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Splitter

Splitter

Titel: Splitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Fitzek
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Richtung Deutsche Oper. »Weshalb bist du mit deinen Geldproblemen nie zu mir gekommen?«
    Marc tastete nach dem Tablettentütchen in seiner Jacke und stellte fest, dass er es in dem Unfallwagen verloren haben musste. Jetzt blieb ihm nichts anderes übrig, als zu hoffen, dass die Übelkeit nicht noch größer werden würde.
    »Mal davon abgesehen, dass wir uns in der letzten Zeit nicht gerade nahe standen?« Benny warf ihm einen knappen Blick zu und lachte. »Du hast keine neunzigtausend Euro.«
    Großer Gott. So viel? »Wofür denn nur, um Himmels willen?«
    »Besser, wenn du das nicht weißt.«
    Marc versuchte, jetzt nicht wieder laut zu werden. Es hatte noch nie etwas gebracht, mit seinem Bruder zu streiten.
    Je stärker man in ihn zu dringen versuchte, desto mehr verschloss er sich. »Aber warum Valka? Verdammt, ich kenne Menschen, die dir nicht gleich die Kniescheibe rausreißen, wenn du mal mit einer Rate im Rückstand bist«, sagte er ruhig.
    »Ach ja? Wenn du damit auf deinen Schwiegervater anspielst, dann kann ich nur lachen.«
    »Wieso?«
    »Der ist pleite.« « Was?«
    Eine weitere Ampel wechselte von Gelb auf Rot. Für Benny nur ein Zeichen, weiter zu beschleunigen, obwohl alle anderen Fahrzeuge neben ihnen bremsten.
    »Wie meinst du das ?«, fragte Marc konsterniert. »Pleite. Hat das Wort denn noch eine andere Bedeutung?« Benny warf einen Blick in den Rückspiegel, als hätte er Angst, wieder verfolgt zu werden. Als Marc sich nach hinten umdrehte, konnte er jedoch niemanden erkennen.
    »Er hat sich mit seiner Klinik übernommen. Liest du keine Zeitung?«
    Nein. In den letzten Wochen hat mich die Außenwelt kaum interessiert.
    »Außerdem hat einer seiner Chirurgen fehlerhafte Herzklappen implantiert oder so was. Nicht Constantins Schuld, aber den Prozess hat er trotzdem an der Backe. Ihm soll noch nicht einmal die Villa mehr gehören, zu der wir gerade fahren.« Benny sah Marc von der Seite an. »Du willst doch noch dorthin, oder etwa nicht?«
61. Kapitel
    Das menschliche Gehirn ist in der Lage, selbst unumstößliche Wahrheiten zu verdrängen, denen sich jeder einmal stellen muss: Alter, Krankheit, Verfall, der eigene Tod. All das kommt auf jeden von uns zu, und doch erscheint es unwirklich. Jemand anderes mischt die Karten, mit denen wir spielen, und sooft wir darüber verzweifeln, so dankbar sind wir letzten Endes über die Gnade des Systems. Denn würden wir den Weg des Lebens weitergehen, wenn wir in die Zukunft sehen könnten?
    Diese Frage stellte sich Marc, als er vor der Villa seines Schwiegervaters stand. Benny war im Auto geblieben und hatte versprochen, in der Einfahrt auf ihn zu warten, auch wenn er von dem Plan, der sie hierher geführt hatte, nicht überzeugt war.
    »Wonach suchst du?«, hatte er ihn noch beim Aussteigen gefragt.
    »Nach der Wahrheit«, hatte Marc geantwortet. Wollte Constantin ihn wegen seiner Schulden in den Wahnsinn treiben? Wollte er Marc entmündigen, damit er als sein Betreuer an die Erlöse aus dem Drehbuchverkauf käme? Wie auch immer, Marc wollte sein Leben zurück, selbst wenn es das eines Witwers war. Und er wusste, dass Constantin zwischen ihm und der Wahrheit stand. Er musste ihn zur Rede stellen. Dann würden die Dinge ein Ende haben. So oder so. Er hämmerte gegen die Tür. Früher hatte Constantin immer einen Zweitschlüssel im Bootshaus versteckt für den Fall, dass er sich einmal aussperren sollte. Doch diese unvorsichtigen Zeiten waren lange vorbei. Nach dem Einbruch vor drei Jahren, durch den Sandra ihr erstes Kind verloren hatte, war ein Sicherheitsexperte engagiert worden. Seitdem gab es eine Videoüberwachung, die Besucher im Inneren des Hauses mit einem unaufdringlichen Signalton ankündigte. Und statt des Schlüssels benötigte man einen passenden Fingerabdruck. Doch heute musste Marc seinen Zeigefinger nicht auf das kalte Lesegerät am Eingang pressen. Denn die Tür war bereits offen. Sie schwang auf, als er klopfte.
    »Hallo?«
    Marc trat in die Vorhalle, und schon hier spürte er die Veränderung, auch wenn alles noch an seinem Platz zu stehen schien: der kleine Beistelltisch direkt am Eingang, wo man Handy und Schlüssel ablegen konnte, die großen Marmorkugeln, die die beiden Treppenaufgänge säumten. Und der gewaltige, silbern gerahmte Spiegel, in dem Besucher größer und schlanker wirkten, als sie tatsächlich waren. Normalerweise gab das den Gästen gleich beim Betreten des Hauses ein gutes Gefühl, doch das wollte sich bei Marc heute

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