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Splitter im Auge - Kriminalroman

Titel: Splitter im Auge - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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fragte: »Was ist?« und sah ihn verständnislos über die Schulter an.
    Der Mann war mittlerweile ausgestiegen und auf dem Weg zur Haustür, blieb aber stehen, als Jana seinen Namen rief.
    Steiger stieg auch aus und folgte seiner Kollegin, die ihn kurz ansah und dann die Angelegenheit regelte, als Steiger keine Anstalten machte. Der Mann tat völlig überrascht, dass ein Haftbefehl gegen ihn bestand, hatte aber genug Geld im Haus, um die Festnahme zu verhindern. Jana wickelte auch den Rest der Sache ab.
    Steiger sagte kein Wort, sah die ganze Zeit das Bild von Bakary Yameogo vor sich, wie er in Knastkleidung und mit gesenktem Kopf dagesessen hatte, und er erinnerte sich an den Blick des Schwarzen, als er gestern gegangen war.
    »Was war denn das grad’ für ’ne Nummer?«, fragte Jana, als sie mit dem Geld und den Unterlagen im Auto saßen. »Danke für die Unterstützung.« Sie sah sauer aus, und es war nicht gespielt.
    »Wie geht es ihm?«, fragte Steiger, und ihm fiel gar nicht auf, dass er ihre Frage nicht beantwortet hatte.
    Nach einem Anruf im Knast eine Stunde später waren andere Bilder in ihm. Jetzt hing der Afrikaner mit einem dünnen, weißen Seil um den Hals, das aus feinen Stoffstreifen gebastelt worden war, an der Heizung, oder er lag leblos auf einem Bett, angeschlossen an Schläuche und Maschinen, die rhythmische Geräusche machten.
    Steiger nahm sein Handy und wählte die Nummer, Toni Sawitzkis Nummer.

35
    Obwohl Steiger ziemlich an dem interessiert war, was Toni Sawitzki ihm zu sagen hatte, bekam er Janas Blick mit. Sie sah die Journalistin anders an, längst nicht mehr so feindselig und skeptisch wie beim ersten Treffen, im Gegenteil, er hatte fast den Eindruck, es könnte so etwas wie Interesse sein, oder sogar Sympathie, warum auch immer.
    Er hatte Jana vorher völlig reinen Wein eingeschenkt, wie er Toni Sawitzki kennengelernt hatte, wie er zu ihr stand und was sie miteinander zu tun hatten, nur die Sache mit der gelegentlichen Kohle hatte er weggelassen. Er hatte gesagt, was er vorhatte, und ihr die Wahl gelassen, aber sie musste nur kurz überlegen, hatte ihn angesehen und sich dann entschieden mitzukommen. Allerdings unter der Voraussetzung, dass sie hinterher noch versuchten, den zweiten Haftbefehl zu vollstrecken. Steiger hatte zugesagt, denn der Einsatz mit den Leuten vom Einbruch würde nicht stattfinden, der Mann war den Kollegen durch die Lappen gegangen.
    Toni hatte ein Café in der Innenstadt vorgeschlagen.
    »Also«, sagte sie, als Steiger und Jana sich gesetzt hatten, »die beiden letzten Tage war irgendwie tote Hose bei mir, da hab’ ich mich mal an unser Archiv gemacht und mit einigen Suchbegriffen gespielt, die ich aus dem wenigen, was du mir über diesen Fall erzählt hattest, raushören konnte. Na ja, ich finde, ich hab’ da was ganz Interessantes gefunden.«
    Nachdem Steiger ihr gleich zu Beginn verklickert hatte, dass Jana im Bilde war, erzählte die Journalistin wesentlich freier als beim letzen Mal.
    »Vor zwei Jahren, genauer im Mai 2008, wurde in Mülheim ein vierzehnjähriges Mädchen getötet, die Tochter einer tamilischen Familie, die hier Asyl hatte. Man fand sie in einem Waldstück nicht weit von der B1. Auch sie war vorher drei Tage verschwunden gewesen und ist sexuell missbraucht und wohl übel zugerichtet worden. Schon einen Tag später hatte die zuständige Essener Mordkommission als Täter einen Bekloppten ermittelt, so eine Art Dorftrottel in Stadtversion, den in dem Viertel jeder kannte. Die Spuren waren wohl so eindeutig – Sperma und alles mögliche andere –, dass er aus der Nummer nicht mehr rauskam, obwohl er bestritt, etwas damit zu tun zu haben. Ich habe natürlich nicht die Vernehmung gelesen, weiß auch nicht, wie so ein Geistesgestörter vernommen wird, aber in den Zeitungsberichten war davon die Rede, dass er sich nicht erinnern konnte, wo er zwei Tage lang gewesen war. Das hat er auch noch später vor Gericht gesagt.«
    Sie sah Steiger mit aufeinandergepressten Lippen an, Jana sah ihn auch an, und er wusste nicht, was er von der Sache halten sollte. Natürlich, es stimmte einiges überein, aber solche Fälle hatte es über die Jahre reichlich gegeben, wenn man ehrlich war. Meistens ließen Vergewaltiger ihr Sperma am Opfer, das bei Sexualmorden eben tot war. Er spürte seine Skepsis und hatte keine Ahnung, woher die kam, vielleicht hatte er in den letzten Tagen zu oft gehört, dass er ein Idiot war.
    »Irgendwas habe ich noch vergessen«,

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