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Splitter

Splitter

Titel: Splitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Fitzek
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Winkel.
    »Leider wollte der Klinikleiter zu den Vorwürfen keine Stellung beziehen. Unser Kamerateam erhielt Hausverbot.«
    Die Reportage endete mit einer letzten Einstellung von Sandra in der Klinik. »Er kann sich an nichts mehr erinnern«, wiederholte sie. »Nicht an mich. Nicht an das Baby.« Tränen liefen ihr die Wangen hinab. »Großer Gott, er weiß noch nicht einmal, dass es Komplikationen gibt.«
    Komplikationen?
    Seine Frau sprach jetzt direkt in die Kamera. »Marc, wenn du das hier hörst, dann komm zu mir.« Sie schluchzte. »Bitte, mit unserem Baby stimmt etwas nicht. Sie müssen es früher holen.«
    Und damit endete der Zuspielfilm, und das unsägliche Geschnatter des Moderatorenduos setzte wieder ein. Sie grinsten, als hätten sie gerade eine LiveschaItung zum Oktoberfest beendet.
    »So, Sie können weiterhin abstimmen«, lachte der Mann. »Würden Sie Ihr Gedächtnis löschen lassen, damit Sie sich nicht mehr an schlimme Erlebnisse erinnern müssten?«
    »Oder … », fügte die Frau an, « … sagen Sie, nein, das ist nichts für mich, wie man ja am Beispiel von Marc Lucas sieht. Dessen Frau entbindet übrigens heute Nachmittag. Ihr Baby soll in diesen Minuten in der Senner-Klinik per Kaiserschnitt zur Welt kommen, und es ist doch wirklich tragisch, dass der Vater … »
    Marc stand auf, hielt sich die Ohren zu und versuchte die Moderatoren mit seinem Schreien zu übertönen, um den Wahnsinn nicht länger ertragen zu müssen. In dieser Sekunde wurde in der Einfahrt ein Gewehr abgefeuert.
63. Kapitel
    Als er unten ankam, schlug sein Bruder mit dem Kopf gegen den Mast einer Gartenlaterne. Irgendwie musste es ihm gelungen sein, aus dem Auto zu fliehen und dem Angreifer die Waffe zu entreißen. Das Gewehr lag einen halben Meter entfernt neben einem Zierstrauch. Sein Besitzer nahm gerade Anlauf, um Benny mit voller Wucht in die Nieren zu treten. Marc hatte keine Ahnung, ob es der Motorradfahrer von vorhin oder ein neuer Scherge war, den Valka gesandt hatte. Der Mann trug keine Skimaske mehr, allerdings wirkte seine Figur viel zu massiv für eine Person, die Sportmotorräder bevorzugt.
    Benny gelang es nicht, sich aufzurichten, und er versuchte, auf allen vieren aus der Gefahrenzone zu kriechen. Vergeblich. Der Angreifer trat ihm von hinten zwischen die Beine, und Benny schnappte wie ein Klappmesser zusammen. Dann beugte sich der Schläger nach unten. Währenddessen war Marc lautlos um das Auto herumgeschlichen, dem jetzt die Windschutzscheibe fehlte. Nun trennten ihn noch zwei Meter von dem Gewehr, mit dem der Killer die Scheibe herausgeschossen haben musste. Er wollte den Abstand weiter verkürzen, da drehte sich der bullige Typ lachend zu ihm um.
    »Seh ich aus wie eine Nutte ?«, fragte er. Marc hob beide Hände.
    Jetzt, da er das Gesicht von vorne sah, erkannte er den Mann, der seinen Bruder umbringen wollte.
    »Hallo, Valka!«
    Er war noch fetter, als er ihn in Erinnerung hatte. »Sieh mal einer an, der liebe Mr. Streetworker. Na, da ist die Band ja wieder vollzählig.«
    Eddy grinste überheblich und kontrollierte das Magazin der Pistole. Anders als die Pumpgun neben der Hecke, die nach jedem Schuss mit neuer Munition bestückt werden musste, war Bennys Waffe ausreichend geladen.
    »Ein Jammer, dass du damals wegen dieser Nutte bei uns ausgestiegen bist.«
    »Seit wann machst du dir wieder selbst die Hände schmutzig?«, fragte Mare. Sein Atem dampfte, doch er spürte weder die Kälte noch den Wind, der vom See herüberwehte. Die Angst wärmte ihn von innen. »Seitdem dein Bruder versucht hat, den Ficker zu ficken«, antwortete Yalka, wobei er Benny bei jedem FWort ins wehrlose Gesicht trat. Seltsamerweise schützte sein Bruder mit den Oberarmen nur die Magenpartie und nicht das Gesicht. Dickes Blut lief ihm aus Mund und Nase.
    »Ah, auch ein Eddie-Murphy-Fan«, rief Mare, bevor der Irre ein drittes Mal zutreten konnte.
    Yalka stutzte. »Was?«
    »Das war ein Filmzitat: >Versucht nie, einen Ficker zu ficken< oder so ähnlich. Aus >Die Glücksritter<, aber egal. Du hast das auch ganz gut rübergebracht, Yalka.« Eddy grinste, dann sah er nach unten auf das menschliche Bündel zu seinen Füßen. »Und für diesen Klugscheißer hier bist du in der Klapse gesessen?«
    »Leck mich!«, krächzte Benny und verlor einen Schneidezahn.
    In weiter Ferne dröhnte die Hupe eines Lastkahns, der sich seinen Wasserweg Richtung Glienicker Brücke bahnte. Mare sah sich um. Die Grundstücke in dieser Gegend waren so

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