter im Auge - Kriminalroman

Titel: Splitter im Auge - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
Vom Netzwerk:
Bruder erreichen?«, fragte Erik Janssen.
    »Bedaure, ich weiß es nicht. Wie gesagt, ich bin gerade eben erst angekommen.«
    Janssen gab Trampe seine Karte. »Kann Ihr Bruder mich bitte anrufen, wenn er zurück ist? Nur für ein paar Fragen. Und hätten Sie eine Karte von sich, falls ich noch etwas wissen möchte, für alle Fälle?«
    »Selbstverständlich«, sagte Trampe, zückte eine schwarze Mappe und gab Janssen ein weißes Kärtchen. Er wies mit der Hand auf die drei Autos der Polizisten. »Ermitteln Sie immer so intensiv bei Vermisstensachen?«
    Erik Janssen lächelte: »Ich sagte doch, wir überprüfen mehrere Fahrzeuge, da kann man nicht genug Leute haben.«
    Gute Idee, guter Mann, dachte Batto, und sie fuhren los. Nach wenigen Metern stoppte er den Wagen noch einmal und stieg aus.
    »Ach, Herr Trampe«, er erwischte ihn gerade noch, bevor er im Haus verschwunden war. »Sie fahren ja nicht selbst. Darf ich fragen, wie Sie vom Flughafen oder Bahnhof hierhergekommen sind?«
    Wieder hatte Batto den Eindruck, dass der Mann einen Moment zu lange überlegte.
    »Ich habe mich bringen lassen«, sagte er.
    Batto nickte und fand, dass das eine clevere Antwort war. Er stieg wieder ein und gab Gas, um die anderen einzuholen.

55
    Steiger hatte von Leuten gelesen, die sich in Höhlen verirrt hatten und denen ihr Zeitgefühl in der Dunkelheit gänzlich abhandengekommen war. Er konnte das nachvollziehen. Obwohl der Schwindel fast völlig verschwunden war, hätte er nicht sagen können, ob seit dem Aufwachen eine Stunde oder fünf Stunden vergangen waren. Der Lichtstreifen unter der Tür veränderte sich nicht, schien daher von einer Lampe zu kommen, schätzte er. Die Schmerzen in seinem gesamten Körper nahm er in Wellen wahr, in manchen Momenten spürte er fast nichts, in anderen war er kurz davor, es nicht mehr auszuhalten.
    Er hatte von sich immer das Bild gehabt, dass er sich im Leben relativ wenig vormachte und den Dingen in die Augen sah. Deshalb war er der Frage nur am Anfang ausgewichen, ob er diesen Raum, der irgendwo in einem Keller zu sein schien, noch einmal lebend verlassen würde. Jetzt ließ er sie an sich heran, und die Wucht, mit der ihn die Erkenntnis traf, dass seine Chancen, hier zu sterben, relativ groß waren, überraschte ihn. Er zitterte und fühlte die Angst in sich wie einen Parasiten, der sich festgebissen hatte und den man nicht loswurde.
    Der Mann, der mit ihm in diesem Raum war, machte seit einiger Zeit Geräusche, die er vorher nicht gemacht hatte. Steiger hielt es für möglich, dass er bei dem Sturz etwas beschädigt hatte, was den Mann unter Drogen hielt, und dieser jetzt langsam erwachte. Die Stange und der Schlauch konnten zu einem Tropf gehört haben.
    Mittlerweile war er sicher, auf der richtigen Spur gewesen zu sein. Alles sprach dafür, dass der Passat, der in der Garage stand, das Auto war, das bei den Taten gesehen worden war.
    Wieder begann er zu zittern, und dieses Mal so heftig, dass er kaum seinen Atem kontrollieren konnte. Er musste an seine Schwester denken und sah Carolas Bild vor sich, so klar wie schon lange nicht mehr. Dann das seiner Mutter, und selbst sein Halbbruder, den er noch nie gesehen hatte, kam ihm in der Gestalt in den Sinn, die er ihm in den letzten Wochen in seiner Fantasie gegeben hatte. Zuletzt erschien das Bild seines Vaters. Er sah ihn, wie er im Schuppen saß, das Holzmesser in der Hand hielt und es mit blauer Farbe anmalte. Er konnte fast die Farbe riechen, die Farbe und den würzigen Geruch seines Vaters, und ihm fiel etwas ein, was er fast vergessen und woran er Jahrzehnte nicht gedacht hatte. Er wusste nicht mehr, wie alt er gewesen war, vielleicht drei oder vier, als er nachts einen entsetzlichen Traum hatte, in dem ihn eine Raubkatze verfolgte, die immer näher kam, ihn aber nicht erreichte. Zum Glück war er aufgewacht, allerdings durch eine Sirene, mit der damals noch die Feuerwehr alarmiert wurde. Dieses Heulen hatte ihm solche Angst gemacht, dass er nicht zu beruhigen gewesen war, und noch heute fand er den Ton unangenehm und bedrohlich. Damals hatte sein Vater ihn zum ersten Mal zu sich ins Bett geholt, und er hatte den Rest der Nacht an dessen Seite verbracht. Den Widerstand des großen Körpers beim Sich-Andrücken und die Rauheit der haarigen Beine zu fühlen, wenn seine Füße an ihnen herabglitten, hatte ihn damals wieder einschlafen lassen, und die Raubkatze war nicht mehr zurückgekommen.
    Vom Zellengenossen war im Augenblick nichts zu

Weitere Kostenlose Bücher