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Splitter

Splitter

Titel: Splitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Fitzek
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all das kann Ihr Gedächtnis reaktivieren und die schrecklichen Erinnerungen an den Unfall wieder hervorrufen.«
    »U nd wie wollen Sie ihn aus meinem Kopf löschen ?«, fragte Marc.
    »Gar nicht.« Bleibtreu brach die andere Glasampulle. »J edenfalls nicht isoliert. Wir können leider nur Ihr gesamtes Gedächtnis tilgen.«
    »Moment mal.« Marc räusperte sich und tippte gegen einen letzten grauen Bereich am Vorderhirn des Modells. »Habe ich das richtig verstanden, Sie wollen mir alle Erinnerungen nehmen?«
    »Die künstliche Herbeiführung einer totalen Amnesie. Ja. Das ist die einzige Möglichkeit. Daran forschen wir.« Bleibtreu drehte das Modell zu Marc, damit dieser besser sehen konnte, wie sich die rote Farbe immer weiter ausbreitete.
    »Ein Gedächtnisverlust wird im Wesentlichen durch drei Faktoren ausgelöst«, zählte er auf. »Durch starke traumatische Erlebnisse, die der menschliche Geist vergessen will, durch Gehirnschädigungen infolge eines Unfalls und durch chemische Wirkstoffe wie Betäubungsmittel.« Bleibtreu schüttete jetzt den farblosen Inhalt der zweiten Ampulle über den Schwamm, und Marc beobachtete erstaunt, wie die Rotfärbung an einigen Stellen sofort wieder schwächer wurde.
    »Lassen Sie mich raten. Sie setzen auf die Chemie und haben eine Alzheimer-Pille entwickelt, die ich schlucken soll?«
    »So in etwa. Es ist natürlich etwas komplizierter, aber im Prinzip haben Sie recht.«
    »Nur aus rein journalistischem Interesse. Was geschieht danach?«
    Die rötliche Verfärbung war mittlerweile fast vollständig wieder aus dem Schwamm gewichen. »Sie meinen, nachdem wir eine Amnesie bei Ihnen herbeigeführt haben?«
    »Ja.«
    »Ganz einfach. Wir laden Sie wieder auf.«
    »Bitte ?«
    »Natürlich nur mit den Erinnerungen und Erlebnissen, die Sie auch wirklich zurückbekommen wollen. Es ist vergleichbar mit der Neuformatierung eines Computers. Wenn man den Fehler im System nicht erkennen kann, löscht man am besten alles und spielt die funktionierenden Programme nach und nach wieder auf. So würden wir das auch bei Ihnen machen. Sie legen zuvor in intensiven Befragungen fest, woran Sie sich später erinnern wollen. Nachdem wir eine künstliche retrograde Amnesie herbeigeführt haben, werden Sie in der anschließenden Rehaphase wieder mit Ihrer Vergangenheit konfrontiert. Mit Ausnahme der Erlebnisse natürlich, die Sie mit Ihrer Frau verbinden. »
    »Und was ist mit meinem Umfeld?«, fragte Mare. »Meinen Freunden, Bekannten, Sandras Schwiegervater? Sobald ich auf Constantin treffe, wird der mich doch auf den Tod seiner Tochter ansprechen.«
    »Nicht wenn Sie sie nie wiedersehen.«
    »Bitte ?«
    Bleibtreu rollte In seinem Schreibtischstuhl nach hinten und lächelte. Er war ganz in seinem Element und wirkte um Jahre jünger als vorhin in der Limousine. Auch seine Stimme war fester. »Genau deshalb sind Sie der geeignete Kandidat für uns. Sie arbeiten im sozialen Bereich, aber Sie selbst haben kaum ein soziales Umfeld. Ihre Eltern sind früh gestorben, zu Ihrem Bruder haben Sie keinen Kontakt mehr. Im Büro arbeiten Sie mit ständig wechselnden Mitarbeitern, zu Ihren Klienten haben Sie meist nur eine kurze Bindung.«
    »Aber meine Freunde würden mich vermissen.«
    »Die, die in den Groß kanzleien schuften und Ihren Geburtstag vergessen würden, wenn er nicht als OutlookTermin gespeichert wäre?«
    »Aber ich lebe doch nicht in einem Vakuum. Wie stellen Sie sich das vor? Soll ich die Stadt verlassen?« Zu Marcs Erstaunen nickte der Professor. »Wir würden uns natürlich um Ihr neues Leben kümmern. Auch das ist Teil des Experiments. Wir bringen Sie in ein anderes Bundesland, verschaffen Ihnen dort einen Beruf, integrieren Sie in Ihre Nachbarschaft mit einer passenden Legende. Selbst die Transferkosten übernehmen wir. Dabei arbeiten wir übrigens mit Experten aus dem Zeugenschutz zusammen.«
    »Sie sind übergeschnappt«, sagte Marc mehr als Feststellung denn als Frage.
    »Sicher, wir gehen extreme Wege. Aber wer immer nur die ausgetretenen Pfade marschiert, wird nie eine neue Welt entdecken können.«
    Der Professor zog wieder nur die linke Augenbraue nach oben. »Bedenken Sie die Möglichkeiten, Marc. Als einer der ersten Menschen auf diesem Planeten könnten Sie einen psychischen Neuanfang starten. Frei von jeglichem seelischen Ballast, unbeschwert wie ein neugeborenes Kind. Ich rede nicht nur von dem Unfall. Wir lassen Sie alles vergessen, was Sie jemals verletzt hat.«
    Er zeigte auf

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