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Splitter im Auge - Kriminalroman

Titel: Splitter im Auge - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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das Innere ihres Zivilwagens in eine Räucherkammer und sahen Menschen zu, die Rindenmulch, Zement oder Schüppenstiele in ihren Autos verstauten.
    Steiger hatte die Daten seines Halbbruders am Nachmittag natürlich schon abgefragt und wusste jetzt, dass Artur Stojkovic, geboren am 31. Mai 1965 in Dortmund, polizeilich kein unbeschriebenes Blatt war. Der Mann hatte eine Kriminalakte: Auch, wenn er seit ein paar Jahren die Füße still gehalten hatte, waren doch ein paar Einträge wegen Hehlerei und kleinerer Betrügereien zu finden. Um den Knast war er nur deshalb herumgekommen, weil seine letzte Strafe zur Bewährung ausgesetzt worden war. Steiger wusste, dass er den Mann irgendwann treffen würde, aber das und alles andere, was mit seinem Halbbruder zu tun hatte, war ihm im Augenblick noch so gleichgültig, dass es ihm selbst nicht ganz geheuer vorkam.
    »Da kommt er.« Brüschins Stimme kam dünn aus dem Funkgerät, und im selben Augenblick fuhr ein silberner Audi an ihnen vorbei auf den Parkplatz. Der Fahrer war ein junger Mann mit blonden Haaren, den Beifahrer hatte Steiger nicht erkannt. Der Wagen fuhr langsam eine Runde über den gigantischen Parkplatz, das erfuhren sie durch die Meldungen der anderen Wagen, dann kam er zurück und setzte rückwärts in eine Parklücke. Es waren fünf Zivilwagen auf dem Parkplatz verteilt, aber der Zufall wollte es, dass Steiger und Krone jetzt am nächsten standen. Eine Weile passierte nichts. Trotz der Spiegelung auf der Scheibe war zu erkennen, dass der Fahrer mit dem Handy telefonierte. Eine aktuelle Telefonüberwachung lief nicht, das wusste Steiger, also mussten sie warten, was passierte. Zwischen Steigers Wagen und dem Audi lag nur eine Fahrbahn und ein Reihe parkender Autos. Wieder tat sich ein paar Minuten nichts. Dann kam ein grauer Opel und setzte rückwärts in eine Parklücke nur zwei Autos vom Audi entfernt. Der Fahrer machte keine Anstalten auszusteigen, dafür öffnete sich nach einer Weile die Beifahrertür des Audis. Jetzt konnten sie erkennen, dass der Beifahrer älter war als der Fahrer, schwarze Haare hatte und mit einer Plastiktüte in der Hand in den Opel einstieg. Steiger teilte all das und den genauen Standort in knappen Worten per Funk mit und sagte: »Wenn, dann jetzt, Leute.«
    Als von Brüschin das »Okay, Steiger! Ihr den Opel, wir den Audi« kam, startete Krone den Wagen, umkurvte in aller Ruhe die Reihe parkender Autos, um nicht aufzufallen, und stellte sich dann seelenruhig so vor den grauen Opel, dass der kaum noch zehn Zentimeter Rangierabstand hatte.
    Jetzt ging alles ganz schnell. Steiger sprang aus dem Wagen, zog dabei seine Waffe, riss die Fahrertür auf und hielt dem Fahrer die Pistole vors Gesicht.
    »Polizei!«, rief er, »Hände auf das Lenkrad und sonst keine Bewegungen, klar. Es ist vorbei.«
    Dasselbe passierte mit zwei Sekunden Verzögerung auf der anderen Seite, nur dass Krone seine zweihundertzwanzig Pfund gerade noch rechtzeitig vor die Beifahrertür gewuchtet bekam, um den zweiten Mann daran zu hindern abzuhauen. Über die Autodächer hinweg hörten sie die »Polizei«-Rufe der anderen Kollegen, die sich den Audifahrer zwei Boxen weiter geschnappt hatten, dann war alles gelaufen. Sie zogen die beiden aus dem Auto, legten sie auf den Boden und fesselten sie. Ein paar Rentner blieben mit offenem Mund stehen und vergaßen, ihre Fliesen einzuladen, sonst hatte kaum jemand etwas von der Aktion bemerkt.
    Am Anfang hatte Steiger nach solchen Situationen oft eine ihm fremde Befriedigung gefühlt, ein fast euphorisches Gefühl dazuzugehören, ein kleiner Teil von etwas Großem zu sein, das sich in eine Richtung bewegte und das meistens siegte. Dabei war es völlig gleichgültig, ob jemand wie Krone auch Teil dieses Organismus war, Typen, die man sonst nicht mochte und mit denen man nach Möglichkeit am Abend kein Bier trinken gehen würde. In solchen Einsätzen funktionierte ein anderer Teil der Persönlichkeit dieser Leute, der damit nichts zu tun hatte und dem man im Zweifelsfall völlig vertraute.
    Während er seine Waffe im Schulterholster verstaute, erinnerte er sich an dieses Gefühl, aber es war nicht mehr da.
    Ein junger Kollege aus dem KK 12, den er nicht mit Namen kannte, griff in die Plastiktüte und hielt eine braune Platte Haschisch hoch.
    Dann war es ja nicht umsonst, dachte Steiger und hätte gegen ein paar Gramm als kleine Anerkennung nichts einzuwenden gehabt.
    Die drei Leute wurden mit drei Autos abgefahren, Jürgen

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