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Splitter im Auge - Kriminalroman

Titel: Splitter im Auge - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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sagte Toni, als Steiger keine Reaktion zeigte, und zog einen Block aus der Umhängetasche. Sie fand es nach kurzem Blättern. »Genau, sie hatten den Tatort nicht, etwas, was der Verteidiger vor Gericht wohl ziemlich ausgeschlachtet hat. Letztlich hat es dem Typen aber nicht geholfen.«
    »Aber sein Sperma war am Opfer?«, fragte Steiger.
    »Ja«, sagte Toni, »nach allem, was in den Zeitungen stand, war das so, und zwar reichlich. Die Kollegen mit den großen Buchstaben haben sogar was von ›überall Sperma‹ in der Überschrift geschrieben.«
    Sein Sperma war am Opfer, ging es Steiger durch den Kopf, und das war verdammt noch mal nur möglich, wenn er sie gevögelt hatte. Mochte es noch so viele bescheuerte Parallelen geben, mochte der Täter sich nicht erinnern, und mochten sie den Tatort nicht gefunden haben, aber er hatte sexuellen Opferkontakt, und das ohne jeden Zweifel. Genau wie Yameogo. Jeder Ermittler mit einigermaßen gesundem Menschenverstand würde den Aktendeckel schließen, ein Kreuz bei »Geklärt« machen und sich ein paar Bier gönnen. Und vielleicht wäre das genau das Richtige.
    »Wie sind sie auf den Täter gekommen?«, fragte er.
    »Keine Ahnung«, sagte Toni, »jedenfalls hab’ ich nichts darüber gelesen, aber damit haltet ihr Bullen ja ohnehin meist hinter dem Berg, wie heißt es so schön? ›Aus ermittlungstaktischen Gründen.‹«
    Sie sagte es ohne eine Spur von Peinlichkeit oder Schuldbewusstsein und bekam auch nicht Janas leise Empörung mit, die wahrscheinlich von dem Wort Bullen herrührte.
    Sie unterhielten sich noch ein paar Minuten, aber das war alles, was Toni über den Fall wusste. Der Täter war vom Gutachter als nicht schuldfähig eingestuft worden, saß jetzt aber im Maßregelvollzug und würde wohl für den Rest seines Lebens die Welt hinter einem fünf Meter hohen Zaun erleben. Sie zahlten und gingen gemeinsam.
    »Toni!«, rief Steiger ihr draußen hinterher, als sie schon fast im Auto saß.
    »Ja?«
    »Warum hast du überhaupt nach dieser Sache gesucht?«
    Sie blickte einen Moment auf den Boden und zuckte mit den Schultern.
    »Keine Ahnung. Hatte wohl irgendwie das Gefühl, es könnte ’ne Story werden.«
    Jana und Steiger gingen eine Zeitlang schweigend nebeneinander, als erwarte jeder vom anderen das erste Wort.
    »Und?«, fragte er schließlich und blieb stehen.
    »Was, und?«
    »Na, was hältst du als angehende Top-Ermittlerin des PP Dortmund von der Sache? Du willst doch mal Karriere machen, oder?«
    Jana überlegte eine Zeit. »Ich finde, es ist alles ziemlich eindeutig, aber …« Wieder machte sie eine Pause
    »Aber was?«
    »Es ist eigenartig.«
    Steiger erzählte ihr nicht, dass ihm dieses Wort langsam auf den Keks ging, weil jeder es benutzte, der von der Sache hörte. Ganz klar, er musste sich entscheiden und fragte sich, womit er besser leben würde, wenn er in einem Jahr oder wann auch immer darauf zurückblickte, und als er das tat, fiel ihm auf, dass so eine Frage verdammt nach Batto klang.
    Er sah auf die Uhr, es war fünf nach zwei. Als sie am Auto ankamen, ging er wie selbstverständlich zur Fahrertür.
    »Ich habe den Schlüssel«, sagte Jana und hielt ihn hoch.
    Er machte nur eine Handbewegung, und sie warf ihm den Schlüssel über die Motorhaube zu.
    »Kann ich erfahren, was das wird?«
    »Du kannst mir helfen«, sagte er im Wagen und sah sie an. Sie zuckte unkontrolliert mit den Schultern, was er als diffuse Zustimmung nahm. »Ich setz’ dich an der Dienststelle ab, und du machst jetzt zwei Stunden lang irgendwelchen Schreibkram, okay? Ich bin auf Außenermittlung, wenn einer fragt, irgendeine unbedeutende Nachfrage.«
    Sie ließ sich ein paar Augenblicke Zeit, und Steiger konnte sehen, wie es in ihrem Kopf arbeitete.
    »Es wäre mir eine große Hilfe«, schob er hinterher.
    »Und wo ermittelt Herr Hauptkommissar Adam so ganz allein, wenn ich fragen darf?«, sagte sie spitz, aber die Zustimmung war nicht zu überhören.
    »Fragen darfst du, aber glaub mir, es ist besser, wenn ich dir gesagt habe, dass ich nur kurz was nachfrage, da musst du nicht lügen.«
    Sie nickte mit zusammengekniffenen Augen.
    Er hatte sich schon abgewandt und die Hand am Zündschlüssel, sah sie jetzt aber noch einmal direkt an und sagte: »Auch wenn ich weiß, dass wir ein Team sind.«
    Wieder sah er auf die Uhr. Es müsste in zwei Stunden zu schaffen sein, vorausgesetzt, die A40 war frei.

36
    Die Situation war schwierig, und Steiger hatte genau überlegt. Hätte er

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