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Splitter im Auge - Kriminalroman

Titel: Splitter im Auge - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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besonderes Datum für Jungen war. Albert Trampe erinnerte sich, zu seinem achten Geburtstag von seinem Vater ein Buch geschenkt bekommen zu haben, in dem viele dieser Bräuche aufgeführt waren: dass Indianerjungen mit acht ihre ersten Waffen bekamen oder man bei Südseestämmen ab diesem Tag im Männerhaus schlafen musste.
    Robert sah, wie alle ein Geburtstagslied sangen, wie sie lachten, wie auch das Gesicht seines Vaters lachte, und in dem Augenblick passierte das, was er nun schon kannte. Sein Körper glitt auf den seines Bruders zu, ging fast in ihm auf, war ihm ganz nah, aber immer so, dass sie zwei Körper blieben. Das Eigenartige daran war, das er sich zu teilen schien, dass er die Hände seines Vaters auf seinen Schultern spürte und gleichzeitig von außen betrachten konnte, wie dessen Hände auf den Körpern beider Jungen ruhten, wie sein Lächeln nicht erstarb, was sonst stets der Fall war, wie es anhielt, wie es auch ihm galt. Und jetzt, am Morgen dieses achten Geburtstages seines Bruders Maximilian, hörte er es zum ersten Mal, erst undeutlich und leise, dann immer lauter. Es war eine Stimme in seinem Kopf, deren Klang ihm fremd war, die er nicht kannte und die etwas sagte, immer wieder, immer lauter.
    Die Stimme sagte: »Stoß ihn weg!«

9
    2010
    Als Steiger kurz vor halb elf zum »Totenschädel« kam, stand Battos weißer Porsche davor und leuchtete wie eine zu weiß geratene Jacketkrone. Eine der Röhren im Schild »Bei Christa« war seit Monaten kaputt, und Steiger fragte sich, ob das außer ihm überhaupt jemandem auffiel. Vielleicht lag es auch daran, dass die Kneipe eigentlich »Bei Helga« heißen müsste, aber Helga, die jetzige Wirtin, hatte die Kneipe vor mehr als zehn Jahren von Walter übernommen, und da hieß sie auch schon »Bei Christa«. Vermutlich konnte sich von den Gästen niemand mehr an Christa erinnern, nicht mal der Bootsmann, der hier zu wohnen schien, und es war den meisten auch egal. Wichtig war, dass ihnen jemand das Bier hinstellte und sich jeden Sermon anhörte, auch noch morgens um drei, wenn die Zunge spröder war als ein Stück Roheisen.
    Drinnen war die Luft zum Schneiden. Das war immer so und lag daran, dass der Laden ziemlich klein war und dass bei Christa noch geraucht werden durfte, was die meisten auch taten. Genauer gesagt waren Nichtrauchergesetze hier noch nie ein Thema gewesen. Selbst der inoffizielle Namensgeber der Kneipe, ein Totenschädel oben im Regal neben den Schnapsflaschen, hatte eine Kippe in einer seiner Zahnlücken. Das Ding sei echt und nicht aus Plastik, beteuerte Helga gegenüber jedem, der es bezweifelte, aber wirklich nachgeprüft hatte es noch niemand.
    Batto saß vor einem Bier an der Theke und sah auf den Fernseher, der knapp unter der Decke angebracht war und auf dem ohne Ton ein Fußballspiel lief. Sonst waren noch sechs Gäste da, die meisten kannte Steiger, grüßte in die Runde und bekam mehrfach ein kurzes Nicken zurück. Er hatte kaum auf dem Hocker neben Batto Platz genommen, da stellte Helga ihm ein Bier hin. Helga war klein, zierlich, hatte eine Figur, als ob sie Marathon liefe, und den Teint einer Indianerin. Dabei war ihr Lebenswandel alles andere als gesund. Sie schlief maximal fünf Stunden am Tag, hatte sie Steiger einmal erzählt, trank zwar keinen Alkohol, dafür fast ausschließlich Kaffee und rauchte eigentlich ununterbrochen.
    »Na, habt ihr euren ukrainischen Lkw rechtzeitig von der Straße bekommen?«, fragte Steiger, nachdem er den ersten Schluck Bier genommen hatte. »Im Funk hab’ ich hinterher kaum noch was gehört.«
    »War nicht so problematisch. Ist tatsächlich einer von der Brücke gesprungen. Der Fahrer wollte ausweichen und ist in die Leitplanke gerauscht, hat ihn aber trotzdem noch erwischt. Zum Glück war der Zug noch zu schleppen. Nach eineinhalb Stunden rollte alles wieder.«
    Wenn Polizisten zusammenkamen, wurde meistens über den Dienst geredet, jedenfalls am Anfang. Eigentlich war Steiger das schon immer auf die Nerven gegangen, aber es schien so etwas wie ein Naturgesetz zu sein, und er hatte irgendwann aufgehört, sich dagegen zu wehren.
    Nach einer Viertelstunde wechselte Vicky, die am anderen Ende der Theke gesessen hatte, mit langsamen Schritten auf den Platz neben Steiger.
    »Hallo, Steiger«, sagte sie und sah dabei Batto an. »Na, heute in Begleitung hier?«
    Vicky war fast jeden Abend im »Totenschädel« und hatte um diese Zeit schon genug Bier intus, um sich freier zu fühlen, als sie es

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