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Splitter

Splitter

Titel: Splitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Fitzek
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einem selbst bekannt sei. Erst nach einer Weile registrierte er, dass die Musik aus dem Radio kam. Marc stellte es ab und griff nach dem Türöffner.
    »Halt an!«, sagte er leise.
    Benny zeigte ihm einen Vogel. »Einen Scheiß werde ich.«
    »Mit einem Mörder will ich nichts zu tun haben.«
    »Fängst du jetzt auch schon so an wie die Irre? Ich habe niemanden umgebracht!«
    Sie bogen mit gemäßigtem Tempo in den Kreisverkehr an der Siegessäule. Benny atmete tief durch. In dem Polo stank es nach Erbrochenem und billigem Parfüm. Vermutlich hatte jemand versucht, Ersteres mit Letzterem zu überdecken.
    »Und wieso hast du dann einen blutigen Müllsack und ein halbes Waffenlager spazieren gefahren?«, fragte Mare. »Die Waffen gehören mir nicht.«
    »Wem dann?«
    »Valka.«
    »Was hast du getan?«
    »Nichts, ich hab mir nur Geld geborgt.«
    »Wofür?«
    »Ein todsicheres Geschäft, ist doch jetzt egal. Ich hatte Valka gebeten, es auf das Konto meines Geschäftspartners zu überweisen. Doch der Deal ist geplatzt, ich wurde verarscht.«
    »Und was ist das für Kohle, die in der Sporttasche steckt?«
    Benny warf einen flüchtigen Blick auf die Rückbank, wo die blutverschmierte Segeltuchtasche lag.
    »Einen Teil habe ich behalten. Den hat Valka mir in die Klinik geschmuggelt. Aber mir fehlt die andere Hälfte, um alles wieder zurückzahlen zu können.« Sein Bruder hielt das Lenkrad nur mit einer Hand. Mit der anderen massierte er sich das Bein, mit dem er Gas gab. »Und jetzt hast du seine Killer an der Backe?«
    »So in etwa. Valka wollte mir die Schulden erlassen, wenn ich einen Job für ihn erledige.«
    Sie wechselten die Spur und überholten einen Studenten, der auf der Straße des 17. Juni einen Parkplatz suchte. Die Uni und damit der nächste Kreisverkehr waren noch eine Ampel entfernt. »Was für einen Job?«
    »Ein Journalist, Ken Sukowsky, hat über Valka recherchiert. Zu gut recherchiert. Ich sollte ihn töten und seine Finger abschneiden. Vielleicht auch umgekehrt. Dann sollte ich sofort die Stadt verlassen.« Er sah in den Rückspiegel.
    »Verdammt, ich müsste schon seit Stunden in Amsterdam sein. Jetzt bin ich geliefert.«
    »Wieso?«
    Benny seufzte. »Weil ich natürlich nur geblufft habe. Gestern Abend bin ich bei Sukowsky gewesen. Hab ihn gewarnt. Danach wollte ich eigentlich die Runde machen und mich verabschieden. Du weißt schon, bei allen, denen ich etwas zu verdanken habe. Freunde, Bekannte oder auch Fremde, die mir geholfen haben, wenn’s mir schlecht ging. So wie der Professor.« Er griff in die Seitentasche seiner Fliegerjacke und reichte ihm einen zerknitterten Zettel. Von der Liste mit den zehn Einträgen waren die ersten drei Namen abgestrichen, zuletzt der von Haberland. Marc stellte fest, dass sein eigener nicht aufgeführt war.
    »Das war der eigentliche Grund, weshalb ich mit euch rausgefahren bin. Während du mit Haberland spazieren warst, hab ich ihm einen Teil von Valkas Kohle auf den Küchentisch gelegt. Er war einer der wenigen, die sich wirklich um mich gekümmert haben. Der Doc hat es verdient.«
    Das ist es also. Langsam ergab alles einen Sinn. »So wie Leana?«, fragte Marc.
    Sie hielten an einer Ampel, und Benny sah ihn erstaunt an. »Hast du dich bei deiner Krankenschwester auch mit Valkas Kohle bedankt?«
    »Fünfzehntausend, ja«, nickte Benny nach einer langen Pause.
    »Ich dachte, ich kann die Stadt verlassen, bevor Eddy es sich zurückholen will. Doch dann hat er das Ultimatum vorgezogen. »
    »Was ist in dem blutigen Beutel gewesen?«, fragte Marc, immer noch misstrauisch.
    »Ein Schweinekopf. Mein Abschiedsgeschenk für Valka. Er sollte es finden, wenn er den Kofferraum aufmacht und ich längst nicht mehr im Lande bin.« Die Ampel schaltete wieder auf Grün, und irgend wie schien damit auch der Damm gebrochen zu sein, der Benny bislang am Reden gehindert hatte. Jetzt sprudelte alles nur so aus ihm heraus: wie er gestern Nacht in die Verkehrskontrolle geraten war, bei der um ein Haar die Waffen in seinem Kofferraum entdeckt worden wären, mit denen er den Journalisten hatte töten sollen. Schließlich erzählte er Marc sogar von dem ermordeten Mädchen in seiner Wohnung. »Und dann bist du mit dieser Paranoiden auf der Bildfläche erschienen, ich konnte nicht rechtzeitig abhauen, und jetzt haben mich Eddys Leute am Arsch.«
    Benny zog nach rechts und nahm in letzter Sekunde die Ausfahrt des Kreisverkehrs am Ernst-Reuter-Platz. Sie jagten die Bismarckstraße hinunter

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